Little Bee
brauchte als einen Mechaniker, und so blieb er da. Der Mercedes kam, als ich fünf Jahre alt war. Der Fahrer war betrunken und krachte in den Peugeot meines Vaters, der noch immer genau da stand, wo mein Vater ihn stehengelassen hatte, nur dass sich die Jungen einen der Reifen als Sitz für die Schaukel im Limba-Baum geholt hatten. Der Fahrer des Mercedes stieg aus und ging zum ersten Haus und traf dort meinen Vater und sagte, Tut mir leid. Mein Vater lächelte und sagte, Wir sollten uns bei Ihnen bedanken, Sir, Sie haben unser Dorf ins Weltgeschehen eingebunden - dies ist unser allererster Verkehrsunfall. Und der Fahrer des Mercedes lachte, und er blieb ebenfalls da, und er wurde ein sehr guter Freund meines Vaters, so gut, dass ich ihn Onkel nannte. Und mein Vater und mein Onkel lebten sehr glücklich an diesem Ort, bis zu dem Nachmittag, an dem die Männer kamen und sie erschossen.
Daher war es erstaunlich, all diese neuen, wunderschön glänzenden Autos vor den großen, perfekten Häusern zu sehen. Ich kam durch viele solcher Straßen.
Ich ging den ganzen Morgen. Die Gebäude wurden größer und schwerer. Die Straßen wurden breiter und voller. Ich starrte alles an und kümmerte mich nicht um den Hunger in meinem Bauch oder die Schmerzen in meinen Beinen, weil ich über jedes neue Wunder staunte. Wann immer ich etwas zum ersten Mal sah - ein fast nacktes Mädchen auf einer Reklametafel oder einen roten Doppeldeckerbus oder ein glitzerndes Gebäude, das so hoch war, dass einem schwindlig wurde -, war die Aufregung in meinem Magen so heftig, dass es wehtat. Der Lärm war zu viel - das Donnern des Verkehrs und das Geschrei. Bald waren solche Menschenmengen auf den Straßen, dass ich mir wie ein Nichts vorkam. Ich wurde auf dem Gehweg herumgeschubst und gestoßen, und keiner beachtete mich. Ich ging so gerade wie möglich weiter, und als die Gebäude so hoch wurden, dass es aussah, als könnten sie unmöglich stehen bleiben, und der Lärm so laut wurde, dass er meinen Körper zu zerreißen schien, bog ich um eine Ecke und keuchte und rannte über eine letzte verkehrsreiche Straße, die Autos hupten und die Fahrer schrien, und dann lehnte ich mich über eine niedrige weiße Steinmauer und schaute und schaute, weil vor mir der Themsefluss lag. Boote tuckerten durch das schlammige braune Wasser und tuteten unter den Brücken. Links und rechts entlang des Flusses wuchsen riesige Türme hoch in den blauen Himmel. Manche wurden erst gebaut, enorme gelbe Kräne bewegten sich über ihnen.
Ich blieb am Flussufer stehen und starrte endlos auf diese Wunder. Die Sonne schien vom leuchtend blauen Himmel. Es war warm, und eine sanfte Brise wehte am Flussufer. Ich spürte meine Schwester Nkiruka im Fließen des Flusses und im Wehen des Windes und flüsterte ihr zu: »Sieh dir diesen Ort an, Schwester. Hier wird alles gut. In einem so schönen Land gibt es Platz für zwei Mädchen wie uns. Wir werden nicht mehr leiden.«
Ich lächelte und ging den Uferweg entlang nach Westen. Ich wusste, wenn ich dem Ufer folgte, würde ich nach Kingston gelangen - deshalb nennen sie es nämlich Kingston-upon-Thames. Ich wollte so schnell wie möglich dorthin, weil mir die Menschenmengen in London allmählich Angst machten. In meinem Dorf sahen wir nie mehr als fünfzig Leute auf einmal. Wenn man jemals mehr sah, bedeutete es, dass man gestorben und in die Stadt der Geister gelangt war. Dorthin gehen die Toten, in diese Stadt, um zu Tausenden dort zu leben, weil sie keinen Platz mehr brauchen, um Cassava anzubauen. Wenn man tot ist, hungert man nicht nach Cassava, nur nach Gesellschaft.
Eine Million Menschen waren um mich herum. Ihre Gesichter eilten vorbei. Ich schaute und schaute. Ich sah die Gesichter meiner Familie nicht, doch wenn man alle verloren hat, hört man nie auf, nach ihnen zu suchen. Meine Schwester, meine Mutter, mein Vater und mein Onkel. In jedem Gesicht, das ich sehe, suche ich nach ihnen. Würde ich euch zufällig begegnen, würdet ihr als Erstes bemerken, wie meine Augen in euer Gesicht starren, als wollten sie jemand anderen in euch sehen, als versuchten sie verzweifelt, euch zu einem Geist zu machen. Ich hoffe, wenn wir uns begegneten, würdet ihr das nicht persönlich nehmen.
Ich eilte am Uferweg entlang, durch die Menge, durch meine Erinnerungen, durch diese Stadt der Toten. Einmal brannten meine Beine, und ich musste neben einer hohen Nadel aus Stein, in die seltsame Symbole gemeißelt waren, eine Pause machen. Ich
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