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Lisa geht zum Teufel (German Edition)

Lisa geht zum Teufel (German Edition)

Titel: Lisa geht zum Teufel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Hennig
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und mehr Menschen, die ihm den Weg versperrten. Felipe bemühte sich, Ruhe zu bewahren und sich die gute Laune nicht verderben zu lassen. Es blieb bei dem frommen Vorsatz. War die Frau, die urplötzlich vor ihm stand, tatsächlich Lisa? Felipe musste gleich zweimal hinsehen. Vielleicht hatte sie eine spanische Doppelgängerin. Er konnte sich jedenfalls nicht daran erinnern, seine Exfrau jemals in einem Flamencokleid gesehen zu haben. Aber das waren unverkennbar ihre Augen, und sie hielt nach irgendjemandem vor dem Zelt Ausschau. Felipe überlegte kurz, ob er die Zügel seines Pferds herumreißen und umkehren sollte, doch dafür war es bereits zu spät. Lisa musste auch ihn erkannt haben: Sie starrte ihn für einen Moment geradezu fassungslos an.
    »Hallo, Felipe«, rief sie dann. »Seit wann zieht es dich nach Marbella?« Dass sie sich gleich mit verschränkten Armen vor ihm aufbaute, überraschte ihn. Ihr jahrelanger Krieg lag doch so lange zurück. Obwohl Felipe sich vornahm, gelassen darüber hinwegzusehen, spürte er, dass Lisa schon wieder auf einen seiner »Knöpfe« gedrückt hatte. Zorn braute sich irgendwo tief in seiner Bauchgegend zusammen. Felipe wusste bereits jetzt, dass er Mühe haben würde, ihn noch viel länger im Zaum zu halten.
    »Die Feria ist immer ein guter Anlass«, erwiderte er und ärgerte sich, nicht dazu in der Lage gewesen zu sein, etwas mehr Gleichgültigkeit in seine Stimme zu legen.
    »Du konntest noch nie gut lügen, Felipe«, konterte Lisa messerscharf.
    Immer noch die Alte, bissig wie früher, stellte Felipe fest. Lisas Bemerkung durfte nicht ungesühnt bleiben. »Wie ich sehe, leidest du immer noch unter dem gleichen Wahn. So etwas wird im Alter schlimmer«, schleuderte er ihr giftig entgegen und erfreute sich daran, einen Volltreffer gelandet zu haben.
    Lisa glühte, im Prinzip genau so, wie er sie nach ihrer Trennung erlebt hatte.
    »Es gibt noch andere Dinge, die im Alter schlimmer werden. Ich fürchte, du bist etwas vergesslich geworden, armer Felipe.«
    »Leider erinnere ich mich noch allzu gut an unsere glorreiche Ehe«, ätzte er zurück.
    »Tatsächlich? Dass ich ein Wohnrecht in der Villa habe, scheinst du aber vergessen zu haben.«
    Das Wohnrecht? Wollte sie es nicht an Andreas verkaufen? Wieso pochte sie jetzt darauf?
    »Ich will es nicht. Und wenn du es unbedingt an meinen Sohn verkaufen willst – bitte …«, erwiderte er.
    »An deinen Sohn? Und warum setzt du mir dann eine Prostituierte und einen Penner ins Haus? Verstehe – erst weichkochen … Ich hatte gehofft, dass du im Alter etwas vernünftiger wirst.«
    Sie musste unter Wahnvorstellungen leiden. Penner? Prostituierte? »Ich weiß überhaupt nicht, wovon du sprichst«, sagte er wahrheitsgemäß.
    »Natürlich nicht. Das wusstest du ja noch nie«, entgegnete Lisa und schüttelte den Kopf.
    Felipe fragte sich, was hier gespielt wurde. Es musste etwas mit Andreas zu tun haben. Tausende von Möglichkeiten warteten nur darauf, durchdacht zu werden, doch dazu kam es nicht mehr. Ohne Vorwarnung stieg sein Pferd in die Höhe. Die Menge wich zur Seite. So ein Verhalten kannte er von seinen sanftmütigen Tieren gar nicht. Felipe suchte Halt am Zügel, doch gegen die kräftigen und ruckartigen Bewegungen des Wallachs war er machtlos. Felipe rutschte aus dem Sattel und landete mitten im Dreck direkt vor Lisa, die nun von oben auf ihn herabblickte.
    »Na, endlich bist du da, wo du hingehörst«, sagte sie zynisch und lächelte dabei auch noch, bevor sie Felipe widerwillig die Hand hinhielt, um ihm aufzuhelfen. »So schnell kann man vom hohen Ross fallen. Das Leben ist gerecht, Felipe. Findest du nicht?«
    Noch ein Wort mehr, und er würde ihr an die Gurgel springen. Felipe raffte sich auch ohne ihre Hilfe auf und klopfte den Staub von seiner Kleidung. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, dass zwei junge Männer sein Pferd beruhigt hatten und es am Zügel hielten. Immerhin blieb ihm die Blöße erspart, seinem eigenen Gaul hinterherrennen zu müssen.
    »Geht es dir gut, Felipe? Du bist so blass«, sagte Lisa, deren Schadenfreude nicht zu überhören war.
    Felipe konnte kaum glauben, wie genüsslich Lisa diesen Moment des Triumphs auskostete. Auch wenn er allzu gerne nachgesetzt hätte, wusste er genau, dass man manche Niederlagen damit nur noch schlimmer machte. Es reichte schon, dass sich mittlerweile ein paar Dutzend Augenpaare auf ihn gerichtet hatten, die nur darauf lauerten, einer spanischen Soap beizuwohnen. Den Gefallen

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