Lions - Leichte Beute (German Edition)
halten.«
Sissy wusste nicht, wann ihre Lieblingsbar in Smithtown eine Karaokeanlage bekommen hatte, aber sie hätte nie gedacht, dass sie einmal den Tag erleben würde, an dem zwei männliche Löwen auf dieser Bühne stehen und Bon-Jovi-Songs singen würden.
Es war Dees Idee gewesen, sich in der Bar zu treffen, und Sissy war sofort einverstanden gewesen. Seit Mitch Gil Warren den Ball an den Kopf geworfen hatte, fühlte sich Sissy wirklich … komisch. Mitch war immer noch doof … oder? Immer noch ihr Kumpel. Immer noch ihr Freund. Und zwar nur ein Freund.
Richtig?
Warum starrte sie ihn dann die ganze Zeit an?
Nein, nein. Sie dachte zu viel darüber nach. Sie fühlte wahrscheinlich nur so, weil Mitch vor ihren Augen fast getötet worden wäre. Das musste es sein.
Denn wie konnte sie etwas anderes für einen Mann empfinden, der sich bei »Livin’ on a Prayer« das Herz aus dem Leib sang?
»Ich habe Brendon noch nie singen gehört«, erklärte Ronnie, während sie einen Schluck von ihrem Bier nahm. »Und ich glaube, ich fände es okay, ihn auch nie wieder zu hören.«
»Dann geh nicht mit den Wildhunden aus. Anscheinend ist Mitch die Attraktion bei ihren monatlichen Karaokeabenden.«
»Singende Hunde.« Dee verzog leicht angewidert die Lippen.
Ronnie wischte Kondenswasser von ihrer Bierflasche. »Also … Gil Warren.«
Sissy nahm ihr Bier hoch. »Ich will es nicht hören.«
»Ich kann nicht fassen, dass er die Stirn hat, hierher zurückzukommen«, brummelte Dee.
»Und er hat seine Schwester mitgebracht.« Ronnie schnaubte. »Ich hasse sie. Und ich habe gehört, dass sie hofft, Gil zum Alpha zu machen.«
Sissy schnaubte ebenfalls. »Auf welchem Planeten soll das passieren?«
»Eine starke Frau an seiner Seite zu haben, wäre definitiv hilfreich.«
Es kränkte Sissy am meisten, wie sie sie ansahen – als erwarteten sie eine Art Zusammenbruch von ihr oder so etwas.
»Haltet ihr mich wirklich für so jämmerlich?«
Als sie nicht antworteten, knallte sie ihre Bierflasche auf den Tisch. »Ich gehe zur Toilette.«
»Sissy, warte. Wir haben nicht gesagt …«
Doch sie ging, bevor Ronnie beenden konnte, was auch immer sie hatte sagen wollen. Sie machte einen Abstecher zur Toilette, aber ihr war nicht danach, sofort wieder zum Tisch zurückzukehren, denn sie war immer noch stinksauer. Also ging sie zur Hintertür hinaus in die Seitengasse. Als die Tür sich schloss, hörte sie Geräusche aus der Mülltonne. Sie umrundete sie, blieb abrupt stehen und starrte den Wolf an, der halb im Container hing.
»Onkel Eggie!«
Ihr Onkel stolperte von dem Müllcontainer zurück, die bernsteinfarbenen Augen weit aufgerissen.
»Du weißt doch, dass du nicht in Müllcontainern wühlen sollst!« Wenn es ihre Tante und Dee-Ann nicht gäbe, würde ihr Onkel wohl irgendwo auf der Straße leben. »Und jetzt husch, husch, nach Hause« – sie wedelte mit den Händen – »bevor jemand hier herauskommt und dich sieht.«
Sein Blick wanderte kurz zu der Mülltonne zurück – wer weiß, was er darin gesehen hatte, das er haben wollte –, bevor er in den Wald davonlief. Ihre Tante sollte ihr dankbar sein. Sissy hatte ihr gerade erspart, dass ihr noch etwas ins Haus geschleppt wurde, wovon Eggie versprach, dass er etwas daraus machen wollte, es aber niemals tat.
Sissy wusste nicht, wie die Frauen in ihrer Familie die Männer aushielten. Es erschien ihr eine Menge Arbeit für sehr wenig Lohn.
Sie ging zu dem Container hinüber und schaute hinein. Das Radio. Es musste das Radio sein. Ihr Onkel glaubte wahrscheinlich, dass er es reparieren und auf eBay verkaufen könne oder so etwas.
»Denkst du daran, dich hineinzuwerfen?«
Sissy schrie auf, als sie Mitchs Stimme hörte. »Schleich dich nicht so an!«
»Ich bin herausgekommen, um nachzusehen, ob bei dir alles in Ordnung ist. Du warst diejenige, die sehnsüchtig in den Müllcontainer gestarrt hat.«
»Habe ich nicht, ich habe nur – ach, vergiss es!« Sie drehte sich zu ihm um. »Was willst du überhaupt?«
»Willst du tanzen?«
Sissy runzelte die Stirn. »Hier in der Seitenstraße?«
Er schnippte ihr mit dem Finger gegen die Stirn.
»Au!«
»Nicht hier draußen, Doofkopf.«
»Doofkopf?«
»Drinnen.«
»Spielen sie echte Musik oder immer noch diesen Karaokemist?«
»Warum gibst du nicht zu, dass ich um meine musikalische Karriere gebracht wurde, weil die Gesellschaft nicht mit meiner immanenten Sexualität umgehen kann?«
»Oder ich könnte zugeben, dass du ein
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