Lisa geht zum Teufel (German Edition)
ihrem Ex eine Lähmung. Lisa ertappte sich dabei, über die Skurrilität dieser Situation zu schmunzeln, was ihr sofort etwas Kraft verlieh, die aber gerade mal ausreichte, um sich zu erheben und die paar Schritte zur Anrichte zu gehen, auf der eine Karaffe mit Wasser stand. Der Kreislauf kam langsam in Schwung, doch schon ging auch noch das dritte Fass auf: dass sie sich so in Andreas hatte täuschen können! Er war Felipes Sohn, womit sie erneut beim Thema wäre … Plötzlich hörte sie Schritte von oben. Ein Stuhl wurde hin- und hergerückt, eine Tür fiel ins Schloss. Wie gehabt stieg brennende Wut in ihr hoch. Das Feuer musste gelöscht werden, und wenn es nur mit abgestandenem Mineralwasser war. Der Schluck tat gut. Gedanken ordnen! Ein Problem nach dem anderen lösen, was aber gar nicht so einfach war, weil sich der Film in ihrem Kopf nicht abstellen ließ. Einmal blitzte Felipe darin auf, dann Rafael, Andreas und Delia, von ihren guten Freunden mal ganz abgesehen. Ein ständiger Wechsel, den Lisa nicht mehr ertrug. Es war allerhöchste Zeit, zu handeln und Ordnung in ihr Leben zu bringen.
Delia musste Nerven wie Drahtseile haben oder ein Katzengen, denn auch Roberta war entspannt und lag Rafael schnurrend zu Füßen. Wie konnte man sich angesichts der prekären Lage im Haus nur die Fingernägel lackieren und dabei auch noch vor sich hin summen? Rafael hatte bereits Blut und Wasser geschwitzt, als sie nach ihrem konspirativen Treffen zurückgekommen waren. Der Gedanke, mit Andreas’ Geld in der Tasche im Garten oder im Treppenhaus auf Lisa zu treffen, war unerträglich gewesen. Und wie cool und abgeklärt Delia die ganze Zeit über war.
»Schraubst du mir mal den Nagellack zu?«, fragte sie leichthin und fächelte ihre Hände in der Luft, damit der Lack trocknete. »Und lass mir noch ein paar Oliven übrig«, fügte sie hinzu.
Erst jetzt bemerkte Rafael, dass er ganz in Gedanken bereits das halbe Glas geleert hatte. »Wir müssen es ihr sagen«, insistierte er.
»Ich halte es für besser zu warten, bis Alfonso mir Bescheid gibt.«
Warum nur konnte sie nicht verstehen, wie sehr er darunter litt? Lisa war hier, im Haus, und er konnte ihr nicht mehr unter die Augen treten, dabei wünschte er sich nichts sehnlicher. War Delia so abgebrüht, dass ihr entgangen war, wie sehr er Lisa mochte? Das Thema war für Delia anscheinend beendet.
»Ich halt das hier drin nicht mehr aus«, sagte er und stand auf.
»Willst du dich in den Garten setzen und darauf warten, dass Lisa herauskommt? Jetzt reiß dich zusammen, Raffi!«
Gerade weil sie recht hatte, machte ihn das noch viel wütender.
»Ach, lass mich doch in Ruhe!«, gab er ihr aufgebracht zu verstehen. Vielleicht sollte er zum Strand gehen oder zum Hafen. So verschlafen, wie Roberta ihn ansah, musste auch sie schon einen Stubenkoller haben. »Bis später!«, sagte er, stand auf und ging zur Tür, doch aus seinem Vorhaben wurde nichts. Stattdessen schrie er vor Schreck auf. Lisa, die vor ihm stand und gerade hatte anklopfen wollen, tat es ihm gleich.
Nun zuckte auch Delia zusammen. »Lisa! Komm doch herein«, begann sie. »Wir …«
»Schluss mit dem Theater!«, fauchte Lisa in Richtung Delia. »Ich möchte, dass ihr augenblicklich eure Sachen packt und geht.«
Roberta schien die Situation als Einzige nicht ganz zu erfassen. Für sie gab es nur die offene Tür und Beine, an denen sie ihr Fell reiben konnte. Leider waren es Lisas.
»Und nehmt diese verdammte Katze mit!« Nun hatte Roberta wohl auch begriffen, was die Stunde geschlagen hatte, und nahm maunzend Reißaus. Am liebsten wäre Rafael ihr nachgelaufen, doch Lisa sah nicht danach aus, als ob sie ihn so davonkommen lassen würde. Für Lisas explosive Stimmung gab es nur eine Erklärung: Sie musste über alles Bescheid wissen. Woher? Das spielte nun auch keine Rolle mehr.
»Lisa, ich kann dir alles erklären … Ich …«, stammelte er wie ein Ehemann, der eben bei einem Seitensprung ertappt worden war.
»Mich interessieren eure verdammten Erklärungen nicht mehr. Felipe hat mir bereits alles ›erklärt‹! Zehntausend Euro. Dafür hättet ihr euch etwas mehr einfallen lassen können, als mich mit Knoblauch auszuräuchern und mit eurem Flamencogetrampel verrückt zu machen.« Lisa war richtig in Fahrt.
Delia fasste sich, stand auf und ging zu ihr, um sie etwas zu bremsen. »Lisa. Wir haben einen Fehler gemacht, aber gib uns die Chance …«, sagte sie in ruhigem Tonfall, doch Lisa schien sie gar
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