Lions - Leichte Beute (German Edition)
sinken. »Was soll ich sagen, Frankie?« Sie legte eine Hand an die Brust des Wolfes und schob ihn sanft rückwärts, bis er nicht mehr die Tür blockierte. »Aber was ist ein Mädchen schon ohne seine Muschi?«
Und wenn es nicht so unglaublich wehgetan hätte, wäre Mitch vor Lachen von der Couch gerollt.
»Sissy.«
Er hatte das an ihrem Ohr gemurmelt, während seine Hand ihr Rückgrat auf und ab streichelte.
»Sissy. Wach auf.«
Sie schaffte es irgendwie. Allerdings wusste sie nicht recht, wann sie eingeschlafen war. Oder wie lange sie schlafend an Mitch Shaw gehangen hatte.
Ihre Wange ruhte an seiner Brust, und sie konnte seinen Herzschlag spüren. Ihre Hände lagen an seinen Schultern, und den Rest ihres Körpers hatte sie zwischen seinen Schenkeln ausgebreitet.
Als sie sich dessen bewusst wurde, zuckte sie überrascht zurück, doch er legte die Arme um sie und hielt sie fest. »Es ist okay. Ich bin’s.« Er sprach leise, fast flüsternd. Sie wusste, dass er es war. Das war ja das Problem.
»Wie … wie spät ist es?«
»Spät.« Er hielt sie fester, und ihr wurde bewusst, dass alle Lichter aus waren und es draußen stockdunkel war. Himmel, wie lange hatte sie geschlafen? »Hörst du es?«
»Was hören?«
Doch jetzt hörte sie es auch. Dieses beharrliche, fordernde Heulen in der Dunkelheit.
»Sissy …«
»Schon gut, Mitch.«
Mit den Händen an seiner Brust drückte sie sich hoch. Die Klimaanlage war angegangen, und als jetzt Mitchs Körperwärme fehlte, fühlte sie sich, als müsse sie erfrieren.
»Was ist das?«
»Familienkram.«
»Deine Brüder?«
Sie wünschte, es wäre so. Sie waren einfach. Einfach und dumm, und mit ihnen klarzukommen, war kein Problem, auch wenn sie sie wütend machten.
»Nein. Nicht meine Brüder. Ich muss los.« Sie stand auf, aber Mitch nahm ihre Hand. »Ich kann mitkommen.«
Warum hatte sie es nie zuvor bemerkt? Er war so süß. Ehrlich. Nur … süß. Sie hatte noch nie jemanden kennengelernt, der so süß war. Auch wenn in ihrer Familie »süß« ein Synonym für »Schwächling« war.
»Ich komme schon zurecht.« Und das wäre nicht der Fall, wenn er mitkam. Es gab Orte in dieser Stadt, an die Katzen niemals gehen konnten. Nicht, wenn sie weiterleben wollten.
»Ich werde nicht lange weg sein.«
»Okay.« Er lächelte. »Ich bin da, wenn du zurückkommst … und ich werde Hunger haben.«
Sie ließ die Arme sinken. »Schon wieder?« Sie hatte ihm doch vorhin etwas zu essen gemacht … Essen, das eigentlich für zwei Tage hätte reichen sollen, verschwand innerhalb von einer Nacht.
»Ja. Schon wieder. Also komm bald zurück, okay?«
Seine Sorge weckte eine Art warmes Gefühl in ihr – oder sie bekam Ausschlag. Den bekam sie oft, wenn sie zu Besuch nach Hause fuhr.
»Okay. Ich werde sogar versuchen, etwas Blutiges mit nach Hause zu bringen.« Sie reichte ihm die 45er, die sie ihm abgenommen hatte.
»Wenn es blutig ist und sich noch bewegt, wäre das toll.«
Sissy verließ das Haus und machte sich auf den Weg in die Wälder, die das Territorium ihrer Eltern umgaben. Sie verwandelte sich im Gehen und schüttelte die Kleider ab, bevor sie zu laufen begann.
Sie hätte nie geglaubt, dass sie das einmal denken würde, aber sie vermisste ihre Eltern. Ihr war nie klar gewesen, vor wie viel Familienmist sie sie durch ihre bloße Anwesenheit schützten.
Sissy rannte weiter. Sie fühlte sich im Revier ihrer Eltern sicher, aber wenn sie zu weit nach Westen lief, würde sie von Smithtown nach Barronville kommen. Katzenterritorium, das von dem üblen Provinzrudel der Barrons kontrolliert wurde, die sogar Sissy mied, wenn sie ihre Wölfinnen nicht um sich hatte. Geriet sie zu weit südlich, kreuzte sie Bärenterritorium. Sie waren viel gastfreundlicher als die Katzen, doch Sissy hatte einen Ruf, mit dem sie in ihrer Stadt nicht gerade willkommen war.
Doch wenn sie zu weit nach Norden kam, kreuzte sie ein Territorium, in das sich nur wenige je wagten. Nicht das Rudel, nicht die Bären, nicht die Wölfe. Und ein Großteil der Smiths ging ebenfalls nicht dorthin. Niemand. Und das aus einem sehr guten Grund.
Sissy wusste, in welchem Moment sie die Territoriumsgrenze überschritt. Sie spürte es in den Knochen. In ihrer Seele. Die Macht tränkte den Boden unter ihren Füßen. Ein Ort der Macht. Eine Macht, die weder gut noch böse war. Das Problem war, wie mit dieser Macht umgegangen wurde.
Sie warteten ungefähr eine Meile hinter der Grenze auf sie. Sissy blieb drei
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