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Lippels Traum (German Edition)

Lippels Traum (German Edition)

Titel: Lippels Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Maar
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es nicht.
    Und der Sturm hatte alle Spuren im Sand gelöscht.
    Er war allein. Ganz allein in der Wüste, und er wusste nicht, was er tun sollte. Warum hatten ihn die beiden nur allein gelassen!
    Sollte er versuchen zur Oase zurückzufinden?
    Das war zu gefährlich, denn da waren bestimmt noch die Wächter. Sollte er allein weitergehen? Da würde er unweigerlich verdursten.
    Er wagte es nicht einmal, nach Asslam und Hamide zu rufen. Er hatte Angst, die Wächter könnten in der Nähe sein und ihn hören.
    Er setzte sich in den Sand, unfähig, einen Entschluss zu fassen. Alle hatten ihn verlassen, er war allein.
    Er fühlte, wie die Tränen in ihm hochstiegen. Und da er ganz allein in der Wüste saß und bestimmt niemand zusehen konnte, hielt er die Tränen nicht zurück. Er beugte den Kopf auf seine Knie, weinte und weinte.
    Plötzlich glaubte er ganz in der Nähe einen Laut zu hören. Es war, als atmete ein Tier, ein Löwe oder ein anderes gefährliches Raubtier.
    Lippel sprang erschrocken auf und wischte sich die Tränen aus den Augen: Da stand ein Hund! Ein magerer, brauner Hund mit hellen Augen und einem auffallenden dunklen Fleck auf der Brust. Er schaute misstrauisch zu Lippel hin.
    War das ein wilder Hund? War er gefährlich?
    Vorsichtig ging Lippel einen kleinen Schritt auf den Hund zu und der Hund wich zurück. Er schien mindestens genauso viel Angst vor Lippel zu haben wie Lippel vor ihm.
    Lippel kniete sich in den Sand und lockte den Hund.
    »Komm!«, rief er halblaut. »Komm her! Komm her zu mir!«
    Der Hund kam langsam und vorsichtig näher.
    Schließlich schien er einzusehen, dass Lippel ihm nichts antun wollte, kam zu ihm und beschnupperte ihn.
    »Brav!«, sagte Lippel. »Braver Hund.«
    Er berührte den Hund vorsichtig und der wedelte mit dem Schwanz.
    »Schön, dass du gekommen bist! Jetzt bin ich wenigstens nicht ganz allein«, sagte Lippel. »Wenn du auch nur ein Hund bist.« Der Hund winselte.
    Er ließ sich jetzt sogar von Lippel streicheln.
    Nach einer Weile machte er sich von Lippel los, lief einige Schritte weit, blieb dann stehen und schaute Lippel auffordernd an.
    »Soll ich zu dir kommen? Meinst du das?«, fragte Lippel und stapfte durch den Sand, hin zu ihm.
    Der Hund rannte wieder ein kurzes Stück voraus und wartete. Es war wie ein Spiel: Der Hund lief voraus, wartete, und Lippel folgte ihm. Sie mochten auf diese Weise schon eine Stunde hintereinander hergegangen sein, als Lippel plötzlich vor sich eine dunkle Staubwolke bemerkte.
    Zuerst erschrak er, weil er dachte, ein neuer Sandsturm stünde bevor. Dann erkannte er aber, dass sich die Wolke rasch näherte und dabei kaum größer wurde. Sie wurde wohl von einem Reiter verursacht. Oder von mehreren Reitern!
    Das war nicht weniger erschreckend. Was sollte er tun, wenn das die Wächter waren? Die Wächter, die ihre Pferde wieder eingefangen hatten und nun rastlos die Wüste durchritten, auf der Suche nach ihm, nach Hamide und Asslam.
    Er musste sich verbergen, auf der Stelle!
    Lippel warf sich flach in den Sand, in den schmalen Schattenstreifen einer Sanddüne.
    Aber der Hund!
    Der Hund würde ihn unweigerlich verraten, wenn es Lippel nicht gelang, ihn ganz schnell zu sich zu locken und ihn neben sich in den Sand zu ziehen.
    »Komm, Hund!«, rief er mit gedämpfter Stimme. »Komm doch! Komm schnell!«
    Der Hund schien das für ein neues Spiel zu halten. Er kam, aber ehe Lippel ihn fassen konnte, wich er geschickt aus und sprang mit ein paar Sätzen zurück.
    »Komm her!«, sagte Lippel verzweifelt. »Bitte, bitte, komm doch!« Und das Spiel wiederholte sich.
    Lippel wurde immer verzweifelter und wütender.
    »Hierher, du verfluchter Köter!«, rief er.
    Die Wolke hatte sich noch mehr genähert. Jetzt konnte Lippel schon erkennen, dass der Staub von mehr als einem Reiter aufgewirbelt wurde.
    Gleich würden die Reiter den Hund entdecken und damit auch Lippel!
    Lippel versuchte es nun mit einer Taktik. Er stellte sich tot, verhielt sich ganz still und hielt sogar den Atem an. Und wirklich schnupperte der neugierige Hund erst vorsichtig an Lippels Füßen und dann, als der sich nicht bewegte, an seiner Hand, schließlich an Lippels Haaren.
    Lippel packte zu und hielt den Hund fest. Aber gerade als er ihn zu sich herunterziehen wollte, riss der Hund sich plötzlich los, fing an zu bellen und rannte kläffend auf die Reiter zu. Lippel lag im Schatten der Sanddüne, starr vor Angst, wagte nicht aufzublicken und wartete jede Sekunde darauf,

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