Lions - Leichte Beute (German Edition)
verschweigen, dass sie eine Kuchenbäckerei haben?«
Sissy schüttelte den Kopf. »Das wirst du bereuen, Tante Janette.«
Mitch Shaw kannte wirklich absolut keine Scham. Das wusste Sissy, als er die Kuchenbäckerei der Lewis-Schwestern betrat und vor der Kühlvitrine in die Knie ging. Seine Hände ruhten an der Glasscheibe, und er betrachtete jeden Kuchen einzeln wie ein kleines Kind. »Ich … ich kann mich nicht entscheiden«, keuchte er. Als müsste Mitch sich entscheiden. Er konnte alles in dieser Vitrine aufessen und trotzdem in einer Stunde wieder Hunger haben.
»Ihr werdet das noch bereuen«, wiederholte sie zu ihren Tanten gewandt, und sie lachten.
»Wo soll ich anfangen?«, fragte Mitch schließlich. Er sah Sissy an. »Welchen magst du am liebsten?«
Das war eine schwere Frage. Wenn es etwas gab, das ihre Tanten wirklich konnten, dann war das Kuchenbacken. Selbst Kuchen, die sie sonst nicht essen würde, verschlang sie, wenn sie von ihren Tanten gemacht waren. Ihre Kuchen waren in der Umgebung so gefragt, dass sie schließlich ein zweites Geschäft in einem neutralen Teil der Region hatten eröffnen müssen, damit andere Rassen und Vollmenschen hingehen konnten, ohne hässliche Streitereien auszulösen, an denen sich dann die ganze Stadt beteiligte.
»Kirsch.«
»Kirschkuchen?«
»Vertrau mir.«
»Das tue ich«, sagte er einfach, und sie sah, wie ihre Tanten Blicke wechselten. Sie hasste es, wenn sie das taten – es bedeutete, dass sie etwas ausheckten. Sie hasste es, wenn sie anfingen, etwas auszuhecken. Es führte immer zu Problemen.
»Ein Stück Kirschkuchen, bitte.«
Sissy trat neben Mitch, der endlich aufgestanden war. »Wie höflich.«
»Ich bin immer höflich zu denen, die es verdienen.«
»Mitch, Schätzchen, setz dich da drüben hin, und wir bringen dir ein Stück und ein Glas Milch dazu. Wie wäre das?«
»Das wäre perfekt.« Er blickte auf Sissy hinab. »Siehst du, was man mit Höflichkeit erreicht?«
»Also, Sissy?« Ihre Tante Darla stützte die Ellbogen auf den Tresen vor Sissy und beugte sich zu ihrer Nichte vor.
»Ja, Tante Darla?«
»Ich habe gehört, du bist in Clyde in der Stadt herumgefahren.«
»Mitch wollte ihn ausprobieren.«
»Du vermisst es, nicht wahr? So schnell zu fahren, wie du kannst, ohne dass dich jemand aufhält.«
Sissys Lächeln verblasste, als ihr klar wurde, dass ihre Tanten sie nicht nur hatten sehen wollen, weil sie sie liebten. Sie hatten sie in eine Falle gelockt! »Nein.«
»Nein, was?«
»Tu nicht so unschuldig! Ich weiß, was ihr wollt, und ihr könnt es vergessen.«
Francine schob ein Stück Zitronenbaiser über den Tresen zu Sissy hinüber. »Na, na, liebes Mädchen.«
»Sag nicht liebes Mädchen zu mir! Ich mache es nicht! Vergiss es! Und ihr bittet mich nach all den Jahren nur darum, weil Momma nicht hier ist, um euch davon abzuhalten.«
»Weil deine Momma nicht an deine Fähigkeiten glaubt. Nicht so wie wir.«
Sissy schüttelte den Kopf. »Das war jetzt einfach schamlos.«
Francine knallte die Hände auf den Tresen. »Ach, komm schon, Sissy Mae! Tu’s für uns!«
»Nein.« Sissy nahm ihren Kuchen und das Glas Milch, das Roberta ihr reichte.
»Komm schon, Sissy! Tu es für die Stadt!«
»Genügt es nicht, dass ihr den armen Mitch gegen Bären spielen lasst?«
Sie schauten alle »den armen Mitch« an, der das Äquivalent zu einem Orgasmus zu haben schien, während er sein Stück Kirschkuchen aß.
»Mitch macht es nichts aus. Er weiß, was Loyalität ist.«
Sissy schoss einen finsteren Blick auf Francine ab. »Das war jetzt einfach gemein. Und ich kann es nicht tun, wenn Ronnie nicht …«
»Sie hat schon ja gesagt. Dee auch.«
Sissy stellte ihr Essen auf den Tisch und setzte sich. Bis ihr Hintern auf dem Sitz ankam, hatte sie einen leeren Teller mit Kirschresten und ein leeres Milchglas vor sich.
»Das war meins!«, knurrte sie.
Mitch grunzte nur und aß weiter.
»Tja, wenn ihr schon Ronnie und Dee habt, braucht ihr mich ja eigentlich nicht.«
»Du weißt genau, dass das nicht stimmt.« Francine setzte sich Sissy gegenüber. »Wir brauchen nicht nur Geschwindigkeit, wenn wir es mit dem Barron-Rudel aufnehmen wollen.«
Sissy schubste Mitch am Arm. »Macht es dir etwas aus, dass sie mich gegen eines eurer edlen Rudel antreten lassen wollen?«
Mitch hielt eine Gabel voll Kuchen kurz vor seinem Mund in der Luft. »Macht irgendein Rudel hier in der Gegend Kuchen wie diesen?«
Francine grinste. »Nicht einmal
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