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Lippels Traum (German Edition)

Lippels Traum (German Edition)

Titel: Lippels Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Maar
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mehr heute Abend. Dazu ist es zu dunkel. Aber morgen am Tag müssen wir sehr vorsichtig sein.
    Kommt jetzt mit zum Basar, zum Markt! Zum Glück haben sie uns nicht gesehen.«
    Asslam ging mit Muck voraus, Hamide folgte. Gerade als Lippel auch aus dem dunklen Torbogen treten wollte, hörte er, wie sich hinter ihm eine Tür öffnete.
    »Asslam!«, rief er.
    Aber Asslam ging weiter, ohne sich umzudrehen.
    Ein Lichtschein fiel durch den Türspalt, im schmalen Lichtstreifen tauchte ein Kopf auf, ein Frauenkopf.
    Lippel wollte wegrennen, aber er konnte seine Beine nicht mehr bewegen.
    »Asslam!«, rief er noch einmal.
    Die Tür wurde ganz geöffnet, es war mit einem Mal hell um ihn herum.
    »Philipp, träumst du?«, fragte eine Frauenstimme von der Tür her.
    Lippel blinzelte, das Licht blendete ihn.
    Frau Jakob schaute zur Tür herein.
    »Ich wollte dich nicht wecken. Entschuldige! Ich wollte nur nachschauen, ob du wirklich schlafen gegangen bist«, flüsterte sie. »Lass dich gar nicht aufwecken, schlaf nur weiter!«
    Sie schloss leise die Tür und ließ Lippel allein. »Gemeinheit!«, murmelte Lippel schlaftrunken, räkelte sich und schlief und träumte schnell weiter.
    Der Markt war hell beleuchtet.
    Vor den Läden steckten brennende Fackeln in eisernen Halterungen, die Handwerker hatten Öllampen über der Tür aufgehängt und in offenen Öfen verfeuerten Leute getrockneten Kamelmist, um Teewasser zum Kochen zu bringen.
    Hamide stellte sich mutig mitten auf den Marktplatz.
    Asslam stand neben ihr, einen alten, ausgebeulten Topf als Trommel in der Hand. Vor ihm saß Muck und schaute gespannt zu Asslam auf.
    Jetzt schlug Asslam die Trommel, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
    Die Leute kamen neugierig näher.
    Hamide holte tief Luft und rief, so laut sie konnte: »Werte Männer, hochwerte Frauen! Weise Wesire und kundige Kaufleute! Treffliche Handwerker! Hochverehrte Einwohner dieser Stadt! Kommt alle her!
    Kommt hierher, lasst eure Arbeit ruhn, lasst euren Tee ungetrunken! Schließt eure Läden ab und kommt! Verlasst eure Häuser! Denn hier wird ein einmaliges Schauspiel geboten, wie man es nicht alle Abende sieht. Muck, der Hund, wird unvergleichliche Kunststücke vorführen, mein Bruder und ich werden ihn dabei musikalisch begleiten.
    Der junge Mann mit dem Turban dort drüben wird sich anschließend erlauben, euch um eine kleine Gabe zu bitten. Auch große Geldstücke werden gerne angenommen, von Goldstücken ganz zu schweigen!«
    Lippel fühlte, wie er rot wurde, und schaute verlegen zu Boden.
    »Das klingt ja viel versprechend!«, meinten die Leute.
    »Mal sehen, was sie uns bieten!«, sagte ein Mann hinter Lippel.
    »Das muss ja wirklich etwas Besonderes sein. Das sehen wir uns an. So was sieht man wirklich nicht alle Tage!« So und ähnlich hörte Lippel rings um sich reden. Er wurde ein bisschen mutiger und nahm schon mal auf alle Fälle den Turban ab, um das Geld auffangen zu können, das man ihm gleich zuwerfen würde.
    Hamide rief: »So, nun beginnt unser Schauspiel! Wir bitten um eure Aufmerksamkeit für die erste Musiknummer!«
    Sie nickte Asslam zu. Der begann auf seine Trommel zu schlagen, Hamide spielte auf ihrer Flöte.
    Es klang nicht besonders gut und auch nicht besonders laut. Asslam hatte sich zwar alle Mühe gegeben, aber aus einem dicken Schilfrohr kann man nun mal keine besonders gute Flöte machen! Die Zuschauer fingen an zu murren.
    »Wollt ihr uns zum Narren halten?«, rief ein Mann. »Meine fünfjährige Tochter spielt zehnmal besser!«
    »Was soll das? Aufhören! Schluss damit!«, riefen die Leute durcheinander. Einige wanderten sogar ab. Hamide hörte mitten im Lied auf zu spielen. Asslam, der das nicht sofort bemerkte, trommelte noch eine kleine Weile vor sich hin, bevor auch er abbrach.
    Immer mehr Leute kehrten zu ihren Läden und Wohnhäusern zurück.
    »Geht nicht weg!«, rief Hamide verzweifelt. »Der Höhepunkt kommt erst. Nun folgt die einmalige Hundedressur. Muck zeigt, was er kann.«
    Mancher, der schon weggehen wollte, blieb stehen.
    »Dann zeigt mal, was der Hund kann!«, rief ein Zuschauer. »Wenn er so schlecht wie eure Musik ist, bekommt ihr keine Goldstücke, sondern etwas ganz anderes!«
    Die Leute lachten.
    Asslam gab Muck ein Zeichen. Muck stellte sich auf die Hinterbeine. Asslam winkte und Muck machte ein, zwei unsichere Schritte, dann ließ er sich wieder auf alle viere nieder und schaute Asslam unglücklich an. Er war gewohnt, dass Asslam ihm sagte, was er zu

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