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Lisa geht zum Teufel (German Edition)

Lisa geht zum Teufel (German Edition)

Titel: Lisa geht zum Teufel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Hennig
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Ball dankbar auf und bejahte ihre Frage mit einem Nicken. Den Knoten seiner vielen Lügen auf sanfte Weise zu entwirren wollte einfach nicht so recht gelingen.
    »Aber warum ausgerechnet mein Haus?«
    »Er hat es uns empfohlen, und es ist ja auch sehr schön«, entgegnete er und nahm sich vor, das Thema zu wechseln, um sich am Ende nicht doch in irgendeinen Widerspruch zu verwickeln. Außerdem bot dieser Moment die Gelegenheit, um Andreas’ Anliegen noch ein letztes Mal nachzukommen. »Es ist wirklich dumm gelaufen«, versuchte Rafael zu resümieren. »Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen.«
    Lisa nickte, was schon mal ein gutes Zeichen war.
    Sofort hakte Rafael nach: »Wir könnten versuchen, uns auf neutralem Boden neu kennenzulernen. Wäre doch einen Versuch wert.«
    Wieder kein Widerspruch von Lisa.
    »Delia und ich gehen heute Abend zur Wahl der Schönheitskönigin. Auf die Feria. Begleiten Sie uns«, schlug er vor und fühlte sich sofort schlecht dabei, weil er genau wusste, dass sein Angebot jedenfalls zum Teil alles andere als uneigennützig war. Ein anderer Teil meinte es ehrlich. Hoffentlich stimmte Lisa zu.
    »Ich überleg’s mir«, sagte sie bemüht distanziert, aber Rafael las in ihren Augen, dass sie sich bereits entschieden hatte.

Kapitel 8
    »Was? Auf die Feria?« Claudias blankes Entsetzen war selbst am Telefon deutlich zu spüren gewesen. Die andalusische Version des Oktoberfests bedeutete für Lisas Freundin offenkundig, sich unter das gewöhnliche Volk mischen zu müssen und den Hauch von Exklusivität, mit dem sie sich sonst umgaben, für einen Abend abzulegen. Das passte nicht so recht in die Vorstellungswelt der Clique. Die wertvolle Zeit im Urlaub verbrachten sie lieber in einem edlen Club oder schicken Lokal unter Gleichgesinnten. Kaum hatte Lisa jedoch erwähnt, dass Rafael und Delia sie begleiten würden, bekam der Gedanke, sich mit dem gemeinen Volk zu vereinen, einen gewissen Reiz. Alex witterte garantiert neue Abenteuer, und Vroni, die sie keine fünf Minuten später zurückgerufen hatte, freute sich darauf, über die neuesten Entwicklungen in der »Casa de terror«, wie sie Lisas Haus inzwischen nannte, zu erfahren. Trotz der eher gemischten Reaktionen und obgleich sie an sich wenig Interesse an der Wahl zur Schönheitskönigin hatte, fühlte Lisa sich einfach wohler, wenn sie wusste, dass sie im vertrauten Kreis ihrer Clique sein würde. Ihr blieb jetzt noch eine Stunde, um sich zurechtzumachen. Das volle Programm eben, und das fing mit der Wahl des richtigen Outfits an. Vielleicht etwas Legeres? Am besten eine Jeans und eine der Blusen, die sie sich im Jahr zuvor im Corte Inglés gekauft hatte. Ab ins Bad und neu schminken. Am Abend konnte man ruhigen Gewissens etwas mehr auflegen. In der Hitze des Tages wäre zu viel Make-up glatter Selbstmord, eine Gesichtssauna, wie Vroni einmal so treffend bemerkt hatte, bei der einem unter andalusischer Sonne im wahrsten Sinne des Wortes schon mal die Gesichtszüge entgleiten konnten.
    »Entschuldigung. Hätten Sie vielleicht etwas Wimperntusche?«, tönte es plötzlich vom Flur durch die halbgeöffnete Badezimmertür. Oha! Delia konnte tatsächlich freundlich klingende Laute von sich geben.
    Lisa öffnete die Tür ganz und war baff. Delia sah in ihrem Flamencokleid umwerfend aus, und das beinahe ungeschminkt; lediglich etwas roten Lippenstift, der perfekt zu dem gleichfarbigen Kleid und dem dunklen Haar passte, hatte sie aufgetragen. Sie starrte sie ebenfalls ungläubig an. Anscheinend gefiel Delia ihr Outfit auch.
    »Sie wollen doch nicht etwa so auf die Feria gehen?«, kam es stattdessen aus Delias Mund.
    Lisa fragte sich postwendend, ob sie wirklich so schlimm aussah. Gut, der Schnitt der Jeans war schon in die Jahre gekommen und die Bluse vielleicht einen Tick zu farbenfroh, aber Delias Reaktion war eindeutig übertrieben.
    »Wir gehen auf die Feria!«, betonte Delia.
    »Ja und?«, tat Lisa ganz unbekümmert.
    »Flamenco, Tanz, Lebensfreude …«
    Nun verstand Lisa, worauf Delia hinauswollte. Sie erinnerte sich daran, dass alle Einheimischen sozusagen »in Landestracht« auf eine Feria gingen – im »Dirndl« der Andalusier.
    »Wenn ich eine Spanierin wäre … Aber so … Delia, ich mach mich doch nicht lächerlich«, wandte Lisa ein.
    »Ach, das heißt also, dass ich mich lächerlich mache?«, schlussfolgerte Delia.
    Ausnahmsweise mal ein gutes Argument! Nein, auch eine Holländerin konnte so etwas augenscheinlich gut

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