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Lisa geht zum Teufel (German Edition)

Lisa geht zum Teufel (German Edition)

Titel: Lisa geht zum Teufel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Hennig
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Brennerei auf den weißen, da stark kalkhaltigen Albariza-Böden an fruchtbaren Berghängen nördlich von Jerez anbaute. Doch das war nicht die einzige Besonderheit dieses Sherrys. Bei Tio Pepe füllte man die kostbare Flüssigkeit nicht einfach in ein Weinfass, um sie dann auf Monate, wenn nicht gar Jahre ihrem Schicksal zu überlassen. Vielmehr wurde in Abständen von einem Jahr etwas von dem gereiften Sherry entnommen und mit einer frischen Ernte aufgefüllt. Diese ausgeklügelte Technik sorgte dafür, dass der alte Sherry stets mit der fruchtigen Note frischer Trauben belebt wurde. Das Verfahren gab ihm seinen einzigartigen Geschmack. Felipe nahm einen genussvollen Schluck, der nach der langen Autofahrt guttat und ihn stärkte. Es gab noch viel zu erledigen, wie immer, wenn er ein paar Tage unterwegs gewesen war und seine Geschäfte in Madrid liegengeblieben waren. Den Sherry zu genießen, ihn in all seinen Geschmacksfacetten zu goutieren hatte jedoch Vorrang. Felipe lehnte sich in seinem Ledersessel zurück und blickte durch das Fenster auf die Gran Via, das pulsierende Leben Madrids, seiner Heimatstadt, auf die prachtvollen Boulevards mit Gebäuden, die noch aus der Belle Époque stammten und der Stadt das Flair einer europäischen Metropole verliehen. Felipe nahm sich trotz des urbanen Zaubers vor, zumindest noch die eingegangenen E-Mails zu beantworten – ein frommer Vorsatz, den der Klingelton seines Handys zunichtemachte. Andreas’ Nummer.
    »Hallo, Papaíto … Bist du schon in Madrid?«
    »Wo denn sonst. Ich nehme an, du bist noch in Marbella und trinkst im Garten unserer Villa Tee mit meiner Exfrau.«
    »Wir haben heute zusammen gesessen«, erwiderte sein Sohn.
    Das wurde ja immer besser. Verrat. Sein eigen Fleisch und Blut. Unfassbar. »Und, wird sie dir das Wohnrecht verkaufen?«, fragte Felipe angriffslustig.
    »Sie denkt darüber nach.«
    Felipe spürte, wie er zusehends nervöser wurde, wie immer, wenn der Name Lisa fiel. Dass sie ihr Wohnrecht aufgeben würde, nach all den Jahren ihres Kleinkriegs, klang ungefähr so glaubwürdig, wie wenn der Papst beschlossen hätte, persönlich Kondome am Strand von Kenia zu verteilen. Wie hatte Andreas das nur angestellt, oder hatte Lisa sich etwa tatsächlich im Laufe der Jahre verändert? Möglich, aber warum sich überhaupt mit diesem Haus beschäftigen, wo es doch bessere Alternativen an der Costa del Sol gab. Der Preis spielte keine Rolle, und das wusste Andreas.
    »Junge, such dir etwas anderes! Du weißt, dass ich euch dabei finanziell unterstütze.«
    »Es ist doch nichts dabei. Du kannst dich da völlig raushalten«, insistierte sein Sohn. »Aber ich bräuchte eine Anzahlung. Bin im Moment etwas knapp …«, fuhr er fort.
    »Will sie Geld? Was hat sie verlangt?«, fragte Felipe, den nun doch die Neugier trieb.
    »Nein, nein, es ist nicht so, wie du denkst. Sie möchte ein Gutachten. Das ist normal. Ich finde das auch ganz vernünftig.«
    »Wie viel?«
    »So um die … zwanzigtausend«, erwiderte Andreas.
    »Was? Ich kenne jemanden, der es günstiger macht«, schlug er sogleich vor, auch wenn ihm ad hoc niemand einfiel.
    »Das weiß ich, aber wenn er von dir kommt, würde ihn Lisa wahrscheinlich nicht akzeptieren.«
    Da hatte Andreas sicher nicht unrecht. Felipe schenkte sich etwas Sherry nach. Lisa meinte es also ernst. Sie musste sich verändert haben. Vielleicht brauchte sie aber auch nur Geld.
    »Bitte, Papaíto. Es ist ein schönes Haus. Tu es für mich, und denk nicht mehr an Lisa«, bettelte er in der Art, wie er es für gewöhnlich tat, wenn er seinem Vater etwas abringen wollte. Andreas wusste genau, dass er damit bei ihm durchkommen würde. Er hatte ja nur noch ihn, seinen einzigen Sohn. Es blieb ihm gar keine andere Wahl, als nachzugeben.
    »Du hast das Geld morgen auf dem Konto. Mach, was du willst! Sonst noch was?«
    »Papaíto … du bist …«
    »Großartig, ich weiß, und jetzt lass mich arbeiten.« Felipe legte auf und leerte entgegen seiner Gewohnheit das Glas Sherry auf ex, wie billigen Fusel, den man sich reinschüttete, um seine Gedanken abzustellen. Was machte das schon? Es war nur ein Haus. Wie es Lisa wohl ging? Wie sie wohl aussah? Egal! Es spielte doch überhaupt keine Rolle mehr. Die Mails waren jetzt wichtiger. Felipe setzte sich auf und zog sein Notebook heran – eine eingespielte Arbeitsroutine, die ihm half, die Gedanken an Lisa und das Haus abzuschütteln. Eine Mail von Benita? Seit wann nannte sie ihn »Lieber

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