Lions - Wilde Begierde (German Edition)
Streit war mehr eine ›Du hast mir den Mann weggeschnappt‹-Sache, keine ›Du hast mir den Gefährten ausgespannt‹-Sache. Und es klang, als sei es schon Jahre her. Noch bevor du geboren warst.«
»Und alle wissen es?«
»Nicht alle. Ric hatte keine Ahnung. Und Dee-Ann …«
»Richtig. Der …« – sie zeichnete mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft – »… Marinekumpel.«
»Ist sie. Und eine meiner Ausbilderinnen. Als ich anfing, waren wir …«
»Sehe ich aus, als würde mich das interessieren?«
»O…kay.« Er hielt die Tasse hoch. »Tee?«
»Ich hasse heißen Tee.«
»Also gut.« Er stellte ihn auf den Nachttisch.
»Ich dachte, New York sei ein Neustart«, sagte sie. »Aber nicht, wenn du die idiotische Tochter von Roxy O’Neill bist. Eine Frau, die es darauf anlegt, mich heimzusuchen!«
»Gwen, du bist nicht idiotisch.«
»Von mir aus. Ist ja auch egal. Stimmt’s? Denn ich bin eine O’Neill, und das tun O’Neills: anderer Leute Männer vögeln, angeschossen werden, Boxkämpfe manipulieren und für Geld Sachen anzünden.«
Lock blinzelte. »Was?«
»Und das tun wir, weil wir O’Neills sind, und weil O’Neills eben so etwas tun. Ich kann es auch genauso gut akzeptieren. Und du musst es auch akzeptieren. Denn deiner Aussage nach bin ich deine Freundin, und außerdem bin ich eine O’Neill – also bereite dich schon mal auf die Blamage vor! «
Lock atmete durch, hob Gwen hoch, drehte sie herum, setzte sie seitlich auf seinen Schoß, den Kopf an seine Brust gelehnt, die Beine auf einem seiner Schenkel. Er hielt sie fest und streichelte ihr den Rücken.
»Was soll das?«, fragte sie wütender, als er sie je gehört hatte.
»Ich bin nett zu dir. Ob du willst oder nicht.«
Gwen wehrte sich nicht; was hätte es auch nützen sollen. Stattdessen blieb sie sitzen und ließ sich von ihm im Arm halten. Er versuchte nicht, etwas Sexuelles zu machen, er hielt sie nur im Arm. Sie hatte keine Ahnung, worauf er wartete oder was er von ihr wollte.
Gwen war zu beschäftigt mit Schäumen, um die Tränen zu bemerken, bevor sie auf ihre Brust fielen. Beschämt versuchte sie, sich von ihm zu lösen, aber Lock ließ sie nicht los.
Würde er verstehen, dass das keine Tränen der Trauer waren, sondern der Frustration? Weil sie eine Mutter hatte, die sie liebte, aber die es irgendwie schaffte, sie ungewollt zu quälen?
Und all diese Gewalt und der Streit, die arme Blayne, die durch die Gegend geworfen wurde, und das nur wegen eines alten Grolls, in dem es um Roxy, Sharyn McNelly und bedauerlicherweise um Donna McNellys Vater ging.
Und dann war hier diese Sache, diese wertvolle, köstliche, unglaubliche Sache zwischen ihr und Lock. Eine unglaubliche Sache, die sich vielleicht zu mehr entwickeln konnte. Aber wie konnte sie hoffen, einen Mann zu halten, der an intelligente Diskurse über gegrilltem Lachs und Cranberrysaft in Weingläsern gewöhnt war, während ihre eigene Mutter damit beschäftigt war, die Wölfe ihrer Derby-Rivalinnen zu nageln? Ein Ereignis, so wohlbekannt, dass es damals das Gesprächsthema Nummer eins bis ins verdammte Tennessee gewesen war. Ein Ort, an den sich die O’Neills nie freiwillig begeben hatten, bis Mitch Sissy abgeschleppt hatte.
Aber Lock lief nicht vor ihr davon. Er hatte sie von der Arbeit abgeholt, sie in seine Wohnung gebracht und ihr widerwärtigen Tee gekocht. Und jetzt hielt er sie fest, streichelte ihren nackten Körper und schaffte es, dass es nicht sexuell, sondern beruhigend wirkte. Und sosehr sie versuchte, sich von ihm zurückzuhalten, sosehr sie versuchte, diesen Teil ihres Lebens von Lock fernzuhalten – sie konnte nicht. Er ließ sie nicht.
Gwen packte ihn am T -Shirt, obwohl sie wusste, dass sie ihn wegschieben, ihn nicht in all das hineinziehen sollte, aber es endete damit, dass sie das Gesicht an seiner Brust barg und weinte. Sie weinte, bis sie nicht mehr weinen konnte.
Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie da so gesessen hatten; auch nachdem sie aufgehört hatte zu weinen, hatten sie sich nicht gerührt. Doch wenn Gwen fertig war, war sie fertig. Sie richtete sich auf, auch wenn Lock seinen Arm locker um sie liegen ließ.
»Ich bin jetzt fertig.«
»Okay.« Sie fand es großartig, dass er nicht über alles reden oder die Sache psychoanalysieren wollte. Sie hasste das.
»Und wir dürfen nicht zulassen, dass meine Mutter herausfindet, was an dem Wochenende passiert ist, sonst tut sie etwas Dummes.«
»Du glaubst doch nicht, dass
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