Lisa geht zum Teufel (German Edition)
Seele.
Delia konnte sich nicht erinnern, jemals mit Rafael gestritten zu haben. Es gab aber für alles ein erstes Mal. Dass sie für Geld so ziemlich alles mache, hatte er ihr an den Kopf geworfen, bevor sie sich zusammen auf den Weg zurück zu ihm nach Hause, also zum Strand und seiner Katze gemacht hatten, die bereits sehnsüchtig auf ihn wartete. Was gab es da noch großartig zu überlegen? Diese Lisa war selbstsüchtig, egoistisch, rechthaberisch und raffgierig. Ein ganzes Haus okkupierte sie, aus purem Trotz. Andreas konnte einem richtig leidtun. Da hatte er die Liebe seines Lebens gefunden und träumte davon, sich eine Familie mit ihr aufzubauen, hier in Marbella, und lief gegen eine Wand. Lieber schlug diese Deutsche ein Vermögen aus, nur um auch nach Jahren noch am längeren Hebel zu sitzen – Andreas’ Worte. Dabei war es doch Lisa gewesen, die ihren Mann verlassen hatte. Und wie sehr sein Vater unter der Trennung gelitten haben musste. Er hatte schon mit vierzig einen Schlaganfall gehabt. Dank dieser Person.
»Aber du weißt doch gar nicht, ob das stimmt«, protestierte Rafael zum x-ten Mal und streichelte dabei Roberta, die auf seinem Schoß kauerte.
»Andreas hatte feuchte Augen, als er davon sprach, wie schlecht es seinem Vater geht. Ein Mann kann so etwas nicht spielen. Unmöglich«, versuchte Delia ihm klarzumachen.
»Aber das alles geht uns doch überhaupt nichts an. Wir kennen diese Lisa ja gar nicht.«
»Dann lernen wir sie eben kennen«, hielt Delia dagegen.
»Du willst dich wirklich darauf einlassen? Eine Frau tyrannisieren, bis sie den Verstand verliert? Delia, ich kann gar nicht glauben, dass du das ernsthaft in Erwägung ziehst. Und jetzt sag mir bitte nicht, dass dich diese Putzstelle auf den Geschmack gebracht hat. Das ist doch sonst nicht deine Art.«
Delia musste sich eingestehen, dass sie angesichts ihrer sogenannten Putzstelle wohl schon die ersten Hemmschwellen abgebaut hatte. Rafael schaffte es immer wieder, sie zu verunsichern, aber auch er hatte Schwachpunkte, an denen sie den Hebel ansetzen konnte.
»Fünftausend für jeden, auf die Hand. Und noch mal fünf, wenn sie auszieht. Also, ich kann das Geld im Moment verdammt gut gebrauchen.«
»Meinst du, ich nicht? Außerdem ist doch gar nicht gesagt, dass er uns wirklich so viel bezahlt. Überleg mal, zwanzigtausend«, sagte Rafael.
»So wie er angezogen war, spielt Geld für ihn keine Rolle. Außerdem: Denk mal logisch! Ein Makler verlangt fünf Prozent. Das wären bei einem vergleichbaren Haus dieser Größenordnung rund fünfzig Riesen. Er spart also jede Menge Geld. Klar wird er zahlen.«
Rafael nickte einsichtig. Immerhin war es ihr nun gelungen, ihm die Arithmetik dieses Deals glaubwürdig zu machen.
»Die kriegt bestimmt ’ne Million, wenn sie auszieht. Du musst das ganz pragmatisch sehen. Wir verhelfen Andreas zu seinem Familienglück, und diese Lisa kann sich von der Kohle ein Traumhaus kaufen, wo immer sie will. Wir tun doch nichts Schlimmes.«
Rafael sah so aus, als sei er noch nicht richtig überzeugt. Delia wusste aber, was ihn wirklich antrieb. Er hatte sich in den Kopf gesetzt, seiner Tochter zum achtzehnten Geburtstag ein Auto zu schenken, auch wenn es fraglich war, ob sie das Geschenk überhaupt annehmen würde.
»Und von was willst du den Wagen für Carmen bezahlen?« Delia setzte jetzt alles auf ihre letzte Karte. Sie musste einfach stechen. Und wie sie stach. Rafael blickte aufs Meer hinaus und schwieg eine Weile, bis er endlich nickte.
»Aber wenn diese Frau gar nicht so ist, wie Andreas uns erzählt hat, dann brechen wir das Ganze ab. Versprich mir das, Delia«, sagte er und sah sie dabei ernst an.
»Großes Ehrenwort!«
Wieder nickte Rafael.
Schon kramte Delia die Visitenkarte, die ihr Andreas gegeben hatte, hervor. Auf in den Kampf!
Felipe schenkte sich einen seiner besten Sherrys ein und hielt das Glas gegen den Kronleuchter seines Madrider Arbeitszimmers. Die Flüssigkeit schimmerte golden und hielt, was sie versprach. Die ortsansässige weltweit bekannte Sherry-Brennerei war einer der Gründe, weshalb er gerne in Jerez war. Felipe hatte in Tio Pepes Bodegas, wie man oberirdische Lagerstätten für Sherry nannte, ein eigenes Fass stehen und befand sich damit in bester Gesellschaft. Die Privatfässer von Picasso, Spielberg oder Maggie Thatcher waren nur ein paar Schritte von seinem entfernt. Felipe hielt das Glas vor sich hin und genoss den intensiven Geruch der Palomino-Trauben, die die
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