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Little Brother

Little Brother

Titel: Little Brother Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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Truck war schon mehr als zur Hälfte voll, aber es gab einen schmalen Gang rund um einen riesigen Tisch, über den eine Quiltdecke geworfen war und dessen Beine mit Blisterfolie eingewickelt waren.
    Masha zog mich unter den Tisch. Es war schwül, still und staubig da unten, und ich unterdrückte ein Niesen, als wir uns zwischen den Kartons zusammenkauerten. Der Platz war so knapp, dass wir aufeinander hingen. Ich glaube nicht, dass Ange da auch noch drunter gepasst hätte.
    "Du Miststück", sagte ich zu Masha.
    "Halts Maul. Du solltest mir lieber die Stiefel lecken aus Dankbarkeit. In einer Woche, höchstens zwei, wärst du im Knast gewesen. Nicht Gitmo-an-der-Bay. Eher Syrien. Ich glaube, da haben sie die hingeschickt, die sie wirklich verschwinden lassen wollten."
    Ich legte den Kopf auf die Knie und versuchte tief zu atmen.
    "Was hat dich überhaupt auf die Schwachsinnsidee gebracht, dem DHS den Krieg zu erklären?"
    Ich erzählte es ihr. Ich erzählte ihr von meiner Festnahme, und ich erzählte ihr von Darryl.
    Sie befingerte ihre Taschen und zog ein Handy raus. Es war das von Charles. "Falsches Telefon." Sie holte ein anderes raus. Sie schaltete es ein, und der Schein seines Monitors erfüllte unser kleines Fort. Nach ein wenig Rumgetippe zeigte sie es mir.
    Es war das Bild, das sie von uns gemacht hatte, unmittelbar bevor die Bomben hochgingen. Es war das Bild von Jolu und Van und mir und...
    Darryl.
    In meiner Hand hielt ich den Beweis, dass Darryl Minuten vor unserer Festnahme bei uns gewesen war. Den Beweis, dass er lebte, wohlauf und in unserer Begleitung war.
    "Du musst mir eine Kopie davon geben", sagte ich. "Ich brauch das."
    "Wenn wir in L.A. sind", sagte sie und nahm das Handy wieder an sich. "Wenn du erst mal eine Einführung in die Kunst hattest, ein Flüchtling zu sein, ohne unsere beiden Ärsche in Syrien verschwinden zu lassen. Ich will nicht, dass du Rettungsfantasien für diesen Typ entwickelst. Da, wo er ist, ist er sicher - momentan."
    Ich spielte mit dem Gedanken, ihr das Handy mit Gewalt abzunehmen, aber sie hatte mir ja schon ihre physischen Fähigkeiten bewiesen. Sie musste ein Schwarzgurt sein oder so was.
    Wir saßen da im Dunkeln, hörten den drei Jungs zu, wie sie den Laster mit Kartons beluden, alles verrödelten und dabei ächzten vor Anstrengung. Ich versuchte zu schlafen, aber es ging nicht. Masha hatte das Problem nicht. Sie schnarchte.
    Immer noch schien Licht durch den engen, zugestellten Korridor, der uns mit der frischen Luft draußen verband. Ich starrte es an durch die Finsternis und dachte an Ange.
    Meine Ange. Ihr Haar, das über ihre Schultern strich, wenn sie den Kopf schüttelte vor Lachen über etwas, das ich getan hatte. Ihr Gesicht, wie ich es zum letzten Mal sah, als sie beim VampMob in der Menge untertauchte. All diese Menschen beim VampMob, wie die Menschen im Park, wie sie sich auf dem Boden krümmten, während das DHS mit Knüppeln einmarschierte. Die Verschwundenen.
    Darryl. Festgesetzt auf Treasure Island, seine Seite genäht, aus der Zelle geholt für endlose Befragungen über die Terroristen.
    Darryls Vater, ruiniert, betrunken, unrasiert. Gewaschen und in seiner Uniform, "für die Fotos". Weinend wie ein kleiner Junge.
    Mein eigener Vater und die Veränderungen, die durch mein Verschwinden auf Treasure Island in ihm vorgegangen waren. Er war ebenso gebrochen gewesen wie Darryls Vater, nur eben auf seine Art. Und sein Gesicht, als ich ihm erzählte, wo ich gewesen war.
    Das war der Moment, in dem ich wusste, dass ich nicht weglaufen konnte.
    Das war der Moment, in dem ich wusste, dass ich bleiben musste - und kämpfen.
    Mashas Atem war tief und gleichmäßig, aber als ich unendlich langsam in ihrer Tasche nach dem Telefon griff, da schnüffelte sie ein bisschen und verlagerte ihre Position. Ich erstarrte und wagte ganze zwei Minuten lang nicht einmal zu atmen - ein-und-zwan-zig-, zwei-und-zwan-zig,...
    Ganz langsam beruhigte sich ihr Atem wieder. Millimeter für Millimeter schob ich das Handy etwas weiter aus ihrer Jackentasche heraus, meine Finger und der ganze Arm zitternd von der Anstrengung, sich so langsam bewegen zu müssen.
    Dann hatte ich es, ein kleines schokoriegelförmiges Dingens.
    Ich drehte mich zum Licht hin, als mich blitzartig eine Erinnerung überfiel: Charles, wie er sein Handy hielt, es auf uns richtete, uns verhöhnte. Das war eins in Riegelform gewesen, silbern, übersät mit den Logos von einem Dutzend Firmen, die den Gerätepreis

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