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Lippels Traum (German Edition)

Lippels Traum (German Edition)

Titel: Lippels Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Maar
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Küchenfenster und sah ihm wohlwollend dabei zu.

    Lippel lief über die Straße.
    »Hallo, Frau Jeschke! Da ist er ja! Ich habe ihn schon überall gesucht«, rief er.
    »Hallo, Lippel«, sagte Frau Jeschke. »Ich habe ihm wieder etwas zu fressen gegeben. Ich möchte wirklich wissen, wem er gehört. Vielleicht findet er nicht mehr nach Hause und sein Besitzer sucht längst nach ihm.«
    »Ich weiß, wie er heißt«, sagte Lippel. »Er heißt Muck.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich habe es geträumt!«
    »Geträumt? Na, hoffentlich hat der Hund auch geträumt, dass er Muck heißt, sonst weiß er es gar nicht!«, sagte Frau Jeschke lachend. »Hat es übrigens mit deinem Fortsetzungstraum geklappt? Hast du deine Geschichte zu Ende geträumt?«
    »Ja. Das heißt, nein! Ich hatte einen Fortsetzungstraum. Aber die Geschichte ist immer noch nicht zu Ende. Heute muss ich noch früher ins Bett als gestern, sonst träume ich wieder nicht fertig.«
    »Dann wirst du mich wohl heute Nachmittag nicht besuchen«, sagte Frau Jeschke bedauernd. »Na ja, träumen ist auch wichtig, das sehe ich ein. Dann also bis morgen!«

    »Auf Wiedersehn!«, rief Lippel und rannte über die Straße zurück.
    Frau Jakob schimpfte ein wenig, weil er so spät kam und weil das Essen schon fast kalt geworden war. Aber da er nicht darauf einging, hörte sie bald auf. So aßen sie schweigend. Nach dem Essen half Lippel beim Abwasch, dann erledigte er – wie jeden Nachmittag jetzt – seine Hausaufgaben.
    Danach machte er mal wieder einen Versuch und fragte nach seinem Buch. Und als Frau Jakob mal wieder antwortete: »Nein, das Buch bekommst du nicht!«, war auch dieser Punkt erledigt und Lippel beschloss, gleich ins Bett zu gehen.
    »Gibt es noch irgendetwas zu tun?«, fragte er.
    »Nein. Was soll die Frage?«
    »Weil ich jetzt ins Bett gehen möchte.«
    »Ins Bett? Bist du etwa krank?«
    »Nein, nein. Ich will schlafen.«
    »Schlafen? Jetzt?! Es ist doch viel zu früh zum Schlafengehen.
    Da steckt doch was dahinter! Du willst doch nicht wirklich schlafen!«
    »Doch, doch! Warum darf man eigentlich nicht schlafen, wenn man müde ist?«, fragte Lippel.
    »Das ist doch nicht normal. Es ist ja noch hell draußen!«
    »Es wird aber bald dunkel«, sagte Lippel.
    Weil ihn Frau Jakob nur verblüfft anstarrte und ungläubig den Kopf schüttelte, versicherte er ihr noch einmal: »Es wird wirklich gleich dunkel!«
    Und weil auch das nicht zu wirken schien, setzte er noch hinzu: »Bei meinen Eltern darf ich immer ins Bett gehen, wenn ich müde bin!«
    »Willst du damit andeuten, ich ließe dich nicht ins Bett?!«, fragte sie. »Geh doch, wenn du unbedingt willst!«
    Lippel sagte fröhlich »Gute Nacht« und ging in sein Zimmer. Ehe er sich hinlegte, fiel ihm noch etwas ein. Asslam und die Prinzessin hatten sein »seltsames Gewand« nicht ganz passend gefunden. Er konnte sich auch gut vorstellen, dass man auffiel, wenn man im Schlafanzug durch eine orientalische Stadt spazierte. Selbst wenn man ihn vorher unansehnlich machte, indem man einen Ärmel abriss oder ihn schmutzig machte.
    Aber hatte er nicht ein Gewand, mit dem er bestimmt nicht auffallen würde?! Ein weißes, morgenländisches Kostüm mit Turban, wie es alle Männer in der Hauptstadt trugen? Richtig, er hatte sich ja im März beim Fasching als Hadschi Halef Omar verkleidet! (Das war eine Figur aus einer morgenländischen Geschichte, die er gelesen hatte.) Und dieses Kostüm musste irgendwo in seinem Schrank liegen.
    Lippel durchsuchte seinen Kleiderschrank, fand das Kostüm und nach einigem Wühlen auch den Turban. Beides sah zerknittert und ein wenig schmutzig aus, denn er hatte das Faschingskostüm nach dem Tragen einfach unten in seinen Schrank geworfen. Aber das war gerade richtig.
    Schnell zog er den Schlafanzug aus und schlüpfte in seine morgenländischen Kleider. Das Übergewand war sonderbar schwer. Als Lippel wieder im Bett lag und sich auf die Seite legen wollte, merkte er, weshalb es so schwer war: In der Tasche steckte seine Stabtaschenlampe, die er schon seit einem Vierteljahr suchte.
    Am Fastnachts-Dienstag hatte er abends noch einmal Frau Jeschke besuchen dürfen und er hatte damals die Taschenlampe mitgenommen für den Heimweg. Jetzt war sie immer noch im Kostüm.
    Eigentlich praktisch, dachte Lippel. Wenn ich nachts mal aufwachen sollte, habe ich eine Taschenlampe bei mir und kann Licht machen!
    Er drehte sich auf den Rücken, zog die Decke übers Gesicht, damit es noch dunkler wurde,

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