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Lippels Traum (German Edition)

Lippels Traum (German Edition)

Titel: Lippels Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Maar
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eine erstklassige Stabtaschenlampe mit vier Batterien und sie strahlte dementsprechend hell!
    Ein allgemeiner Aufschrei des Staunens war zu hören.
    Lippel richtete den Strahl der Lampe auf den Kaufmann und sagte: »Wer ist hier ein Großmaul?«
    Der Kaufmann bedeckte die Augen mit der Hand, so stark wurde er geblendet, und rief: »Verzeih mir, Lippel! Es ist die wunderbarste Fackel! Heller als alle, die ich je verkauft habe!«
    »Das will ich meinen!«, sagte Lippel stolz, drehte am Oberteil der Lampe, sodass ihr Strahl gebündelt wurde, und richtete ihn auf ein entfernt stehendes Haus.
    Obwohl das Haus bestimmt mehr als hundert Schritte weit weg war, sah man den hellen Lichtkreis auf der Außenwand hin und her huschen, wenn Lippel die Lampe schwenkte.
    Wieder hörte man von allen Seiten Ausrufe des Erstaunens. Lippel richtete den Strahl senkrecht nach oben.
    Das Wetter spielte wie üblich verrückt: Den ganzen Tag hatte die Sonne geschienen, nun hingen schwere Regenwolken über der Stadt.
    Die Zuschauer folgten mit ihren Blicken dem Strahl der Lampe und schrien auf vor Verblüffung. Man konnte tatsächlich den hellen Lampenschein oben an den Wolken entlangwandern sehen.
    »Seine Fackel brennt so hell, dass sie sogar den Himmel beleuchtet! Das muss ja ein ungeheuer heißes Feuer sein! Vorsicht, geht nicht zu nah!« Alle schrien durcheinander. Die Zuschauer, die hinten standen, riefen: »Wir können nichts sehen! Der Zauberer Lippel soll sich etwas höher stellen, wir wollen auch die Wunderfackel sehen!«
    Eine große Kiste wurde nach vorne gereicht, Lippel stellte sich darauf und konnte so über die Köpfe der Zuschauer hinwegschauen.
    Nachdem er die Lampe ein wenig hin und her geschwenkt hatte, hob er wieder beschwörend die linke Hand, fuhr durch den Lichtstrahl und sagte feierlich: »Mississippi!«
    Gleichzeitig knipste er mit dem Daumen die Taschenlampe aus. Von allen Seiten wurde ihm Beifall gespendet. Die Leute riefen »Zugabe, Zugabe!« und klatschten wie verrückt. Asslam und Hamide sprangen vor lauter Begeisterung in die Höhe. Lippel hob die linke Hand und sofort herrschte aufmerksames Schweigen.
    Wieder schwenkte er die Hand über die Lampe, sagte »Osram« und die Lampe brannte. Hierauf schwenkte er die Hand zurück, sagte »Mississippi!« und die Lampe verlöschte.
    »Die Fackel folgt ihm aufs Wort!«, flüsterten die Umstehenden ehrfürchtig. »Er nimmt gar kein Feuer dazu. Sie entzündet sich von selbst, wenn er es befiehlt. Es ist eine Wunderlampe!«
    Lippel wartete, bis sich das Flüstern und Reden ein wenig gelegt hatte, dann rief er:
    »Dies war der erste Teil meiner Zauberschau. Im zweiten Teil werde ich die brennend heiße Flamme meiner Zauberfackel mit der bloßen Hand berühren, ohne mich zu verbrennen.
    Aber bevor ich zum zweiten Teil übergehe, möchte ich meine verehrten Zuschauer bitten, einen kleinen Beitrag zu bezahlen!«
    Er nahm seinen Turban vom Kopf, drückte ihn Asslam in die Hand und sagte: »Schnell zu den Leuten und sammle das Geld ein!«
    Laut rief er: »Mein Freund hier wird jetzt bei Ihnen vorbeikommen und um eine kleine Spende bitten. Bedenken Sie: Je mehr Sie spenden, desto wunderbarer werden meine Zauberkunststücke ausfallen! Die Zauberlampe wird erst wieder angezündet, wenn Sie bezahlt haben.«
    Ein besonders mutiger Junge, der auch zugesehen hatte, wollte Lippel überlisten, drängte sich ganz nach vorne und rief laut: »Osram!«
    Lippel lachte überlegen und rief:
    »Wenn ein andrer ›Osram‹ spricht,
brennt die Wunderlampe nicht.
Sage aber ich das Wort,
brennt das Wunderlicht sofort!«
    Darauf rief er »Osram!« und schnell darauf »Mississippi!« und knipste die Lampe an und aus.
    Diesmal war der Beifall noch größer und es gab kaum einen auf dem Platz, der nicht wenigstens ein kleines Geldstück in den Turban geworfen hätte.
    Lippel stellte sich wieder auf die Kiste und gab ein Zeichen, dass er weitermachen wolle.
    Er sagte »Osram!« und knipste die Taschenlampe an. Dann hob er feierlich den Zeigefinger und legte ihn oben auf das Glas der Lampe.
    Ein Entsetzensschrei ging durch die Menge.
    Lippel ließ den Finger eine Minute auf dem Lampenglas, dann hob er ihn und zeigte ihn nach allen Seiten: Er war nicht verbrannt, nicht die kleinste Brandblase war zu sehen!
    Es gab mächtigen Beifall.
    Jetzt hob Lippel den linken Arm, steckte die Taschenlampe in den Ärmel seines Gewandes und man sah durch den dünnen Stoff, wie die brennende Wunderfackel im Ärmel

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