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Little Brother

Little Brother

Titel: Little Brother Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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verzweifelten Versuchen, wegzukommen von hier.
    Und dann gingen die Luftschutzsirenen los.
    Ich hatte diese Geräusche seit den Bomben nicht mehr gehört, aber ich würde sie nie wieder vergessen. Sie schnitten glatt durch mich hindurch, gingen mir direkt in die Eier und verwandelten meine Beine in Wackelpudding. In meiner Panik wollte ich nur noch wegrennen. Ich mühte mich auf die Füße, rote Mütze auf dem Kopf, und dachte nur an das Eine: Ange. Ange und die Gründerstatue.
    Jetzt waren alle auf den Beinen, rannten überallhin, schrien. Ich schubste Leute aus dem Weg, hielt meine Tasche und meine Mütze fest und drängte in Richtung Gründerstatue. Masha suchte nach mir, ich suchte nach Ange. Ange war da draußen.
    Ich schubste und fluchte. Rempelte jemanden mit dem Ellbogen an. Irgendjemand trat mir so hart auf den Fuß, dass ich etwas knacksen spürte, und ich rammte ihn, dass er stürzte. Er versuchte aufzustehen, und ein anderer trat auf ihn. Ich rempelte und rammte weiter.
    Dann streckte ich den Arm aus, um den Nächsten zu schubsen, da griffen kräftige Arme mein Handgelenk und meinen Ellbogen in einer flüssigen Bewegung und zogen mir den Arm hinter meinen Rücken. Es fühlte sich an, als ob meine Schulter aus ihrem Gelenk gedreht würde, und sofort beugte ich mich nach vorn - brüllend vor Schmerz, was aber im Lärm der Masse, dem Wummern der Helikopter und dem Sirenengeheul kaum hörbar war.
    Die starken Hände hinter mir brachten mich wieder zum Stehen und steuerten mich wie eine Marionette. Der Griff war so perfekt, dass ich nicht mal dran denken konnte, mich herauszuwinden. Ich konnte nicht an den Lärm, nicht an den Hubschrauber und auch nicht an Ange denken. Alles, woran ich denken konnte, war, mich dorthin zu bewegen, wo diese Person hinter mir mich haben wollte. Dann wurde ich umgedreht und sah der Person ins Gesicht.
    Es war ein Mädchen mit kantigem Nagetiergesicht, halb verborgen hinter einer riesigen Sonnenbrille. Über den Gläsern stand ein Schopf strahlend pinkfarbener Haare in alle Richtungen ab.
    "Du!", sagte ich. Ich kannte sie. Sie hatte ein Foto von mir gemacht und gedroht, mich damit beim Schwänzerblog zu verpfeifen. Das war fünf Minuten vor den Sirenen gewesen. Das war sie gewesen, rücksichtslos und gerissen. Wir waren beide von diesem Platz im Tenderloin weggerannt, als hinter uns die Huperei begonnen hatte, und wir waren beide von den Bullen aufgegriffen worden. Ich hatte mich feindselig benommen, und sie hatten entschieden, dass ich ein Feind sei.
    Sie - Masha - wurde ihre Verbündete.
    "Hallo, M1k3y", zischte sie mir ins Ohr, so nah wie eine Liebhaberin. Ein Zittern kroch mir den Nacken hoch. Sie ließ meinen Arm los, und ich schüttelte ihn.
    "O Gott", sagte ich. "Du!"
    "Ja, ich. Das Gas kommt in zirka zwei Minuten runter. Zeit, unsern Arsch zu retten."
    "Ange - meine Freundin - ist bei der Gründerstatue."
    Masha blickte über die Menge. "Keine Chance", sagte sie. "Wenn wir versuchen, dahin zu kommen, sind wir geliefert. Das Gas kommt in zwei Minuten runter, falls dus beim ersten Mal nicht gehört hast."
    Ich blieb stehen. "Ohne Ange gehe ich nicht", sagte ich.
    Sie zuckte die Achseln. "Wie du willst", rief sie mir ins Ohr. "Es ist deine Beerdigung."
    Sie fing an, sich durch die Menge zu drängen, weg, nach Norden, Richtung Downtown. Ich drängte weiter zur Gründerstatue. Einen Augenblick später war mein Arm wieder in dem grässlichen Haltegriff, und ich wurde herumgestoßen und vorwärtsgetrieben.
    "Du weißt zuviel, Schwachkopf. Du hast mein Gesicht gesehen. Du kommst mit mir."
    Ich brüllte sie an, zappelte, bis ich dachte, gleich müsse mein Arm brechen, aber sie trieb mich weiter. Mein verletzter Fuß peinigte mich bei jedem Schritt, und meine Schulter fühlte sich an wie kurz vorm Abbrechen.
    Indem sie mich als ihren Rammbock benutzte, kamen wir in der Menge ganz gut voran. Das Jaulen der Helikopter veränderte sich, und sie schubste mich noch fester. "RENN!", schrie sie. "Jetzt kommt das Gas!"
    Der Lärm der Menge änderte sich ebenfalls. Die erstickten Geräusche und das Brüllen wurden sehr viel lauter. Ich hatte dieses Anschwellen des Lärms schon mal gehört. Wir waren wieder im Park. Das Gas regnete herab. Ich hielt die Luft an und RANNTE.
    Wir schoben uns aus der Masse heraus, und sie ließ meinen Arm los. Ich humpelte, so schnell ich konnte, auf den Bürgersteig, während die Menge sich mehr und mehr zerstreute. Wir liefen auf eine Gruppe von DHS-Bullen mit

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