Lions - Leichte Beute (German Edition)
Sammy der Einzige, der Sissy im Zaum halten konnte. Aber es gefiel ihm ganz und gar nicht, wenn man die Dinge beim Namen nannte. Oder in diesem Fall Sissy eine Hure. Das war das Einzige, was ihn wütend auf Donnie und Jackie werden ließ. Bei Travis hätte er das allerdings nie gewagt. Er wollte ja zwei intakte Beine behalten.
»Ich dachte, du wärst inzwischen schon rübergegangen«, quengelte Jackie. »Um ihr zu sagen, dass sie abhauen soll.«
»Ach ja?« Travis nahm das Spielbuch der Mannschaft von der Ladentheke und blätterte die Seiten durch. Sie hatten an diesem Nachmittag Training, und er wollte vorbereitet sein. Das kommende Spiel war eines ihrer wichtigsten.
»Sie hat die Katze da«, beharrte Jackie.
»Eine kranke Katze. Wenn ich sie jetzt rauswerfe, sehe ich nur aus wie ein gemeiner Kerl. Warte, bis er zumindest wieder gehen kann.«
»Wenn es ihm wirklich schlecht gehen würde, hätte Sissy ihn schon ins Krankenhaus rüber nach Waynesburg gebracht«, erklärte Donnie und tauchte unter dem Auto auf, das er aufgebockt hatte. Travis und Donnie gehörte gemeinsam die größte Autowerkstadt in Smithtown. Sie lebten gut davon, und Donnie ging Travis nicht allzu sehr auf die Nerven, was dieser wirklich zu schätzen wusste.
»Wir müssen das elegant lösen, Jungs.« Travis schaute zwischen seinen Brüdern hin und her. »Sie ist allein. Sie hat weder Smitty noch Daddy noch ihre Schlampenfreundinnen hier. Und Sammy ist keine wirkliche Bedrohung. Es ist nur die kleine Sissy mit einer kranken Katze.«
Travis entfernte sich ein paar Schritte von seinen Brüdern und schaute zum Werkstatttor hinaus auf die sauberen, ruhigen Straßen seiner Stadt. »Es wird die reine Freude sein, diese kleine Schlampe fertigzumachen.«
Mitch öffnete die Augen und merkte schnell, dass er auf der Couch des Raumes saß, den Sissy als das Familienwohnzimmer bezeichnet hatte.
Wie Sissy ihm erklärt hatte: »Momma lässt nur ganz besondere Gäste ins Empfangszimmer. Aber mein Daddy mag nicht viele Leute, also kommen nie besondere Gäste. Deshalb wird der Raum nie benutzt.«
Das Merkwürdige war, er hätte schwören können, dass er noch vor Sekunden in der Küche gesessen hatte.
Er schaute Sissy an, und sie zuckte leicht die Achseln.
»Du bist am Küchentisch eingeschlafen«, erklärte sie.
»Oh. Äh … tut mir leid.«
»Kein Grund, sich zu entschuldigen. Ich bin froh, dass es diesmal echter Schlaf war und nicht völlige Bewusstlosigkeit. Auch wenn es schwer zu unterscheiden ist. In beiden Fällen fällst du einfach um, wo du bist.« Zur Illustration ließ sie sich mit geschlossenen Augen schlaff nach hinten gegen die Sofalehne sinken.
»Dann wachst du auf.« Sie öffnete die Augen und richtete sich ein wenig auf. »Dann fällst du plötzlich wieder um.« Wieder wurde sie schlaff, was Mitch grinsen ließ. »Aber diesmal«, flüsterte sie, ohne die Augen aufzumachen, »hast du geschnarcht … und ein bisschen gesabbert.«
Mitch lachte und stieß die nackten Füße gegen ihre. »Ich sabbere nicht!«
»Man muss sich nicht schämen fürs Sabbern.« Sie richtete sich auf.
»Ich sabbere nicht.«
»Dann passt du nicht hierher. Die Smiths sind berühmt fürs Sabbern und für ihren gebeugten Gang.«
»Und ich dachte schon, deine Fingerknöchel sehen aus, als würden sie öfter mal auf dem Boden schleifen.«
Sissy streckte ihm die Zunge heraus und schielte, was Mitch noch mehr zum Lachen brachte.
Lächelnd stellte Sissy den Fernseher lauter. Sie hatte einen Sportsender an, um sich die aktuellen Stockcar-Rennergebnisse anzusehen. »Weißt du«, sagte er nach einer Weile, »ich möchte dir gerne für all das danken, Sissy.«
»Die Makkaroni mit Käse waren gut, was?«
»Das meine ich nicht.« Auch wenn er nach dem ersten Bissen dieses köstlichen Gerichtes beinahe Gott gesehen hätte. »Ich rede hiervon. Dass du mich hergebracht hast. Dass du dich um mich kümmerst. Danke. Für alles. Und es tut mir leid, dass ich vorhin so ein Arsch war.«
»Ich verstehe, aber danke, dass du dich entschuldigst.«
Sie verfielen in Schweigen, und das war wohl ihr erstes peinliches Schweigen überhaupt. Er hasste es.
»Willst du eine DVD anschauen oder so?«, fragte Sissy schließlich und klang verzweifelt dabei. »Meine Eltern haben eine gute Sammlung.«
»Sissy, ist schon okay.«
Sissy runzelte die Stirn. »Was ist okay?«
»Dass du … total in mich verliebt bist. Das ist okay. Ich weiß, wie verlockend es sein muss, wenn ich in deinem Haus
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