Lisa geht zum Teufel (German Edition)
atmete auf. Sie war bestimmt sauer, weil er das Handy einfach so weggelegt hatte, ohne ihr Bescheid zu geben. »Ich war mittagessen, und der debile Ober hat die heiße Suppe verschüttet – in meinen Schritt. Ich dachte, ich verende. Das hat höllisch weh getan«, erklärte er.
Mercedes zeigte merkwürdigerweise keine Reaktion. »Warst du allein?«, fragte sie, was ihn noch mehr beunruhigte. Sie ging doch jetzt nicht etwa davon aus, dass er sich heimlich mit anderen Frauen traf.
»Ja«, log er. »Warum?«
»Warum verkauft Lisa uns das Haus? So ganz plötzlich?«, wollte sie wissen.
Wie kam sie denn jetzt darauf? Hatte sie etwa Lunte gerochen? Irgendetwas mitbekommen? Das konnte doch nicht sein. Absolut unmöglich. Sicher, Mercedes hatte sich gut mit Lisa verstanden, sie machte sich sicher Sorgen und fühlte sich vielleicht nicht wohl dabei, dass sie in Lisas Haus ziehen würden. »Ich hab ihr ein gutes Angebot gemacht«, erklärte er.
»Ihr?«, fragte sie in einem schnippischen Tonfall, den er noch nie von ihr gehört hatte. Sie musste etwas wissen, nur woher?
»Sag mir die Wahrheit«, sagte sie ernst.
»Hast du mit meinem Vater telefoniert? Hat er dir irgendwelchen Unsinn erzählt?«, fragte Andreas.
Mercedes schüttelte nur den Kopf. »Ich bin fassungslos, Andreas. Wie konntest du Lisa das nur antun?«
»Was?« Andreas begann, heftig zu schwitzen.
»Du machst es nur noch schlimmer. Ich hab dir vertraut …«, sagte Mercedes.
»Was hab ich denn getan? Dir hat das Haus doch auch so gut gefallen …«, rechtfertigte er sich.
»Jemanden zu engagieren, um diese Frau zu vertreiben, und dann auch noch die Schuld auf deinen Vater schieben. Das ist so was von widerlich.«
Woher wusste sie das nur? Hatten Delia und Rafael mit ihr gesprochen? Die Karten mussten jetzt auf den Tisch. Vielleicht konnte er sich noch retten, indem er in die Offensive ging. War Angriff nicht die beste Verteidigung?
»Ich wollte dich damit nicht belasten. Lisa hat meinem Vater großen Schaden zugefügt. Ich hab uns nur das zurückgeholt, was uns gehört«, sagte er, was ein Fehler war, wie er an ihrer Mimik ablesen konnte. Alles hätte er ihr sagen können, nur das nicht. Dass er es ihr zuliebe getan hatte, wäre die richtige Antwort gewesen. In diesem Punkt irrte er sich nicht.
»Gut, dass ich das jetzt weiß. Es geht um dich. So langsam durchschaue ich, wie du tickst. Und weißt du was? Ich bin froh darüber, dass ich jetzt weiß, wie du wirklich bist.«
Das war er, der Genickschlag. Aus und vorbei. Das Einzige, was jetzt noch half, war die Notbremse.
»Ich liebe dich, Mercedes. Nur das zählt.«
»Du liebst nur dich selbst«, sagte sie, stand auf und ging.
»Mercedes!«, rief er ihr nach, doch sie eilte bereits auf einen Taxistand zu. Was hatte ihm sein Vater über Frauen gesagt? Dass sie undankbar seien? Dass sie nie zu schätzen wüssten, was man ihnen gab? Hätte er doch nur auf seinen Vater gehört. Er hatte recht, aber diese Einsicht war wenig tröstlich. Zu intensiv waren der Schmerz und die wachsende Gewissheit, dass ihm diese Frau wichtiger war als alles andere.
Lisa wusste nicht mehr ein noch aus. Auch eine halbe Stunde nachdem sie das Gespräch mit Felipe beendet hatte, saß sie immer noch wie gelähmt auf der Couch und ließ eine Hitzewallung nach der anderen über sich ergehen. So hatte sie sich zuletzt in den Wechseljahren gefühlt. Erneut kochte blinde Wut auf Rafael und Delia bis zum Siedepunkt, doch sobald sie sich vorgenommen hatte, aufzustehen und sich die beiden vorzuknöpfen, wurde das Gefühl der Enttäuschung über den Mann, dem sie sich in Madrid hingegeben hatte, so unerträglich und intensiv, dass sie sich kaum mehr bewegen konnte. Als ob das ständige Hin und Her zwischen Wut und Enttäuschung nicht schon schlimm genug wäre, kreisten ihre Gedanken aber auch noch um die Frage, was mit Felipe los war. Sie glaubte ihm. Aber was ging wirklich in ihm vor? Wollte er eine Aussprache? Es konnte ein Trick sein, um sie nur noch mehr zu demütigen. So etwas wäre ihm zuzutrauen, aber das passte weder zu seiner Wortwahl noch zu seinem Tonfall. Er war es letztlich, der sie nachhaltig an dieses Sofa kettete, und genau diese Erkenntnis wurde in zunehmendem Maße unerträglicher. Wie konnte einen lange Vergangenes mehr beschäftigen, als von zwei Ganoven hereingelegt und aufs übelste belogen, hintergangen und ausgenutzt worden zu sein? Schon wieder wurde ihr heiß. Rafael und Delia verdankte sie Hitzewallungen,
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