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Lipstick

Lipstick

Titel: Lipstick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fuelscher
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»Popo abwischen, Essen kochen, waschen, wieder Popo abwischen und das gleiche noch mal.«
    »Mach es wie die Wittgenstein. Werd Alkoholikerin!«
    »Klar. Mach ich.«
    Es klingelte.
    »Jan? Hans? Paul?« leierte Greta wie auf Befehl runter.
    »Vielleicht Micha?«
    »Wollen wir wetten?«
    Ich nickte. »Um eine Flasche Alk.«
    »Okay.« Greta schlug ein.
    »Ich tippe auf Hans«, sagte ich.
    »Jan«, wettete Greta dagegen.
    Ich ging zur Tür, öffnete und taumelte völlig überrascht zurück, als mir ein zerstrubbelt und tropfnaß aussehender Tom ein Küßchen geben wollte.
    »Störe ich?«
    »Ja. Vielleicht. Ein bißchen.«
    Ohne sich um meine Antwort zu scheren, stolzierte Tom mit seinem grünen Seesack auf dem Rücken in seine Exwohnung, hinterließ dabei Dreckspuren auf dem Fußboden. Da fiel mir sein letzter Anruf ein, sein seltsames Gestammel, von wegen er vermisse mich … Eigentlich hatte ich ihm ja versprochen, daß wir uns nach meiner Reise treffen würden.
    »Nett habt ihr’s.« Tom setzte sich auf seinen alten Stammplatz, den abgeschabten Cordsessel. »Komm gerade vorn Sport«, sagte er währenddessen und kickte den Seesack in eine Ecke. »Wollte nur mal vorbeischauen.«
    »Schluck Wein?« fragte Greta, was ich mit einem Fußtritt quittierte. Wenn Tom sich erst mal ein Glas genehmigte, wurde man ihn bestimmt nicht mehr so schnell los. Aber schon hatte Greta ein Weinglas aus der Küche geholt und ihm eingeschenkt. Wir plauderten eine Weile über das miese Wetter, und da Tom nicht von sich aus mit der Sprache rausrücken wollte, fragte ich ihn, was denn eigentlich los sei.
    »Nichts. Ich wollte euch nur zu meiner Hochzeit einladen.«
    »Ach, und das ist nichts?« Greta fing an zu lachen, während ich erst mal den kleinen Stich im Herzen verarbeiten mußte. Erst setzte er ein Kind an, dann vermißte er mich plötzlich wieder und jetzt doch aufs Standesamt.
    »Wen heiratest du denn?« fragte Greta weiter.
    »Ich gehe mal davon aus, du bist über die Entwicklungen der letzten Wochen und Monate unterrichtet«, meinte Tom.
    »Ach so«, sagte sie nur, während ich auf meine bäuerlichen Knie runterschaute und einmal tief durchatmete.
    »Wieso macht es dir eigentlich was aus?« fragte Greta mich, als Tom nach zwei weiteren Gläsern Wein endlich seinen Hintern Richtung Rita bequemt hatte.
    »Es macht mir doch gar nichts aus.«
    »Natürlich macht es dir was aus.«
    »Na und? Soll es einem vielleicht nichts ausmachen, wenn man immer nur für ein paar Nächte taugt, aber nie für die Ewigkeit?«
    »Du warst mit Tom acht Jahre zusammen!«
    »Ja, ich weiß«, gab ich etwas lahm zurück. »Eine ziemliche Ewigkeit …«
    Wir köpften eine weitere Flasche Wein, öffneten dazu eine Tüte Kartoffelchips und drapierten uns vor den Fernseher, wo eine Liebesschnulze aus den Achtzigern lief. Häusliches Glück zelebrieren, nannte man das.
    »Du solltest klare Fronten schaffen«, sagte Greta beim Vorspann.
    »Wie meinst du das?« fragte ich begriffsstutzig. »Mit Tom ist doch schon Schluß.« Ich goß mir noch ein Glas Rotwein ein. Carpe momentum, dachte ich mir, ohne Angst zu haben, eines Tages wie die Wittgenstein zu enden.
    »Ruf Hans an.«
    »Wozu denn das?«
    »Sag ihm, was Sache ist.«
    »Wenn ich nur wüßte, was Sache ist«, seufzte ich.
    »Daß du ihn nicht liebst, ist sonnenklar. Entweder, du machst endgültig Schluß, oder ihr einigt euch auf ein sporadisches …«
    »Bumsverhältnis«, vollendete ich den Satz.
    »Wenn du es so nennen willst, bitte schön.«
    »Ich glaube, ich gehe lieber mit ihm essen … als ins Heiabett.«
    »Also Freundschaft! Das ist doch schon mal eine Entscheidung.«
    Greta rieb sich erwartungsfroh die Hände. »Und jetzt zu Jan.«
    »Und jetzt zu Jan!« grölte ich schon ziemlich betrunken, während ich einen zweiseitigen Prospekt aus meinem Rucksack kramte, in dem Jan als Einlagen-Schuh-Vertreter abgebildet war. Er hatte ihn mir damals auf unserem Portugaltrip zugesteckt. »Ein schmucker Junge«, sagte ich stolz, als hätte ich ihn in langen, entbehrungsvollen Jahren großgezogen.
    »Du liebst ihn«, analysierte Greta die Lage.
    »Ich bumse gern mit ihm. Und bumsen ist gleich Liebe.«
    »Sex ist gleich Liebe?«
    »Nein. Liebe ist gleich Sex.«
    »Quatsch«, sagte Greta. »Manche Menschen bumse ich nicht und liebe sie trotzdem.« Sie war kurz vorm Schielen. »Dich zum Beispiel. Und Mäxchen.«
    »Klar.« Ich überlegte eine Weile – immerhin war das ein Argument –, und dann sagte ich lallend:

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