Little Bee
meinem Land begegnet.«
»Was zum Teufel macht Mann in Niiegeeeria ?«
»Ich habe ihn an einem Strand kennengelernt.«
Yevette warf lachend den Kopf zurück und schlug sich auf die Schenkel. »WU-ha-ha-ha-ha! Guck einer an. Und die sagen, du bist Jungfrau!«
Ich schüttelte den Kopf. »So war es nicht.«
»Erzähl nicht, so war es nicht, kleine Miss Sexy-Käfer. Musst was mit Mann gemacht haben, dass er dir gibt dies wertvolle Karte.«
»Seine Frau war auch dabei, Yevette. Eine wunderschöne Dame. Sie heißt Sarah.«
»Warum gibt dir Führerschein? Ist Frau so schön, er denkt, verdammt, ich brauche Führerschein nicht mehr, Frau so schön, ich nie mehr fahre wohin, sitze nur zu Hause und schaue Frau an?«
Ich sah weg.
»Was? Hast du Karte gestohlen?«
»Nein.«
»Was? Was passiert?«
»Ich kann nicht darüber sprechen. Es ist in einem anderen Leben passiert.«
»Vielleicht zu lange feines Englisch gelernt, Käferlein, redest verrückt. Hast nur ein Leben, Süße. Egal, ob du Teil davon nicht magst, gehört immer noch zu dir.«
Ich zuckte mit den Schultern und ich legte mich aufs Bett und betrachtete die Kette, die nah bei mir vom Dach baumelte. Jedes Glied war mit dem davor und danach verbunden. Sie war zu stark, als dass ein Mädchen wie ich sie hätte zerreißen können. Die ganze Kette schwang leicht hin und her und schimmerte im Sonnenlicht, das durch die Oberlichter fiel. Als könnte man am Erwachsenenende ziehen und früher oder später würde das Kind auftauchen, wie wenn man einen Eimer aus dem Brunnen zieht. Als würde man nie mit einem kaputten Ende dastehen, das mit nichts mehr verbunden ist.
»Es fällt mir schwer, an den Tag zu denken, an dem ich Andrew und Sarah getroffen habe, Yevette. Jetzt kann ich mich nicht entscheiden, ob ich sie besuchen soll oder nicht.«
»Erzähl mir alles, Käfer. Ich sage, ob gut für dich sind.«
»Ich möchte nicht darüber reden, Yevette.«
Yevette stemmte die Hände in die Hüften und riss die Augen auf. »Hört euch an, kleine Miss Afrika!«
Ich lächelte. »Es gibt sicher auch Dinge in deinem Leben, über die du nicht sprechen möchtest, Yevette.«
»Nur damit du nicht wirst neidisch, Käfer. Wenn ich erzähle, wie ich gelebt in Luxusleben, du wirst neidisch und explodierst, und dann muss Sarimädchen drüben Bescherung wegmachen, und sieht so schon müde aus.«
»Es ist mir ernst, Yevette. Redest du über das, was dir zugestoßen ist, weshalb du nach Großbritannien gekommen bist?«
Yevette hörte auf zu lächeln. »Nee, wenn ich sage, was passiert, keiner glaubt mir. Leute glauben, Jamaika nur Sonne und Ganja und Jah Rastafari. Ist aber nicht so. Kommst du auf falsche Seite von Politik, Käfer, lassen dich leiden. Lassen deine Familie leiden. Und ich meine nicht leiden wie eine Woche kein Eiscreme. Ich meine leiden wie Aufwachen in Blut von deine Kindern und plötzlich im Haus ganz ganz still, für immer und immer, Amen.«
Yevette saß reglos da und schaute auf ihre Flipflops. Ich legte meine Hand auf ihre. Über uns schwangen die Ketten hin und her, und dann seufzte Yevette.
»Aber Leute nie glauben das von mein Land.«
»Was hast du denn dem Mann von der Einwanderungsbehörde erzählt?«
»Bei Asylgespräch? Du willst wissen, was ich gesagt habe?«
»Ja.«
Yevette zuckte mit den Schultern. »Ich ihm gesagt, wenn er mich rausholt von da, er kann machen mit mir, was er will.«
»Das verstehe ich nicht.«
Yevette verdrehte die Augen. »Gott sei Dank, Einwanderungsmann bisschen schlauer als du, Käfer. Du nie gemerkt, dass Besprechungsräume haben keine Fenster? Ich schwöre, Frau von diese Mann hatte zehn Jahre Beine über Kreuz, so hat er auf Angebot gestürzt. Und war nicht nur an ein Tag. Mann brauchte vier Gespräche, bis wusste, meine Papiere sind in Ordnung. Kapierst du?«
Ich streichelte ihre Hand. »Oh, Yevette.«
»Ist gar nichts, Käfer. Verglichen mit was sie tun, wenn die mich schicken nach Jamaika? Gar nichts.«
Yevette lächelte mich an. Die Tränen liefen aus ihren Augenwinkeln und über die Rundung ihrer Wange. Ich wischte ihr die Tränen ab und fing dann selbst an zu weinen, so dass Yevette mir die Tränen abwischen musste. Es war lustig, weil wir nicht aufhören konnten zu weinen. Yevette fing an zu lachen, und dann lachte ich auch, und je mehr wir lachten, desto weniger konnten wir aufhören zu weinen, bis wir so viel Lärm machten, dass das Sarimädchen uns mit einem Zischen aufforderte, leise zu sein, um die Frau
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