Lisa geht zum Teufel (German Edition)
sie.
»Ich weiß«, erwiderte Yolanda und schenkte ihr dabei ein aufmunterndes Lächeln. »Jetzt iss das Eis. Es schmilzt schon.«
Woher um alles in der Welt wusste Yolanda von ihrem Zwist mit den beiden? Hatte sie vorhin etwa so laut gebrüllt, dass man es bis in den Nachbargarten hören konnte? Yolanda hatte recht. Selbstgemachtes Eis war jetzt wichtiger. Das Leben ging weiter, so oder so.
»Felipe hat vorhin bei mir angerufen«, sagte Yolanda und ließ ihr Eis dabei genussvoll auf der Zunge zergehen.
»Felipe?«, fragte Lisa verwundert.
»Sein Sohn hat die beiden engagiert. Felipe war außer sich«, sagte Yolanda.
»Wieso hat er dir das alles erzählt?«, fragte Lisa.
»Wir haben einfach ein bisschen geredet …«
»Dir kann Felipe vielleicht etwas vorspielen. Von wegen ›außer sich‹. Der hat sich doch darüber gefreut.«
»Du täuschst dich, Lisa«, sagte Yolanda und sah sie ernst an.
Es wäre sicher nicht gut, mit Yolanda ein Gespräch über Felipe zu führen. Aus irgendeinem Grund mochte Yolanda ihn, obwohl sie ihren damaligen Rosenkrieg mitbekommen und ihr zur Seite gestanden hatte. Warum dies so war, hatte sie Yolanda nie gefragt.
»Ich weiß, dass er dich monatlich unterstützt, aber das macht ihn nicht zum Heiligen«, sagte Lisa dennoch, auch wenn sie dabei riskierte, weitere Wunden aufzureißen. Andererseits war ihr Leben inzwischen so aus dem Lot, dass es auf eine klaffende Wunde mehr oder weniger auch nicht mehr ankam.
»Er möchte, dass du nach Jerez kommst. Luke und ich sind auch eingeladen. Wir könnten zusammen fahren«, schlug Yolanda seelenruhig vor.
Das wurde ja immer besser. Spekulierte Felipe darauf, dass sie kommen würde, wenn Yolanda und Luke mit dabei wären? Am Ende hatte er ihre Nachbarin sogar auf sie angesetzt, um sie zu überreden.
»Ich lasse mich nicht kaufen … Sein Spiel kenn ich nur zu gut. Und was das Haus betrifft, ich werde es nicht mehr verkaufen. Den Bescheid fechte ich an. Du kannst ihm das gerne ausrichten«, sagte sie und stellte Yolandas Köstlichkeit schweren Herzens, aber demonstrativ auf den Tisch.
Yolanda tat es ihr gleich und sah ihr nun direkt in die Augen, was sie selten tat. »Lisa. Ich weiß, dass Felipe kein Heiliger ist, und ich hab mich all die Jahre neutral verhalten. Das weißt du, aber es ist jetzt an der Zeit, loszulassen. Er reicht dir die Hand …«
»Felipe?«, fragte sie, obwohl ihr eine innere Stimme sagte, dass Yolanda sich nicht täuschte.
»Ich habe ihn nie gehasst für das, was er dir angetan hat, weil er mir leidtat. Ein alter Mann ist aus ihm geworden. Er hat nur noch seinen Reichtum und einen verkommenen Sohn«, sagte Yolanda.
»Und die junge blonde Tussi. Irgendwie kann er mir nicht so richtig leidtun.« Lisa konnte sich diese Bemerkung einfach nicht verkneifen.
»Sie hat ihn verlassen. Jede Frau hat ihn bisher verlassen. Auch wenn er es dir gegenüber nie zugeben würde. Er bereut bitterlich, dass er damals nicht um dich gekämpft hat.« Yolanda sagte die Wahrheit. Das konnte Lisa in ihren Augen lesen. Prompt stellte sich jenes flaue »Felipe-Gefühl« im Magen ein. Felipe, ein alter armer Mann? Ja, auch das stimmte letztlich. Dass er Yolanda und Luke beim Barbecue dabeihaben wollte, kam Lisa trotzdem nicht ganz koscher vor.
»Warum hat er dich eingeladen?«, fragte sie.
»Das macht er jedes Jahr«, erwiderte Yolanda.
Ein Komplott! Jedes Jahr? Wieso wusste sie davon nichts? Nun schien sich auch noch Yolanda gegen sie verschworen zu haben.
»Er benutzt dich, und du merkst das gar nicht«, sagte Lisa, doch Yolanda schüttelte den Kopf.
»Nein. Ich nehme die Einladung an, weil er im Kern ein guter Mensch ist.«
War Yolanda auf Droge? Was hatte sie in ihr Eis getan? Lisa stand auf. Diesen Unsinn musste sie sich nicht anhören.
»Was glaubst du, wer bisher Lukes Operationen bezahlt hat?«, fragte Yolanda.
»Ich dachte, Spenden …«, sagte Lisa konsterniert.
»Niemand sollte davon erfahren. Ich sage es dir, damit du endlich aufhörst, so dickköpfig zu sein«, fuhr Yolanda fort.
»Aber warum tut er das?«, stammelte Lisa.
»Lukes Mutter hat acht Jahre für ihn gearbeitet. Er hat von Lukes Herzerkrankung erfahren.«
Lisa musste sich augenblicklich setzen.
»Kommst du jetzt mit?«, fragte Yolanda.
Am liebsten hätte Lisa spontan genickt, aber sie konnte es nicht. Felipe, ein armer, alter und noch dazu im Grunde seines Herzens guter Mann, Lukes »Schutzengel«, auf den Yolanda all die Jahre vertraut hatte. Das war
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