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Little Bee

Little Bee

Titel: Little Bee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Cleave
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unverbindlich.
    »Andrew war kein Hindernis, solange er lebte«, sagte er. »Gibt es irgendeinen Grund, die Dinge zu verändern?«
    Ich seufzte wieder.
    » Sarah ?«
    »Ja?«
    »Konzentrier dich jetzt bitte mal nur auf heute, okay? Konzentrier dich auf die Beerdigung, halte durch, bring den Tag irgendwie hinter dich. Hör auf, den verflixten Toast an den Computer zu schmieren!«
    » Lawrence ?«
    »Tut mir leid. Das war der Kleine. Er hat ein Stück Toast mit Butter und verteilt es überall ... tut mir leid, ich muss Schluss machen.«
    Lawrence hängte ein. Ich drehte mich vom Fenster weg und setzte mich aufs Bett. Ich wartete. Ich schob es vor mir her, nach unten zu gehen und mich um Little Bee zu kümmern. Stattdessen betrachtete ich mich im Spiegel, die Witwe. Ich versuchte, körperliche Spuren von Andrews Ableben zu entdecken. Eine neue Falte auf der Stirn? Dunkle Ränder unter den Augen? War da wirklich gar nichts?
    Wie ruhig meine Augen seit dem Tag am Strand in Afrika wirkten. Nach einem so fundamentalen Verlust wird der Verlust einer weiteren Sache - eines Fingers, vielleicht, oder eines Ehemanns - absolut bedeutungslos. Meine grünen Augen sahen im Spiegel friedlich aus - still wie ein Gewässer, das entweder sehr tief ist oder sehr seicht.
    Warum konnte ich nicht weinen? Bald würde ich mich einer Kirche voller Trauergäste stellen müssen. Ich rieb mir heftig die Augen, wovon unsere Schönheitsexpertinnen dringend abraten. Wenigstens rote Augen musste ich der Trauergemeinde präsentieren. Ich musste ihnen zeigen, dass Andrew mir wirklich viel bedeutet hatte. Selbst wenn ich seit Afrika nicht mehr an das Konzept einer dauerhaften Liebe geglaubt hatte, messbar bei Tests, wenn man am häufigsten Antwort B angekreuzt hat. Also grub ich die Daumen in die Haut unter meinen Wimpern. Wenn ich der Welt schon keinen Kummer zeigen konnte, wollte ich ihr wenigstens zeigen, was er mit den Augen anrichten konnte.
    Schließlich ging ich nach unten und starrte Little Bee an. Sie saß noch immer auf dem Sofa, die Augen geschlossen, den Kopf in die Kissen gelehnt. Ich hustete, und sie wachte abrupt auf. Braune Augen, orangefarbene gemusterte Seidenkissen. Sie blinzelte mich an, und ich starrte sie weiter an. Der Lehm klebte noch an ihren Stiefeln. Ich fühlte gar nichts.
    »Warum bist du gekommen?«
    »Ich wusste nicht, wo ich sonst hin sollte. Sie und Andrew, Sie sind die einzigen Leute, die ich in diesem Land kenne.«
    »Aber du kennst uns doch kaum. Wir sind uns nur einmal begegnet.«
    Little Bee zuckte mit den Schultern. »Sie sind die Einzigen, denen ich begegnet bin.«
    »Andrew ist tot. Heute Vormittag ist seine Beerdigung.« Little Bee schaute mich benommen an.
    »Verstehst du?«, sagte ich. »Mein Mann ist gestorben. Er wird beerdigt. Das ist eine Art Zeremonie. In einer Kirche. So machen wir das in diesem Land.«
    Little Bee nickte. »Ich weiß, was Sie in diesem Land machen.«
    Etwas in ihrer Stimme klang so alt und müde, dass es mir Angst machte. Es klopfte wieder. Charlie öffnete dem Bestatter und rief den Flur entlang, Mama, es ist Bruce Wayne!
    »Geh in den Garten spielen, Liebling«, sagte ich. »Aber Mama, ich möchte Bruce Wayne sehen!«
    » Bitte, Liebling. Geh einfach.«
    Als ich zur Tür kam, warf der Bestatter einen raschen Blick auf den Stumpf meines Fingers. Das machen die meisten Leute, aber selten mit einem so professionellen Blick, der konstatiert: linke Hand, Mittelfinger, erstes und zweites Fingerglied, ja, das könnten wir mit einer Wachsprothese hinbekommen, einer schmalen, mit hellem westeuropäischem Hautton, und wir könnten den Übergang mit einer Kryolan-Grundierung kaschieren, und im Sarg könnten wir die rechte Hand über die linke legen, und schon wäre alles in Butter, Madam.
    Cleverer Bestatter, dachte ich. Wenn ich tot wäre, könntest du wieder eine ganze Frau aus mir machen.
    »Mein aufrichtiges Beileid, Madam. Wir sind bereit, wann immer Sie kommen möchten.«
    »Vielen Dank. Ich hole nur meinen Sohn und meine ... meine Freundin.«
    Ich sah, wie der Bestatter meinen Gin-Atem ignorierte. Er schaute mich an. Er hatte eine kleine Narbe auf der Stirn. Seine Nase war platt und schief. Sein Gesicht verriet nichts. Es war ebenso leer wie mein Kopf.
    »Nehmen Sie sich so viel Zeit, wie Sie brauchen, Madam.«
    Ich ging in den Garten. Batman buddelte unter den Rosen. Ich ging zu ihm. Er hatte einen Spaten in der Hand und hob eine Löwenzahnpflanze samt Wurzeln aus der Erde. Unser

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