Lions - Leichte Beute (German Edition)
ihrer Aktentasche. »Wir haben Namen herausgesucht und sie mit denen verglichen, die noch nicht tot oder noch im Dienst sind … und diese vier sind übrig geblieben.« Sie legte vier Fotos auf den Tisch. »Erkennen Sie eine davon?«
Mitch schüttelte den Kopf. »Nö. Aber die da ist süß.«
»Detective«, seufzte sie. »Konzentrieren Sie sich!«
»Ich sag’s ja nur.« Er grinste, und Jen musterte ihn kurz.
»Sie sehen gesünder aus.«
»Ich esse besser. Und ich trainiere.«
»So nennt man das jetzt also?«
»Ich bin im Footballteam.«
»Im Foot…« Jen schob den Stuhl zurück und stand auf, um auf und ab zu gehen. »Ist Ihnen nicht klar, dass mein gesamter Fall von Ihnen abhängt?«
»Und ich lebe noch. Also weiß ich nicht, warum Sie sich beschweren.«
»Das ist kein Urlaub für Sie, in dem Sie mit Hunden spielen können, Detective.«
Langsam stand Mitch ebenfalls auf. »Und ich wäre fast gestorben. Und wenn dieser Hund da draußen nicht gewesen wäre, wäre ich jetzt tot. Also passen Sie auf, wie Sie über diese Leute reden. Es wäre doch schade, wenn mein Gedächtnis nachlassen würde, Frau Staatsanwältin.«
Jen hob die Hände und machte einen Schritt zurück. Sie war so schnell die Karriereleiter hinaufgestiegen, weil sie wusste, wann sie drängen und wann sie sich zurückhalten musste.
»Es tut mir leid, wenn ich Sie verletzt habe. Und ich halte es für eine gute Idee, wenn Sie erst einmal hierbleiben.« Sie ging um den Tisch herum, um ihre Aktentasche zu holen, doch Mitch wusste, dass sie es tat, um Abstand zwischen sich und den emotionalen, hundeliebenden Löwen zu bringen, mit dem sie in diesem Raum feststeckte. »Sie waren mir auf den Fersen, sobald ich die Stadtgrenze überquert hatte. Ich bin sicher, dass sie das genauso mit jeder Katze tun, die in diese Stadt fährt.«
Um halb wurde Sissy klar, dass »Bin gleich wieder da« unter Umständen relativ war, und sie stand von dem Schreibtisch auf und verließ das Gebäude. Es war ein typischer Sommertag in Tennessee – heiß und diesig. Sie bummelte die Hauptstraße entlang und begutachtete die Geschäfte, ob etwas für sie dabei war. Da der größte Teil ihres Budgets für das Essen für eine übergroße Katze draufging, hatte sie natürlich nicht viel Spielraum bis zu ihrem nächsten Gehaltsscheck. Aber sie liebte es herumzuschauen, und falls sie sich besonders übermütig fühlte, konnte sie es immer noch vom Konto ihrer Mutter abbuchen lassen. Nichts war amüsanter als die frühmorgendlichen Anrufe ihrer Mutter, wenn sie darüber zeterte, dass sie keine Gelddruckmaschine besäße.
Als Sissy an einer Seitenstraße vorbeikam und Geräusche hörte, nahm sie an, dass es ihr Onkel Eggie sei, der mal wieder in Mülltonnen wühlte. Doch als sie um den Container herumging, fand sie ihre alte Tante Ju-ju, die sich dahinter versteckte.
»Tante Ju-ju!« Sie kauerte sich neben sie. »Schätzchen, was tust du denn hier?«
Die arme Tante Ju-ju. Sie hatte vor langer Zeit den Verstand verloren, aber Sissy hatte sie noch nie allein herumwandern sehen. Irgendwer aus der Familie passte immer auf sie auf.
Da die geistige Gesundheit ihrer Familie schon immer fragwürdig gewesen war, nahm man einfach an, dass Tante Ju-ju genauso übergeschnappt war, wie andere Smiths das auch schon gewesen waren. Sissy hatte allerdings auch Gerüchte gehört, Tante Ju-ju sei ganz normal gewesen, bis sie sich gegen Grandma Smith gestellt und sie herausgefordert hatte – viele Jahre bevor Sissy und ihre Brüder geboren worden waren.
Vielleicht fühlte sich Sissy Tante Ju-ju deshalb verbunden, auch wenn sie nicht glaubte, dass die Frau sie von ihren anderen Großnichten unterscheiden konnte.
»Komm, wir bringen dich nach Hause, Schätzchen.«
Sie griff nach ihrer Tante, doch Hände, die stärker waren als erwartet, umklammerten ihre Schultern, und ihre Augen, die meistens wölfisch und nicht menschlich waren, hefteten sich fest auf sie.
»Ich bin hier, um Sissy zu finden. Ich muss sie sehen.«
»Ich bin hier, Schätzchen. Ich bin Sissy.« Doch sie wusste, dass der Blick ihrer Tante durch den Wahnsinn vernebelt war.
»Du musst ihr sagen, dass sie vorsichtig sein soll. Diese alte Schlampe auf dem Hügel will sie haben. Sie will sie, weil sie sie so fürchtet. Ich höre, wie sie nach ihr rufen.«
Sissy hegte gelinde Zweifel daran, dass Grandma Smith oder die Smith-Tanten sie fürchteten. Aber sie wusste, dass es nichts nützte, sich in einer Seitengasse mit ihrer
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