Lisa geht zum Teufel (German Edition)
wert.
»Hallo, Felipe«, meldete sich Mercedes am anderen Ende der Leitung.
»Hallo, meine Schöne«, begrüßte er sie und erinnerte sich an ihre letzte Begegnung in Jerez. Kein Wunder, dass sein Sohn einfach alles für diese Frau tun würde.
»Ist Andreas da?«
»Er ist unterwegs«, erwiderte sie knapp, aber nicht unfreundlich.
»Was treibt ihr so in Marbella?«, fragte er, in der Hoffnung, etwas zu erfahren, was Andreas ihm bezüglich des Hauskaufs bisher vielleicht verschwiegen hatte.
»Strand, Shoppen … Eigentlich wollten wir ja nach Frankreich fahren, aber Urlaub zu Hause ist auch schön.«
»Warum seid ihr nicht gefahren?«, bohrte Felipe nach.
»Andreas hatte hier beruflich noch einiges zu erledigen … Außerdem hat er sich das Haus in den Kopf gesetzt. Ich glaube, er trifft sich gerade mit Lisa.«
Das saß. Schon wieder ein kurioser Gefühlscocktail, der ihn schier übermannte. Konnte es sein, dass er seinen Sohn um das Treffen beneidete? Fiel er ihm nicht in den Rücken?
»Dir gefällt das Haus«, sagte er und baute darauf, dass Mercedes endlich ein bisschen aus dem Nähkästchen plauderte.
»Es ist traumhaft«, schwärmte sie.
Dennoch hatte Mercedes etwas Besseres verdient, als in ihrem Urlaub in Marbella herumzuhocken. »Ihr könntet mit meiner Yacht rausfahren«, schlug Felipe daher vor.
»Uns ist nicht langweilig, Felipe. Es ist immer was los. Die Wahl der Schönheitskönigin möchte ich auf keinen Fall verpassen.«
»Ah, La reina y la dama . Ist die nicht heute Abend?«
»Komm doch einfach. Andreas würde sich bestimmt freuen.«
»Ich überleg es mir, aber sag ihm nichts.«
»Großes Ehrenwort!«
Felipe wusste von seinem Sohn, dass man sich auf sie verlassen konnte. Andreas hatte mehr Glück als Verstand. Das hatte er vermutlich von ihm, nur schien sein Sohn auch noch Glück in der Liebe zu haben.
Angesichts noch leichter Kopfschmerzen und eines drückend heißen Tages war an ein warmes Mittagessen nicht zu denken. Lisa war froh, dass Yolanda sie schon vor Jahren in die Geheimnisse der andalusischen Küche eingeweiht hatte. Die andalusische Gazpacho, eine äußerst schmackhafte kalte Suppe, war schnell zubereitet, schmeckte köstlich und war obendrein noch gesund. Etwa ein halbes Kilo abgezogene reife Tomaten, drei Knoblauchzehen, etwas Olivenöl, ein Spritzer Essig und ein Viertelliter Wasser landeten in ihrem Küchenmixer. Das Ganze musste dann passiert und kalt gestellt werden. Dazu noch etwas Salz und Pfeffer, Paprikapulver und Kümmel für die geschmackliche Abrundung. Die Tomaten vermengte sie für gewöhnlich mit altbackenem Brot und gehackter Zwiebel. Zur Deko ein bisschen Paprika und Gurken. Fertig. Zum ersten Mal, seitdem sie in diesem Jahr hier war, fühlte Lisa sich wohl. Sicherlich musste sie von nun an mit Mitbewohnern leben, doch nach ihrem Gespräch mit Rafael war sie zuversichtlich, dass es zu keinen weiteren Auswüchsen mehr kommen würde. Felipes Plan, sie zu ärgern oder gar aus dem Haus zu vertreiben, würde nicht aufgehen. Grund genug, zu versuchen, sich mit den beiden zu arrangieren. So wie es beim Blick durch das Küchenfenster den Anschein hatte, musste sich Luke bereits mit Rafael angefreundet haben. Eines jener Fluggeräte, die einmal ruckartig aufgezogen wie ein kleiner Helikopter gen Himmel schossen, hatte sich im Geäst ihrer Zypresse verheddert. Rafael versuchte das Teil für Luke, der ihn dabei aufmerksam beobachtete, mit einem Gartenrechen herunterzuholen. Es klappte.
Luke strahlte ihn überglücklich an und griff nach seiner Hand. »¡Ven. Jugemos!«, rief der Kleine.
Doch Yolanda hatte offenbar etwas dagegen, dass er mit Rafael spielte. Mit in die Hüfte gestemmten Händen baute sie sich am Gartentor auf und erinnerte ihren Enkel daran, dass er noch jede Menge für die Schule nachzuholen hatte. »¿Ya has hecho tus deberes?«, rief sie resolut.
Luke musste krankheitsbedingt große Lücken in der Schule haben, die er in den Ferien zu stopfen versuchte.
Luke schüttelte mit hängenden Schultern den Kopf und ging zu seiner Großmutter, nicht ohne Rafael noch einmal zuzuwinken.
Yolanda wirkte zufrieden und wuschelte dem Kleinen durchs Haar.
Lisa wunderte sich darüber, dass Rafael den beiden noch lange nachblickte. Er setzte sich ins Gras vor den Springbrunnen und lehnte sich dagegen. Was ging jetzt wohl in ihm vor? Rafael wirkte kraftlos und traurig. Wieso wischte er sich die Augen trocken? Nach den Nachwirkungen einer Zimtallergie sah das
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