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Lipstick

Lipstick

Titel: Lipstick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fuelscher
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»Wenn du einen Mann gern bumst, dann liebst du ihn auch.«
    Greta betrachtete angestrengt ihre Fingernägel. »Also ist Sex doch gleich Liebe.«
    »Jaja, natürlich«, erwiderte ich verwirrt. »Ich bumse Jan wirklich gern.«
    »Was keine Basis für ein Leben ist.«
    »Jaja«, sagte ich wieder, weil man, wenn Greta unter Alkoholeinfluß philosophisch wurde, nur ja und amen sagen konnte.
    »Ja?«
    »Ja, mein Gott, und trotzdem liebe ich Jan.«
    »Okay. Darf ich zusammenfassen?«
    Ich nickte.
    »Die Sache mit Hans ist also gebongt – Freundschaft –, und Jan stellen wir noch mal hintenan.«
    »Und Micha?«
    »Micha wäre als Typ völlig okay, wenn er bloß nicht so egozentrisch wäre«, meinte Greta, nachdem sie ihr Glas in einem Zug ausgetrunken hatte.
    »Und als Lebenspartner?«
    » …wäre es dasselbe.«
    »Darf ich jetzt zusammenfassen?« fragte ich. Leider war die Chipstüteleer, so daß ich nur noch versalzene Krümel herauspicken konnte.
    »Ja, du darfst.«
    »Besteht etwa Gefahr, daß du uns in Bälde verläßt? Ich meine, mich und meinen Computer?«
    »Wohl nicht. Ich bin der Meinung, Mäxchen hat eine Zweitmutter nötiger als seinen Vater.«
    »Darauf trinken wir!« kreischte ich.
    »Geil!« kreischte Greta. Es war das Wort, das sie am meisten verabscheute.
    »Ja, geil!« Ich griff nach der Weinflasche und durfte etwas völlig Ungeiles feststellen: Sie war nämlich ebenfalls leer.
    »Also Mineralwasser.«
    »Muß wohl.«
    Greta hatte überall Flecken am Hals, das registrierte ich noch, als ich das Wasser Wasser sein ließ, mich einfach nach hinten fallen ließ und in letzter Sekunde dachte, morgen hast du bestimmt einen Kater.
    Beschlüsse im Suff sind immer noch die ehrlichsten, auch wenn ich im nachhinein froh war, daß uns niemand zugehört hatte.
    Mein Kopf schmerzte, mir war übel, und trotzdem ging es mir fast blendend, weil ich immerhin wußte, was ich Hans zu sagen hatte: Ich gehe lieber mit dir essen als ins Bett.
    Eigentlich konnte ich auch sofort zum Hörer greifen und es hinter mich bringen. Ich putzte mir nur schnell die Zähne und setzte Teewasser auf, dann wählte ich seine Nummer. Hans meldete sich mit schlaftrunkener Stimme.
    »Hallo. Hier ist Katja.«
    »Was willst du?« Er klang wirklich sauer.
    »Es tut mir leid.«
    »Wen interessiert das schon?«
    »Stell mich bitte nicht als Monster hin!«
    »Ich denke, wir haben uns nichts mehr zu sagen.«
    »Hans, bitte …«
    »Ja? Was bitte?« fragte Hans mit schneidender Stimme.
    »Ich meine, können wir nicht vielleicht Freunde …«
    »O mein Gott, du läßt aber auch kein Klischee aus!«
    Peng, er hatte den Hörer aufgeknallt, und ich fühlte mich hundsmiserabel. Mit Männern zu spielen machte zwar Spaß, wurde aber garantiert sofort bestraft. Bei mir war das jedenfalls so etwas wie eine eiserne Regel: Erst rebellierte mein Magen, und als ich nach vollendetem Werk von der Toilette taumelte, klappte der Briefkasten, nur um mir einen Schäfer-Brief allererster Güte zu bescheren. Anmerkungen zur neuen Fassung.
    Angeblich hatte ich es hingekriegt, sämtliche Dialoge noch mehr zu banalisieren und sie derart hölzern werden zu lassen, daß sich die ganze Belegschaft fragte, wie das eigentlich angehen könne. Beigelegt war eine nunmehr siebenseitige Liste mit Anmerkungen zu fast jedem zweiten Wort, einschließlich Punkt und Komma.
    Ich ließ den Brief zu Boden segeln und schmierte mir ein Nutellabrot.
    »Du hast doch eben noch gekotzt!« Greta stand plötzlich im Türrahmen und machte ein entsetztes Gesicht.
    »Nutella hilft in allen Lebenslagen!« jammerte ich.
    »Was ist? Schlimme Nachrichten von deiner Produktions-firma?«
    »Die wollen mich fertigmachen!« Ich deutete auf den Brief, der jetzt friedlich auf den schwarzweiß gemusterten Fliesen lag. Greta hob ihn auf und fing an zu lesen.
    »Oha!« sagte sie, und dann wieder: »Oha!«
    »Oha? Was soll das heißen?«
    »Die wollen dich wirklich fertigmachen.«
    »Ja! Und Hans auch.« Nach dem ersten Bissen Nutellaschmiere wurde mir tatsächlich wieder leicht übel. »Er hat einfach den Hörer aufgelegt.«
    »Was ihm ja eigentlich auch nicht zu verdenken ist.«
    Obwohl ich mein momentanes Schicksal mehr als ungerecht fand, nickte ich.
    »Halt dich doch schreibtechnisch an Ralf Witthusen«, schlug Greta vor.
    »Mach ich ja auch. Aber trotzdem möchte ich nicht …«
    Eigentlich wollte ich aufgeben sagen, aber da mußte ich ein zweites Mal auf die Toilette und mich über geben.
    Als ich zurückkam,

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