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Little Bee

Little Bee

Titel: Little Bee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Cleave
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könnte.«
    Lawrence schaute zu mir hoch. »Dann müssen Sie wohl bei Allgemeinplätzen bleiben«, sagte er. Ich lächelte. »Wie nett.«
    »Danke vielmals.«
    Wieder spürte ich das Adrenalin. »Sie passen eigentlich gar nicht hier rein, oder?«
    »Hören Sie, ich bezweifle stark, dass ich morgen noch hier arbeiten werde, wenn mir nicht in den nächsten zwanzig Minuten etwas angemessen Unverbindliches einfällt, das ich meinem Ex-Chef schreiben kann.«
    »Dann schreiben Sie etwas.«
    »Mir fällt wirklich nichts ein.«
    Ich seufzte. »Schade. Eigentlich sind Sie viel zu nett, um so ein Loser zu sein.«
    Lawrence grinste. »Nun ja, und Sie sind schön genug, um sich so zu irren.«
    Ich merkte, dass ich zurücklächelte. »Ein bisschen blond von mir, meinen Sie?«
    »Hmm. Ich glaube aber, man kann die Ansätze sehen.«
    »Ich halte Sie nicht für einen Loser, wenn Sie es unbedingt wissen wollen. Ich glaube, Sie sind nur unglücklich.«
    »Ach ja? Sagt Ihnen das Ihr sechster Sinn für Emotionen ?«
    »Genau.«
    Lawrence schloss flüchtig die Augen und schaute dann auf die Tastatur. Er wurde tatsächlich rot.
    »Entschuldigung«, sagte ich. »Das hätte ich nicht sagen sollen. Ich habe mich hinreißen lassen, ich kenne Sie ja nicht mal, tut mir wirklich leid. Sie sehen verletzt aus.«
    »Vielleicht tue ich auch nur so.«
    Lawrence legte die Ellbogen an den Körper, zog sich vollkommen in sich zusammen und schien auf dem königsblau gepolsterten Drehstuhl in sich zu verschwinden. Er tippte eine Zeile. Er hatte eine billige Tastatur mit langem Anschlag, bei der die Tasten quietschten. Er blieb so lange reglos sitzen, dass ich hinter den Schreibtisch trat und ihm über die Schulter sah.
    Sie haben Ihr Bestes gegeben, und es wird sieb erst in der Zukunft erweisen_
    Dieser unvollendete Satz stand ohne Auflösung oder Abschluss auf dem Bildschirm. Der Cursor blinkte am Ende der Zeile. Draußen auf der Straße kreischten Polizeisirenen. Er drehte sich zu mir. Sein Stuhl knarzte.
    »Sagen Sie.«
    »Ja?«
    »Ist es Ihr Mann, der Sie unglücklich macht?«
    »Wie bitte? Sie wissen doch gar nichts über meinen Mann.«
    »Es war eines der ersten Dinge, die Sie zu mir gesagt haben. Über Ihren Mann und seine Meinungen. Warum hätten Sie ihn überhaupt erwähnen sollen?«
    »Das Thema hat sich ergeben.«
    »Nein, das haben Sie angeschnitten.«
    Ich hielt mit offenem Mund inne und versuchte, mich zu erinnern, weshalb er im Unrecht war. Lawrence lächelte bitter, aber ohne Bosheit.
    »Ich glaube, es liegt daran, dass Sie auch nicht sehr glücklich sind«, sagte er.
    Ich trat rasch von seinem Schreibtisch weg - nun war es an mir, rot zu werden - und ging zum Fenster. Ich legte den Kopf an die kühle Scheibe und betrachtete das Alltagsleben unten auf der Straße. Lawrence stellte sich neben mich.
    »Jetzt tut es mir leid. Ich nehme an, Sie werden mir sagen, ich solle die genaue Beobachtung den Journalisten überlassen.«
    Ich lächelte unwillkürlich. »Wie ging der Satz, den Sie gerade schreiben wollten?«
    »Sie haben Ihr Bestes gegeben, und es wird sich erst in der Zukunft erweisen ... weiß nicht, ich wollte wohl sagen, es wird sich erweisen, welche Früchte Ihre Arbeit tragen wird, oder, es wird sich erweisen, welchen Erfolg Ihre harte Arbeit zeitigen wird. Etwas Offenes in dieser Richtung.«
    »Oder Sie lassen ihn einfach, wie er ist.«
    »Er ist aber nicht fertig.«
    »Aber er ist ziemlich gut«, sagte ich. »Er hat uns so weit gebracht, oder?« Der Cursor blinkte, und meine Lippen öffneten sich, und wir küssten und küssten und küssten uns. Ich klammerte mich an ihn und flüsterte ihm ins Ohr.
    Danach hob ich meinen Slip von den grauen Teppichfliesen auf und zog ihn unter dem Rock wieder an. Ich strich meine Bluse glatt, und Lawrence setzte sich an den Schreibtisch.
    Ich schaute durchs Fenster auf eine Welt, die anders war als zuvor.
    »Das habe ich noch nie gemacht«, sagte ich.
    »Nein. Daran hätte ich mich erinnert.«
    Er starrte eine geschlagene Minute auf den Bildschirm mit dem unvollendeten Satz und hämmerte dann, noch mit meinem Lippenstift am Mund, einen Punkt dahinter. Sie haben Ihr Bestes gegeben, und es wird sich erst in der Zukunft erweisen. Zwanzig Minuten später wurde der Brief in Blindenschrift übersetzt und in die Post gegeben. Seine Kollegen hatten sich nicht einmal die Mühe gemacht, ihn zu lesen.
    Andrew rief an. Mein Handy klingelte in Lawrences Büro, und ich werde nie Andrews erste Worte vergessen:

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