Lions - Hitze der Nacht
auf zwei winzige Bretter gestellt und bin einen schneebedeckten Berg hinuntergeflogen.«
Brendon blinzelte. »Meinst du Skifahren?«
»Ja. Nie wieder. Was auch genau meine Worte waren, als ich in die Luft flog. Ich habe es außerdem im Krankenhaus noch einmal gesagt. Und während ich im Streckverband lag.«
Er konzentrierte sich auf das Dessert vor sich, um ihr nicht direkt ins Gesicht zu lachen, und fragte: »Hattest du nicht vorher Unterricht genommen?«
»Unterricht? Oh nein. Ich brauchte keinen Unterricht.« Er sah auf und stellte fest, dass sie angewidert von ihrer eigenen Dummheit den Kopf schüttelte. »Weißt du, Sissy sagte, ich bräuchte keinen Unterricht. ›Du bist eine Gestaltwandlerin‹, sagte sie. ›Wir können alles‹, sagte sie. Und die Tatsache, dass ich sechs Tassen heiße Schokolade mit Tequila intus hatte, ließ mich glauben, dass sie recht hatte. Also waren wir da auf diesem Berg irgendwo am Arsch der Welt in der Schweiz, um Mitternacht …«
»Um Mitternacht?«
»Ja. Und ich stand an der Strecke für die kleinen Kinder und dachte: ›Mädchen, hast du deinen verdammten Verstand verloren?‹, und Sissy sagte: ›Wenn du einen Eisbären beeindrucken willst, Ronnie Lee, gehst du besser rüber zu der anderen Piste … ganz da oben.‹ Also ging ich ganz rauf, wie eine verdammte Närrin.«
»Und wie alt warst du da genau?«
»Neunzehn, glaube ich. Neunzehn und dumm wie Bohnenstroh. Dumm und geil.«
»Und der Eisbär?«
Auf Ronnies Gesicht breitete sich ein träges Grinsen aus, das seinen Schwanz hart machte. Brendon musste zugeben, dass er begann, dieses Lächeln zu lieben. »Sagen wir einfach, er sorgte dafür, dass die Nächte in einem einsamen Schweizer Krankenhaus, in dem das Personal, hauptsächlich Schakale, sich über mich lustig machte, schnell vergingen.«
Brendon konnte nicht fassen, was die nächsten Worte waren, die aus seinem Mund kommen wollten, aber er konnte sie nicht zurückhalten. »Und, den Eisbär seither noch mal gesehen?«
Sie sah überrascht aus über die Frage. »Machst du Witze? Das war vor ewiger Zeit. Ich bin mir nicht einmal mehr sicher, ob ich mich an sein Gesicht erinnern würde oder er sich an meines. Abgesehen davon war er nur zu Besuch in der Schweiz, ursprünglich stammte er aus Norwegen. Und soweit ich weiß, haben Sissy und ich dort immer noch Einreiseverbot.«
Seine Eifersucht auf einen großen, dummen Bären verflüchtigte sich, als er Ronnie ansah. »Ihr … ihr wurdet aus Norwegen rausgeworfen? Aus dem Land ?«
»Ja. So viel zum Thema verspannte Leute. Offenbar haben sie keinerlei Sinn für Humor.«
Brendon sah lange auf seinen vollen Löffel hinab. »Ähm … gibt es noch andere Länder, in die du nicht einreisen darfst?«
» Ganze Länder?« Sie zuckte die Achseln. »Na ja, da wäre noch Korea.«
»Nord- oder Südkorea?«
»Beide.«
Brendon legte seinen Löffel nieder. »Beide?«
»Ja. Und dann wurden wir aus Japan ausgewiesen, aber die haben das wieder aufgehoben. Peru und Marokko auch nur vorübergehend. Und dann hat Belgien uns gesagt, dass wir nie wiederkommen sollen, aber das erscheint mir immer noch unfair. Das eine Mal war es wirklich nicht unsere Schuld. Und Deutschland … na ja, sagen wir einfach, die ganze Sache mit der Autobahn ohne Tempolimit – das stimmt nicht so ganz.«
Brendon kannte die deutschen Autobahnen. Er und seine Schwester hatten, nachdem sie mehrere Millionen gemacht hatten, dort Urlaub gemacht, hatten sich Ferraris gemietet und sich auf der Autobahn vergnügt. Sie waren stundenlang Rennen gefahren, aber die Einheimischen hatten sie trotzdem noch überholt.
»Und diese Polizisten sind gemein«, fügte sie hinzu.
»Ihr wurdet auf der Autobahn angehalten?«
Ronnie zuckte wieder die Achseln. »Irgendwann. Als sie uns erwischt haben.«
Brendon lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, die Arme vor sich verschränkt. »Du fährst niemals mein Auto.«
Verwirrt fragte Ronnie: »Warum nicht?« Dann leuchteten ihre Augen auf. »Was für ein Auto hast du?«
»Das ist egal. Du fährst nicht damit. Niemals.«
Brendon besaß mehr als ein Auto. Mit seinem Mercedes fuhr er in der Stadt herum. Aber er hatte einen Jaguar, den er niemals in die Hände dieser Frau geben würde. Sie konnte sich um die Kinder kümmern, aber niemals um sein Auto.
Sie schmollte ungefähr zwei Sekunden, dann sah sie plötzlich panisch aus und versuchte, sich zu ducken.
»Was?« Himmel, er hoffte, dass es kein Exfreund war. Etwas sagte ihm,
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