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Lisa geht zum Teufel (German Edition)

Lisa geht zum Teufel (German Edition)

Titel: Lisa geht zum Teufel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Hennig
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jedenfalls nicht aus. Lisa stellte die Schale mit der Suppe in den Kühlschrank und beschloss, nach ihm zu sehen.
    Rafael hatte Mühe, sich zu fangen. Immer wenn er Kinder und ihre Eltern oder Großeltern in ganz alltäglichen Situationen beobachtete, machte er sich klar, um welche Erfahrungen und schönen Momente ihn das Leben betrogen hatte. Doch letztlich hatte er sich selbst darum betrogen, und das war noch bitterer. Wie gerne würde er die Zeit zurückdrehen. Als er seine Carmen zum letzten Mal gesehen hatte, war sie in Lukes Alter gewesen. Hätte er nur mehr Zeit zu Hause verbracht, statt dem großen Geld hinterherzujagen.
    »Hallo, Rafael. Störe ich?«
    Rafael vernahm Lisas Stimme und drehte sich zu ihr um.
    »Möchten Sie etwas trinken?«, fragte sie, während sie mit einer Karaffe und zwei Gläsern auf einem Tablett zur Bank auf der Terrasse ging.
    Rafael nickte, erhob sich und kam näher. »Danke«, sagte er und nahm ihr das Getränk ab.
    »Geht es Ihnen besser? Ich hab Sie vom Fenster aus gesehen und …« Die Art, wie sie das sagte, deutete darauf hin, dass Lisa sein Bad in purem Selbstmitleid mitbekommen haben musste.
    Wieder nickte er und nahm einen kräftigen Schluck. »Haben Sie Kinder?«, fragte er ganz spontan.
    »Nein, und Sie?«
    »Eine Tochter. Sie wird nächste Woche achtzehn«, erwiderte er und merkte, dass es ihm wider Erwarten guttat, das Thema bei Lisa anzuschneiden.
    »Sie müssen sehr stolz auf sie sein«, sagte Lisa, was er nur mit einem Nicken kommentieren konnte. »Wo lebt sie?«, wollte sie wissen.
    »In einem Vorort von Madrid.«
    »Sie steht also schon auf eigenen Füßen …«
    Rafael schüttelte den Kopf und wunderte sich über sein wachsendes Bedürfnis, Lisa mehr von seiner Tochter zu erzählen. »Sie lebt bei ihrer Mutter.«
    »Aber Delia …?« Sicher schloss Lisa jetzt daraus, dass Delia nicht Carmens leibliche Mutter war.
    »Bei meiner ersten Frau. Wir sind getrennt und haben uns seit Jahren nicht mehr gesehen«, erklärte er und war dankbar dafür, ausnahmsweise weder lügen noch die Wahrheit zurechtbiegen zu müssen.
    »Verstehe …«
    »Da gibt man sich irgendwann das Jawort, ist sich so sicher und dann …«, fuhr er fort.
    Lisa nickte. Ein bitteres Lächeln huschte dabei über ihr Gesicht. Sie setzte sich auf die Brunnenmauer, trank etwas und blickte für einen Moment wie abwesend in den Garten.
    »Felipe?«, wagte Rafael zu fragen.
    Lisa nickte und holte tief Luft, bevor sie weitersprach. »Anfangs war bei uns alles in Ordnung, aber andere Dinge waren ihm irgendwann wichtiger als unsere Ehe.«
    »Das scheint eine weitverbreitete und vor allem ansteckende Krankheit bei Männern zu sein«, gestand Rafael ein.
    »Das war es aber nicht allein. Er hat mir nicht mehr zugehört, und ich hatte irgendwann das Gefühl, dass ich mich ihm nicht mehr anvertrauen kann.«
    »Haben Sie ihn deshalb verlassen?«
    »Was hat er Ihnen erzählt?«, fragte Lisa hellhörig.
    Jetzt nur nicht in irgendwelchen Geschichten verheddern, nahm sich Rafael vor. Am besten, er wusste von nichts. »Felipe hält sich in privaten Angelegenheiten bedeckt«, sagte er.
    »Mit gutem Grund. Wer will schon sein Gesicht verlieren?«
    »Hat er Sie schlecht behandelt?«, fragte Rafael.
    »Nein, der Krieg zwischen uns ging erst los, als ich ihm sagte, dass ich ihn verlassen werde. Er konnte es einfach nicht akzeptieren.«
    »Krieg?« Das klang ziemlich dramatisch, vor allem aber anders als das, was sie von Andreas erfahren hatten.
    »Wissen Sie, damals wurde man noch schuldrechtlich geschieden. Natürlich war ich schuld. Er hatte die Richter bestochen und einfach alles unternommen, um mich zu zerstören. Aus purer Rache. Das Einzige, was er mir nicht nehmen konnte, war dieses Haus, in dem ich gerade mal ein Wohnrecht bekommen habe.«
    »Und dann kommen wir und …« Rafael fühlte sich schlagartig noch mieser. Was hatten sie Lisa nur angetan?
    Lisa nickte und schmunzelte – diesmal aber mit weichen und warmen Gesichtszügen. »Ich weiß gar nicht, warum ich Ihnen das erzähle«, fuhr sie fort. »Sie sind mit ihm befreundet und können sich wahrscheinlich nicht im Entferntesten vorstellen, wozu Felipe fähig ist.«
    Angesichts Felipes Sprössling konnte Rafael es sich nur allzu gut vorstellen. »Er ist mehr ein guter Bekannter«, stellte Rafael nun klar, auch wenn dies eine Notlüge war.
    »Sie waren sicher erst für ihn interessant, als er von Ihrer Erbschaft erfuhr. Hab ich recht?«, fragte Lisa.
    Rafael fing den

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