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Little Bee

Little Bee

Titel: Little Bee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Cleave
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Maske und Umhang. Dann hielt er mir den Anzug zur Inspektion hin. Ein Klumpen fiel heraus und landete auf dem Teppich. Der Geruch war unbeschreiblich. Ich setzte mich im Bett auf und entdeckte eine Spur von Klumpen, die über den Teppich zur Schlafzimmertür führte. Irgendwo tief in mir konstatierte das Mädchen, das ein naturwissenschaftliches Abitur gemacht hatte, mit empirischem Interesse, dass die Fäkalien ihren Weg auch noch an andere Stellen gefunden hatten - darunter Batmans Hände, der Türrahmen, die Schlafzimmerwand, mein Radiowecker und, natürlich, der Batman-Anzug. Die Scheiße meines Sohnes war überall. Er hatte Scheiße an den Händen. Scheiße im Gesicht. Selbst auf dem schwarz-gelben Batmanzeichen auf seinem Anzug war Scheiße. So sehr ich mich auch bemühte, ich konnte nicht glauben, dass dies der Mist eines Papageientauchers sein sollte. Das war Fledermausscheiße.
    Ich erinnerte mich entfernt an etwas, das ich auf der Elternseite gelesen hatte. »Schon gut, Batman. Mama ist nicht wütend.«
    »Mama, mach Kaka weg.«
    »Ah. Oh. Jesus.«
    Batman schüttelte ernst den Kopf. »Nein, nicht Jesus. Mama.«
    Mein Ärger wurde langsam stärker als Verlegenheit und Schuldbewusstsein. Ich schaute zu Andrew, der mit fest geschlossenen Augen dalag, die Hände verkrampft ob der erlesenen Schrecklichkeit seiner klinischen Depression, der Unterbrechung unseres unglücklichen Sex-Versuchs und des überwältigenden Gestanks von Scheiße.
    »Batman, warum fragst du nicht Papa, ob er dich sauber macht?«
    Mein Sohn schaute seinen Vater lange an und dann wieder zu mir. Geduldig, als müsste er einer Schwachsinnigen etwas erklären, schüttelte er erneut den kleinen Kopf.
    »Warum denn nicht?« (Meine Stimme klang schon flehend.) »Warum fragst du nicht Papa?«
    Batman blickte feierlich. »Papa kämpft gegen die Bösen«, antwortete er grammatikalisch einwandfrei. Gemeinsam schauten wir zu seinem Vater, und ich seufzte. »Ja, da hast du wohl recht.«
    Fünf Tage später, am Morgen, an dem ich meinen Mann zum letzten Mal lebend sah, half ich meinem Kreuzritter in den Umhang, machte ihm Frühstück und brachte ihn in den Kindergarten. Zu Hause ging ich unter die Dusche. Andrew sah zu, wie ich mir die Strumpfhose anzog. An den Schlusstagen legte ich besonderen Wert auf meine Kleidung. Hohe Absätze, Rock, elegante grüne Jacke. Ein Magazin folgt seinem eigenen Rhythmus, und wenn die Chefredakteurin ihn nicht einhält, kann sie es von ihren Mitarbeiterinnen auch nicht erwarten. Ich diskutiere nicht in Fendi-Pumps über Ideen für neue Features, und der Redaktionsschluss findet nicht in Turnschuhen statt. Ich zog mich also eilig an, während Andrew nackt auf dem Bett lag und mich beobachtete. Er sagte kein Wort. Das Letzte, was ich von ihm sah, bevor ich die Schlafzimmertür zumachte, war sein Blick, der immer noch auf mir ruhte. Wie sollte ich meinem Sohn den letzten Gesichtsausdruck seines Vaters beschreiben? Ich beschloss, ihm zu sagen, sein Vater habe sehr friedlich ausgesehen. Ich beschloss, ihm nicht zu sagen, dass mein Mann den Mund öffnete, um etwas zu sagen, ich aber spät dran war und mich abwandte.
    Gegen halb zehn traf ich im Büro ein. Das Büro unseres Magazins befand sich in der Commercial Street in Spitalfields und war mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut neunzig Minuten von Kingston-upon-Thames entfernt. Am schlimmsten ist der Moment, wenn man den Vorortzug verlässt und in die Hitze der U-Bahn hinabsteigt. Zweihundert Menschen quetschten sich in einen Waggon. Zusammengedrängt und reglos horchten wir auf das Kreischen der metallenen Räder. Drei Haltestellen lang stand ich gegen einen dünnen Mann in Cordjacke gedrückt, der still vor sich hin weinte. Normalerweise würde man sich abwenden, doch mein Kopf war derart eingeklemmt, dass ich ihn anschauen musste. Ich hätte gern den Arm um ihn gelegt, selbst eine mitfühlende Berührung der Schulter hätte ausgereicht. Doch meine Arme waren zwischen den anderen Pendlern eingekeilt. Vielleicht hätten auch andere ihm gern Zuwendung gezeigt, doch wir waren alle zu fest zusammengepresst, um uns zu bewegen. Die schiere Anzahl wohlmeinender Menschen verhinderte das Mitgefühl. Einer hätte die anderen beiseiteschieben und damit die Aufmerksamkeit auf sich lenken müssen, was nicht sonderlich britisch gewesen wäre. Auch bezweifelte ich, dass ich fähig wäre, in einem überfüllten Zug unter den schweigenden Blicken der Umstehenden Trost zu spenden. Es war

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