Lisa geht zum Teufel (German Edition)
aber wie stellte er es am besten an? Sollte er nach Marbella fahren, um sie in irgendeinem Café zu treffen? Wie konnte er ein versöhnliches Zeichen setzen, ohne gänzlich das Gesicht zu verlieren oder den Anschein zu erwecken, dass er den vermeintlichen Triumph über sie nun auch noch voll auszukosten gedachte? Er könnte sie zum Sherryfest einladen, fiel ihm ein. Das wäre unverfänglich. Sie könnte ihre Freunde mitbringen. Yolanda und Luca würden da sein. Einen Versuch war es wert. Allerdings dauerte es noch eine halbe Ewigkeit, bis er sich dazu aufraffen konnte, sein Handy aus der Hosentasche zu ziehen, und noch viel länger, um sich endlich dazu durchzuringen, ihre Nummer zu wählen. Was sollte er ihr bloß sagen? Wie das Gespräch beginnen? Die üblichen Floskeln, die er sich vor einem geschäftlichen Telefonat zurechtlegte, wollten ihm nicht mehr einfallen. Die perfekt auf den Gesprächspartner abgestimmte innere Einstellung, zielgerichtet die richtigen Worte zu finden, war unauffindbar. Vielleicht sollte er mit ihr zunächst über das Wetter reden, überlegte er, verwarf den Gedanken aber sogleich. Auf alle Fälle nahm er sich vor, auf eventuell aufkeimenden Streit nicht mehr einzugehen. Allein schon der Gedanke daran, eventuelle Angriffe bezüglich des Bescheids vom Gemeindeamt ausnahmsweise schlucken zu müssen, bereitete ihm Unbehagen. Aber es half alles nichts. Felipe musste da jetzt durch, und zu seiner Überraschung nahm Lisa das Gespräch bereits nach dem dritten Klingelton an.
»Hallo, Lisa, ich bin’s, Felipe. Hör zu, ich möchte dich gerne zum Sherryfest einladen. Es kommen viele Leute. Du kennst das doch noch von früher«, sagte er. Plumper konnte man nicht mit der Tür ins Haus fallen.
»Wie könnte ich mich nicht daran erinnern, Felipe. Ich habe es ja jedes Jahr organisiert. Wenn du mich einladen willst, um …«
»Nein, Lisa!«, unterbrach er sie. »Ich lade dich nicht ein, weil ich mit Andreas gesprochen habe und mich darüber freue, dass du dein Wohnrecht verkaufst. Die Wahrheit ist, dass ich mich nicht darüber freue.« Felipe musste erst einmal tief Luft holen. Mit Lisa nicht in alte Muster zu verfallen war verdammt anstrengend, doch ihre Reaktion bewies, dass dies möglich war, was ihn bestärkte, weiterhin tapfer zu sein. Schweigen! Lisa schwieg sogar ziemlich lange.
»Bist du noch dran?«, fragte er und räumte ein, dass sie allen Grund dazu hätte, einfach aufzulegen.
»Warum lädst du mich ein, Felipe?«, fragte sie schließlich mit schwacher Stimme.
Felipe überlegte, was er ihr sagen sollte. Die Wahrheit vielleicht? Felipe erschrak bei dem Gedanken, denn die Wahrheit war, dass er sie sehen wollte, vor allem ihre Grübchen, wenn sie lachte. War das überhaupt die Wahrheit oder nur das Resultat einer vorübergehenden Melancholie? Vielleicht war es besser, wenn er die innere Wahrheit ignorierte und sich auf die äußere beschränkte.
»Lisa. Ich bin einfach des Streites müde und …« Felipe wollte ihr noch sagen, dass ihr Auftreten in seinem Madrider Büro ihn beeindruckt hatte, doch dazu kam es nicht mehr.
»Sei ehrlich, Felipe. Du möchtest mit mir anstoßen. Mit dem guten Sherry von Tio Pepe. Dass du dich nicht schämst! Aber du hast dich ja noch nie geschämt. Jedes Mittel ist dir recht, um dein Ziel zu erreichen. Wie viel hast du dem Amtsschimmel denn bezahlt? Flurbereinigung, dass ich nicht lache …«
»Lisa, hör zu. Du hast recht … Ich …«
Anscheinend hatte Felipe sein Sprachzentrum nicht mehr unter Kontrolle. Dass sie recht hatte, war ihm, soweit er sich erinnern konnte, noch nie über die Lippen gekommen. Das Gespräch wurde zunehmend anstrengender.
»Lisa … Es ist nicht so, wie du denkst.«
»Wie ist es dann?«
»Es war Andreas’ Idee. Ich wusste bis vor einigen Tagen nicht einmal, dass er sich für das Haus interessiert.«
»Du bist so was von niederträchtig. Jetzt schiebst du auch noch deinen Sohn vor. Ich hab Andreas kennengelernt. Er ist im Gegensatz zu dir ein anständiger Kerl.«
Beschämend! Felipe wäre am liebsten im Erdboden versunken, denn er wusste, dass sein Sohn alles andere als ein anständiger Kerl war. Und wer in der Erziehung versagt hatte, musste er sich nicht lange überlegen.
»Andreas hat diese Leute engagiert. Aber anscheinend hat sein Plan nicht funktioniert. Er hat mich darum gebeten, etwas mehr Druck aufzubauen, und ich bin ihm zuliebe darauf eingegangen. Ich weiß, das war dumm von mir, aber …«
»Das glaubst du
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