Lisa Kleypas
man heute nicht mal mehr
so.«
»Wie nennt man
es dann?«
»Miteinander
ausgehen, denke ich. Was sagen Sie, wenn Sie das Wochenende mit Shelby
verbringen wollen?«
»Ich frage
sie, ob sie das Wochenende mit mir verbringen möchte.« Mark zuckte die
Achseln. »Und? Werden Sie den Rat Ihres Vaters beherzigen?«
Sie nickte
zögernd. »Dabei habe ich schon immer alles verabscheut, was damit
zusammenhängt«, stieß sie nachdrücklich hervor. »Ich hasse es, wildfremde
Leute zu treffen. Das anfängliche Unbehagen und die Verzweiflung, wenn man den
ganzen Abend mit jemandem rumkriegen muss, den man schon in den ersten paar
Minuten als Reinfall abgeschrieben hat. Ich wünschte, man könnte es so halten
wie beim Chatroulette! Sie wissen schon, die Videochatseite im Internet, wo man
einfach die Verbindung trennen und sich mit dem Nächsten verbinden lassen kann.
Richtig übel wird es dann, wenn einem die Gesprächsthemen ausgehen.«
Ohne es zu
merken, hatte Maggie begonnen, mit Marks Hand zu spielen. Geistesabwesend
untersuchte sie seine Finger. Er genoss die sanfte Berührung und spürte, wie
ein zartes Kribbeln seinen ganzen Arm hinaufwanderte.
»Ich kann
mir nicht vorstellen, dass Ihnen die Gesprächsthemen ausgehen«, meinte
er.
»Oh doch,
das gibt es. Besonders wenn mein Gegenüber zu nett ist. Zu einer guten
Unterhaltung gehört immer auch ein Quäntchen Gejammer. Es fällt mir leichter,
eine Beziehung aufzubauen, wenn ich mit meinem Gesprächspartner über
gemeinsame Abneigungen und kleinere Ärgernisse reden kann.«
»Was steht
bei Ihren kleineren Ärgernissen an oberster Stelle?«
»Anrufe bei
Kundendiensten und Servicenummern, bei denen man nie einen menschlichen
Gesprächspartner zu fassen kriegt.«
»Ich hasse
es, wenn Kellner versuchen, sich eine Bestellung zu merken, statt sie zu
notieren. Meistens bringen sie dabei nämlich etwas durcheinander. Und selbst
wenn alles einwandfrei klappt: Ich mache mir Sorgen, bis das Essen auf dem
Tisch steht.«
»Ich hasse
es, wenn die Leute in ihre Mobiltelefone brüllen.«
»Ich hasse
den Spruch: Nichts für ungut. Da werde ich richtig sauer.«
»Ich sage
das manchmal.«
»Na dann:
Tun Sie's nicht mir gegenüber. Das regt mich nur maßlos auf.«
Maggie
grinste. Dann wurde ihr anscheinend bewusst, dass sie mit seiner Hand spielte.
Das Blut schoss ihr in die Wangen, und
sie zog ihre Hand zurück. »Ist Shelby nett?«
»Ja, aber
das macht mir nichts aus.« Mark griff nach seinem Whiskeyglas und leerte
es in einem Schluck. »Wenn es um das Kennenlernen neuer Leute geht, habe ich
eine Theorie«, fuhr er fort. »Ich glaube, es ist besser, keinen allzu
guten ersten Eindruck zu machen. Denn von da an geht es nur noch bergab. Man
bemüht sich ständig, diesem ersten Eindruck gerecht zu werden, dabei war er
doch nur eine Illusion, eine schauspielerische Leistung.«
»Ja, schon,
aber wenn der erste Eindruck schlecht ist, bekommt man vielleicht nie eine
zweite Chance.«
»Ich bin
ein unverheirateter Mann mit festem Einkommen. Ich kriege immer eine zweite
Chance.«
Maggie
lachte.
Die
Kellnerin trat an den Tisch, servierte das Essen und sammelte die leeren Gläser
ein. »Darf es noch etwas zu trinken sein?«, fragte sie.
»Ich
wünschte, ich könnte Ja sagen«, seufzte Maggie, »aber das geht
nicht.«
»Warum
nicht?«, fragte Mark.
»Ich bin
jetzt schon nicht mehr ganz nüchtern.«
»So ein
kleiner Schwips macht doch nichts«, meinte Mark und nickte der Kellnerin
zu. »Noch mal das Gleiche, bitte.«
»Wollen Sie
mich betrunken machen?«, fragte Maggie, nachdem die Kellnerin gegangen
war, und warf ihm einen gespielt misstrauischen Blick zu.
»Ja. Ich
plane, Sie betrunken zu machen und dann auf eine wilde, verrückte Überfahrt mit
der Fähre zu entführen.« Er schob ihr ein Glas Wasser hin. »Trinken Sie
das, bevor Sie Ihren nächsten Whiskey in Angriff nehmen.«
Während
Maggie an ihrem Wasserglas nippte, erzählte Mark ihr von Shelby und von der
Liste der Dinge, die ein Mann tat,
wenn er bereit war, sich zu binden. »Aber sie wollte mir nicht erzählen, was
das fünfte Ding ist. Was meinen Sie? Was ist es?«
Maggie
dachte nach und zog dabei allerhand herrliche Grimassen. Sie krauste die Nase,
blinzelte und nagte an ihrer Unterlippe. »Der Wunsch nach einem gemeinsamen
Haus?«, schlug sie vor. »Oder nach einem Kind?«
»Oh
Gott.« Mark verzog das Gesicht bei dem Gedanken daran. »Ich habe doch
Holly. Das reicht mir fürs Erste.«
»Wollen Sie
später mehr
Weitere Kostenlose Bücher