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Little Bee

Little Bee

Titel: Little Bee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Cleave
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Dunlop-Green-Flash-Turnschuhen von einem Fuß auf den anderen trat. Ich wusste nicht, ob ich weglaufen oder bleiben sollte.
    »Und?«, sagte der große, fette Mann. »Seid ihr weggelaufen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, Mister. Wir wurden freigelassen. Wir sind offizielle Flüchtlinge.«
    »Ich nehme an, ihr könnt das beweisen.«
    »Unsere Sozialarbeiter haben die Papiere«, sagte das Mädchen ohne Namen.
    Der große, fette Mann sah uns der Reihe nach an. Er blickte die Straße entlang. Er streckte sich und schaute über die Hecke aufs Feld nebenan.
    »Ich sehe hier keine Sozialarbeiter«, sagte er.
    »Sie können sie anrufen, wenn Sie uns nicht glauben«, sagte das Mädchen ohne Namen. »Sie können die Einwanderungsbehörde anrufen. Die sollen in ihre Akten schauen. Die sagen Ihnen, dass wir legal hier sind.«
    Sie suchte in ihrer Plastiktüte mit Dokumenten, bis sie das richtige Papier gefunden hatte.
    »Hier«, sagte sie. »Die Nummer steht hier. Rufen Sie an, Sie werden schon sehen.«
    »Nein, bitte. Mach das nicht«, sagte Yevette.
    Das Mädchen ohne Namen starrte sie an. »Was ist denn los?«, fragte sie. »Die haben uns doch freigelassen.«
    Yevette ergriff ihre Hände. »Ist nicht so einfach«, flüsterte sie.
    Das Mädchen ohne Namen starrte Yevette an. Wut stand in ihren Augen. »Was hast du getan?«
    »Was ich tun musste«, sagte Yevette.
    Zuerst sah das Mädchen ohne Namen zornig aus und dann verwirrt, und dann konnte ich sehen, wie sich langsam das Entsetzen in ihre Augen stahl. Yevette streckte die Hände nach ihr aus. »Tut mir leid, Süße, anders war mir auch lieber.«
    Das Mädchen stieß ihre Hände weg.
    Der Traktorfahrer machte einen Schritt nach vorn und sah uns an und seufzte. »Klein Albert, das ist doch wieder typisch, verdammt noch mal.«
    Er schaute mich traurig an, und ich spürte, wie mein Magen sich zusammenzog.
    »Ladies, ohne Papiere seid ihr sehr angreifbar. Gewisse Leute könnten das ausnutzen.«
    Der Wind blies durch die Felder. Meine Kehle war so zugeschnürt, dass ich nicht sprechen konnte. Der Traktorfahrer hustete.
    »Das ist typisch für diese verdammte Regierung«, sagte er. »Mir ist es scheißegal, ob ihr legal oder illegal hier seid. Aber wie können die euch ohne Papiere rauslassen? Da weiß die linke Hand nicht, was die rechte tut. Ist das alles, was ihr dabeihabt?«
    Ich hielt meine durchsichtige Plastiktüte hoch, und die anderen Mädchen taten es mir nach. Der Traktorfahrer schüttelte den Kopf.
    »Verdammt typisch, oder, Albert?«
    »Keine Ahnung, Mr. Ayres.«
    »Die Regierung kümmert sich um niemanden. Ihr seid nicht die Ersten, die wie Marsmenschen über diese Felder hier gewandert sind. Ihr wisst nicht mal, auf welchem Planeten ihr seid, oder? Scheißregierung. Kümmert sich nicht um euch Flüchtlinge, kümmert sich nicht um das Land, kümmert sich nicht um die Bauern. Diese Scheißregierung interessiert sich nur für Füchse und die Leute in der Stadt.«
    Er blickte hoch zum Stacheldraht des Gefängnisses und sah uns dann nacheinander an.
    »Es hätte gar nicht so weit kommen dürfen. Es ist eine Schande, ganz ehrlich, euch Mädchen an so einem Ort einzusperren. Stimmt doch, Albert?«
    Klein Albert nahm die Wollmütze ab und kratzte sich am Kopf und schaute zum Abschiebegefängnis hinauf. Er blies Zigarettenrauch aus der Nase. Er sagte nichts.
    Mr. Ayres schaute uns vier an. »So. Was machen wir jetzt mit euch? Soll ich mit euch nach oben gehen und denen sagen, dass sie euch dabehalten müssen, bis eure Sozialarbeiter Bescheid wissen?«
    Bei diesen Worten riss Yevette die Augen auf. »Nie im Leben, Mister. In die Hölle geh ich nicht zurück. Kein Minute, eher sterb ich.«
    Dann sah Mr. Ayres mich an.
    »Ich glaube, die haben euch versehentlich freigelassen«, sagte er. »Ja, das denke ich wirklich. Habe ich recht?«
    Ich zuckte mit den Schultern. Das Sarimädchen und das Mädchen ohne Namen sahen einfach nur zu und warteten ab, was passierte.
    »Könnt ihr denn irgendwo hin? Habt ihr Verwandte? Leute, die auf euch warten?«
    Ich schaute die anderen Mädchen an und dann wieder zu ihm und schüttelte den Kopf.
    »Könnt ihr irgendwie beweisen, dass ihr legal hier seid? Ich könnte Schwierigkeiten bekommen, wenn ich euch auf mein Land lasse und sich dann herausstellt, dass ich illegale Einwanderer beherberge. Ich habe eine Frau und drei Kinder. Das ist eine sehr ernste Frage, die ich euch hier stelle.«
    »Es tut mir leid, Mr. Ayres. Wir werden Ihr Land

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