Lions - Hitze der Nacht
den Händen übers Gesicht und lehnte sich zurück. »Ich habe angefangen, es zu lesen, und alles ist wieder auf mich eingestürmt. Wie langweilig das alles ist. Kein Wunder, dass Sissy Mae mich nicht groß überreden musste zu verschwinden. Und verschwunden bin ich.«
Er kicherte. »Aber ich dachte, du wolltest dein Leben ändern. Sesshaft werden …«
Ronnie setzte sich abrupt auf und schlug ihm die Hand vor den Mund. »Lass uns diese Worte im Moment nicht benutzen.«
Seine goldene Augen sahen sie eindringlich an, und er nahm ihre Hand von seinem Mund. »Was, wenn du den Richtigen finden würdest, Ronnie? Würdest du dann sesshaft werden?«
»Du meinst, den richtigen Wolf?« Sie wollte die Unterschiede klarstellen, denn ihr gefiel der Ausdruck auf seinem umwerfenden Gesicht nicht.
»Warum willst du dich einschränken?«
»Hauptsächlich, weil ich keine seltsam aussehenden Kinder haben will.«
Shaw verdrehte die Augen. »Sag mir nicht, dass du diesen Zucht-Quatsch glaubst. Nur weil zwei verschiedene Rassen sich paaren, heißt das nicht …«
Sie hatte ihre Brieftasche herausgezogen und ihre Fotos ausgeklappt, bevor er seinen Satz beenden konnte. »Einen Sommer waren wir bei Sissy Maes Cousinen in North Carolina. Die Mutter gehört zur Smith-Meute, der Vater ist ein schwarzer Leopard. Das ist ihre Tochter, wenn sie sich verwandelt hat.«
Ronnie reichte Shaw ein Bild von sich, Sissy Mae und ihrer Cousine vor vielen Jahren, auf dem sie nach der Familienjagd zum vierten Juli zusammen herumlagen.
Shaw zuckte zurück. »Himmel!«
»Ja. Genau. Findest du diesen schiefen Zahn attraktiv?«
Er schauderte, versuchte aber, es zu verstecken. »Okay. Das ist ein Beispiel.«
»Wirklich? Hast du schon mal einen Wolf mit einer vollen Mähne gesehen? Oder eine Katze mit einer langen Schnauze?«
Er schüttelte sich wieder. »Okay, okay.« Er deutete auf das Bild. »Aber wie sieht sie als Mensch aus?«
Sie blätterte ein paar Bilder weiter und zeigte ihm eines von den drei Freundinnen am Strand von North Carolina, das ein oder zwei Jahre alt war.
»Wow!« Shaw nahm ihr die Brieftasche aus der Hand. »Sie ist heiß!« Er schaute Ronnie an und dann wieder das Foto. »North Carolina, ja?« Er schubste Ronnie von der Bank. »Dort finde ich das Babe mit dem schiefen Zahn?«
Und dann rannte er so schnell, dass er sich nicht sicher war, ob sie ihn einholen würde.
Brendon sah sich in dem Tanzstudio um und runzelte die Stirn. »Erklär mir bitte, was wir hier machen.«
Aus einem unerfindlichen Grund hatte sie ihn in eines dieser Gesellschaftstanz-Studios geschleppt und sie für einen der Fortgeschrittenen-Kurse angemeldet. Sie wollte ihm nicht sagen warum, aber sie kicherte die ganze Zeit, was ihn langsam sehr nervös machte.
»Würdest du dich bitte endlich entspannen? Du bist so verspannt!«
»Ich bin nicht verspannt. Ich bin nur nicht gern verwirrt. Das haben wir Katzen so an uns.«
Ronnie rümpfte die Nase und sah ihn finster an. »Willst du damit andeuten, dass Wölfe gerne verwirrt sind?«
»Ich will überhaupt nichts andeuten. Ihr seid diejenigen, die ohne ersichtlichen Grund ihren Schwanz jagen.«
Sie wollte ihm wieder auf den Fuß treten, aber diesmal wich er aus. Dann begann der pulsierende Rhythmus lateinamerikanischer Musik, und der Lehrer stellte sich in die Mitte des Raumes.
»Also gut, alle miteinander. Wir finden einen Partner und fangen an.«
Ronnie schnappte seine Hand und zerrte ihn in die Mitte der Tanzfläche.
»Bist du verrückt geworden? Ich weiß nicht, wie man das macht!«
»Oh doch, das tust du.«
»Nein, tu ich nicht!«
Ronnie begann, sich im Takt zu bewegen, und wackelte mit ihrem herrlichen Hintern, wie nur sie es konnte. »Komm schon, Schatz«, lockte sie. »Du hast das neulich Nacht großartig gemacht.«
»Neulich …« Oh Gott! Er sah sich nach den anderen Tanzpaaren um. »Ich … ich dachte, das hätte ich geträumt!«
Sie nahm seine Hände und fing an, Mambo mit ihm zu tanzen. »Nein. Du hast überhaupt nichts geträumt. Ich hatte keine Ahnung, dass du dich so gut bewegen kannst.« Sie machte einen Rückwärtsschritt und schwang den Kopf von einer Seite zur anderen, genauso wie – das wurde ihm jetzt bewusst – er es in jener Nacht getan hatte, nur dass dabei seine Mähne im kalten Dezemberwind geweht war.
»Oh Himmel, erschieß mich bitte!«
»Na, na. Kein Grund, sich zu schämen vor der guten alten Ronnie Lee.« Sie drehte sich um und rieb ihren Hintern im Takt an
Weitere Kostenlose Bücher