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Lisa geht zum Teufel (German Edition)

Lisa geht zum Teufel (German Edition)

Titel: Lisa geht zum Teufel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Hennig
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weil Mercedes so sanftmütig und verständnisvoll war, durfte er sie auf keinen Fall enttäuschen. Natürlich hatte sie sich auf Anhieb in diese Villa verliebt. Sonst hätte sie ja nicht unentwegt davon geschwärmt. Nach dem Imbiss mit Lisa, ihrer entwaffnenden Gastfreundschaft und der klaren Absage, das Haus jemals zu verkaufen, war es Mercedes aber auf einmal nicht mehr so wichtig gewesen, in diesem »Traum von einem Haus« zu wohnen. »Wir finden etwas anderes. Außerdem kann ich Lisa verstehen«, hatte sie gesagt und ihn dabei angelächelt, um ihm zu zeigen, dass alles in bester Ordnung war. Im Prinzip ärgerte er sich über sich selbst. Nach all dem, was er von seinem Vater über Lisa wusste, war es mehr als blauäugig von ihm gewesen zu glauben, dass er so mir nichts, dir nichts bei ihr aufkreuzen konnte und sie auf ein beiläufig ausgesprochenes Kaufangebot eingehen würde. Lisa war so, wie sein Vater sie stets beschrieben hatte: stur und eine Prinzipienreiterin, die immer nur an sich dachte. Was wollte sie denn allein in diesem Haus, das sowieso das ganze Jahr über leer stand? So eine Verschwendung von Wohnraum. Manchmal lösten sich Probleme aber wie von selbst. Es sah fast danach aus, als ob es sein Glück war, an diesem Abend in eine seiner bevorzugten Tapas-Bars eingekehrt zu sein. Das Paar am Nachbartisch musste ein Engel geschickt haben, und was er von den beiden zu hören bekam, gefiel ihm immer besser.
    »Sie wird nächste Woche achtzehn«, schnappte Andreas auf und beobachtete dabei die Körpersprache seines Tischnachbarn. Etwas musste ihn sehr belasten. Warum sonst saß er so geknickt und mit hängenden Schultern da?
    »Vielleicht solltest du doch mal persönlich mit ihrer Mutter reden«, erwiderte die Frau gegenüber, die nach allem, was Andreas mittlerweile mitbekommen hatte, in ihrem Vorleben als Prostituierte tätig gewesen sein musste.
    »Wie denn? Sie legt seit Jahren auf, wenn sie nur meine Stimme hört. Das bringt gar nichts«, entgegnete der Mann, der verdächtig nach Penner aussah.
    »Sie legt auf, obwohl du Carmen immer wieder Geld schickst?«, fragte die Frau.
    »Du weißt genau, warum. Und ich kann es ihr nicht mal verübeln …«
    Sie nickte nur betreten und nippte an ihrem Glas Wein. So wie es aussah, brauchte der Mann neben ihm Geld für seine Tochter. Die beiden wurden ihm immer sympathischer.
    »Manchmal wünsche ich mir, ich könnte die Zeit zurückdrehen … Ich hab so ziemlich alles falsch gemacht …« Der ungepflegte Tischnachbar schien gerade in Selbstmitleid zu zerfließen. Dass seine Gesprächspartnerin diesmal nichts darauf erwiderte, deutete darauf hin, dass da jemand sein Leben so richtig versaut haben musste.
    »Ich bräuchte jetzt noch einen Wein«, fuhr der Mann fort.
    »Wir können uns aber keinen mehr leisten«, erwiderte sie.
    Dem konnte Abhilfe geleistet werden. So eine Chance durfte er nicht verstreichen lassen. Ganz dezent stand Andreas auf und ging zur Bar, um dort den Ober zu bitten, den beiden noch einen Wein zu bringen, auf seine Rechnung.
    »Zwei Gläser Wein für die Herrschaften an dem Tisch dahinten. Geht auf mich«, sagte Andreas und deutete in Richtung seines Nachbartischs. Der Ober zog sofort zwei Weingläser aus dem Regal. Wie die beiden wohl reagieren würden? Andreas ging in Richtung der Toiletten, blieb aber bei der Garderobe, hinter der er sich verstecken konnte, stehen, um den Tisch unbemerkt zu beobachten. Aus der Gestik des Obers, der den beiden die Getränke servierte, ließ sich schließen, dass er ihnen gerade erklärte, wem sie den Wein zu verdanken hatten. Die beiden wirkten überrascht, jedoch auch eine Spur misstrauisch, zumindest die Frau. Bestimmt eine harte Nuss, aber Andreas nahm sich vor, sie trotzdem zu knacken. Nachdem er noch einen Moment lang gewartet hatte, ging er zurück an seinen Platz.
    »Danke für den Wein«, sagte der Mann, der sich ihm sogleich als Rafael vorstellte.
    »Ihnen haben unsere Geschichten wohl gefallen?«, fragte die Frau zum Entsetzen ihres Begleiters, der dies offenbar als etwas unhöflich empfand.
    Jemand, der gleich zum Punkt kam … Das gefiel Andreas.
    »Ich bin Delia«, stellte sie sich vor und reichte ihm die Hand, ohne ihren Blick von ihm abzuwenden. Die Art, wie sie einen ansah, gab einem das Gefühl, als könne sie direkt in die Seele eines Menschen blicken.
    »Andreas«, stellte er sich vor.
    »Sie sind Deutscher?«, wollte Rafael wissen.
    »Meine Mutter … Und was Ihre Frage betrifft: Es tut

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