Lisa Kleypas
Tag bringt dich ganz sicher nicht um, weißt du.«
»Es macht
mir Spaß, im Laden zu stehen.«
»Such dir
etwas, was dir außerhalb des Ladens Spaß macht. Du musst dich auch mal mit
jemandem unterhalten, der größer ist als einen Meter zwanzig.« Sie dachte
kurz nach. »Gönn dir eine Massage in dem Wellness-Center in Roche Harbor. Dort
arbeitet ein neuer Masseuse namens Theron. Eine meiner Freundinnen
behauptet, er habe die Hände eines Engels.« Elizabeth zwinkerte vielsagend.
»Einen
Mann, der massiert, nennt man meines Wissens nicht Masseuse«, entgegnete
Maggie. »Aber mir fällt gerade nicht ein, wie der richtige Begriff
lautet.«
»Ganz
einfach: wöchentliche Verabredung.« Elizabeth grinste. »Wenn er
alleinstehend ist, kannst du mit ihm ausgehen.«
»Du kannst
mit einem Typen, der dich massiert, nicht ausgehen«, widersprach Maggie.
»Das ist wie bei dem Verhältnis zwischen Arzt und Patient. Das geht einfach
nicht.«
»Ich bin
mit meinem Arzt ausgegangen«, meinte Elizabeth.
»Tatsächlich?«
»Ich habe
ihn in seiner Praxis aufgesucht und ihm gesagt, ich wolle mir einen anderen
Arzt suchen. Er war sehr betroffen und hat mich gefragt, warum. Ich habe ihm gesagt:
,Weil ich möchte, dass Sie mich am Freitagabend zum Essen einladen.'«
Maggie
machte große Augen. »Und? Hat er?«
Elizabeth
nickte. »Ein halbes Jahr später haben wir geheiratet.«
Maggie
lächelte. »Die Geschichte gefällt mir.«
»Wir hatten
einundvierzig schöne gemeinsame Jahre. Dann ist er gestorben.«
»Das tut
mir leid.«
»Er war ein
wunderbarer Mann. Ich hätte gern viel mehr Zeit mit ihm gehabt. Aber das
bedeutet nicht, dass ich es nicht genießen kann, Zeit mit meinen Freunden zu
verbringen. Wir verreisen miteinander, schreiben uns E-Mails ... Ich könnte
ohne sie nicht leben.«
»Ich habe
tolle Freunde«, erwiderte Maggie, »aber sie sind alle verheiratet. Und sie
spielten schon während meiner Ehe mit Eddie eine so wichtige Rolle in meinem
Leben, dass mir manchmal ...«
»Die
Erinnerungen in die Quere kommen.« Elizabeth nickte verständnisvoll.
»Richtig.«
»Du hast
dir ein neues Leben aufgebaut. Pflege deine alten Bekanntschaften, aber es
schadet auch nicht, neue Freunde zu finden. Vorzugsweise Unverheiratete. Dabei fällt mir
ein: Haben die Scolaris dich schon mit Sam Nolan bekannt gemacht?«
»Woher
weißt du davon?«
Die ältere
Frau lächelte selbstzufrieden. »Maggie, wir leben hier auf einer kleinen Insel.
Hier kennt jeder jeden und weiß über alles Bescheid. Wir sind allesamt Klatschmäuler.
Also, hast du ihn schon kennengelernt?«
Maggie
versuchte Zeit zu gewinnen, indem sie ein paar Lavendelzweige in einem Krug neu
arrangierte. Die Vorstellung, mit Marks jüngerem Bruder auszugehen, war für
sie unerträglich. Jede kleine Ähnlichkeit – die Form seiner Augen, der Klang
seiner Stimme – würde ihr eine solche Verabredung zur Qual machen. Obendrein
wäre es unfair gegenüber Sam. Sie konnte ihn nicht für das schätzen, was er
war, weil sie immer vergleichen würde, immer daran denken würde, was er nicht
war.
Vor allem
daran, dass er nicht Mark war.
»Ich habe
Brad und Ellen gesagt, dass ich zurzeit kein Interesse daran habe, jemanden
kennenzulernen«, gab sie zu.
»Aber
Maggie!« Elizabeth ließ nicht locker. »Sam Nolan ist der netteste und
gutmütigste junge Mann der Welt. Seit er so sehr mit seinem Weingut beschäftigt
ist, hat er keine Freundin mehr gehabt. Er ist nämlich Winzer mit Leib und
Seele. Und ein Romantiker. Du willst dir eine solche Gelegenheit doch nicht
entgehen lassen!«
Maggie
lächelte skeptisch. »Glaubst du wirklich, dass dieser nette, alleinstehende
junge Mann mit mir ausgehen möchte?«
»Warum denn
nicht?«
»Ich bin
Witwe. Ich schleppe Altlasten mit mir herum.«
»Wer tut das nicht?«
Elizabeth schüttelte tadelnd den Kopf. »Um Himmels willen, es ist doch keine
Schande, Witwe zu
sein. Im Gegenteil. Du bist eine Frau mit Erfahrung, eine Frau, die Liebe
erlebt und genossen hat. Erfahrene Frauen wie wir wissen das Leben zu
schätzen, wir haben Humor und unsere kleinen Geheimnisse. Glaub mir, Sam Nolan
wird es nicht im Geringsten stören, dass du verwitwet bist.«
Maggie
schüttelte lächelnd den Kopf. »Ich gehe rüber ins Market Chef und hole
uns Sandwiches fürs Mittagessen. Was hättest du gern?«
»Eins mit
Pastrami, mit extra Käse und extra Zwiebeln.«
Maggie hatte schon die Hand
an der Türklinke, da fügte Elizabeth fröhlich hinzu: »Von allem
Weitere Kostenlose Bücher