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Little Brother

Little Brother

Titel: Little Brother Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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über die Telefongesellschaft subventioniert hatten. Es war die Sorte Handy, bei der man vor jedem Telefonat erst mal einen Werbespot anhören musste.
    Es war zu duster im Truck, um das Handy deutlich zu sehen, aber ich konnte es fühlen. Waren das Firmenlogos an den Seiten? Ja? Ja. Ich hatte Masha gerade das Handy von Charles gestohlen.
    Langsam, langsam drehte ich mich wieder zurück, und langsam, langsam, LANGSAM griff ich wieder in ihre Tasche. Ihr Handy war größer und klobiger, mit einer besseren Kamera und werweißwas sonst noch.
    Ich hatte das nun schon mal bewältigt - das machte es etwas leichter. Erneut legte ich es millimeterweise frei, wobei ich zwei Mal pausierte, als sie schnaufte und zuckte.
    Ich hatte das Handy gerade aus ihrer Tasche befreit und war dabei, mich wegzubewegen, als ihre Hand hervorschoss, schnell wie eine Schlange, und mein Handgelenk umklammerte, hart, mit knirschenden Fingerspitzen auf den kleinen, dünnen Knochen unter meiner Hand.
    Ich schnappte nach Luft und starrte in Mashas weit offene Augen.
    "Du bist so ein Idiot", sagte sie beiläufig, nahm mir das Handy weg und tippte mit der anderen Hand darauf herum.
    "Wie hättest du das überhaupt wieder entsperren wollen?"
    Ich schluckte. Ich fühlte Knochen in meinem Handgelenk aufeinander reiben. Ich biss mir auf die Lippe, um nicht laut loszuschreien.
    Mit ihrer anderen Hand tippte sie weiter. "Ist es das, mit dem du dich davonmachen wolltest?" Sie zeigte mir das Foto von uns allen, Darryl und Jolu, Van und mir. "Dieses Bild?"
    Ich sagte gar nichts. Mein Handgelenk fühlte sich an, als würde es gleich zerbersten.
    "Vielleicht sollte ichs einfach löschen, um dich nicht weiter in Versuchung zu führen." Ihre freie Hand bewegte sich weiter. Ihr Telefon fragte sie, ob sie sicher sei, und sie musste draufschauen, um die richtige Taste zu finden.
    Das war meine Chance. Ich hatte Charles' Handy immer noch in der anderen Hand, und ich hieb damit so hart ich konnte auf die Hand ein, mit der sie mich umklammerte. Beim Ausholen schlug ich mir die Fingerknöchel an der Tischplatte über mir wund, aber ich traf ihre Hand so fest, dass das Telefon zersplitterte; sie schrie auf, und ihre Hand wurde schlaff. Ich ließ nicht locker, griff nach ihrer anderen Hand, nach ihrem jetzt entsperrten Telefon, über dessen OK-Taste immer noch ihr Daumen drohte. Ihre Finger verkrampften sich im Leeren, als ich ihr das Handy entriss.
    Auf Händen und Knien arbeitete ich mich den Korridor entlang, dem Licht entgegen. Zwei Mal spürte ich, wie ihre Hände nach meinen Füßen und Knöcheln griffen, und ich musste ein paar der Kartons, die uns wie einen Pharao in seinem Grab eingemauert hatten, beiseite schubsen. Einige davon fielen hinter mir zu Boden, und ich hörte Masha wieder ächzen.
    Die Rolltür des Trucks war einen Spalt breit offen, und ich tauchte darunter durch. Die Trittleiter war entfernt worden, und ich fand mich über der Straße hängend wieder, rutschte mit dem Kopf zuvorderst hinab und schlug mit der Stirn dermaßen hart auf dem Asphalt auf, dass es in meinen Ohren schepperte wie ein Gong. Indem ich mich am Stoßfänger festklammerte, mühte ich mich wieder auf die Füße und zog verzweifelt den Griff nach unten, bis die Tür zuknallte. Innen schrie Masha auf - ich musste ihre Fingerkuppen erwischt haben. Ich dachte, ich müsse mich übergeben, aber ich tat es nicht.
    Stattdessen verriegelte ich den Truck.
     
    Kapitel 20
    Keiner der drei Jungs war momentan zu sehen, und ich ging los. Mein Kopf schmerzte so sehr, dass ich glaubte, er müsse bluten, aber meine prüfenden Hände blieben trocken. Mein lädierter Knöchel war im Truck steifgefroren, deshalb lief ich wie eine kaputte Marionette, doch ich hielt nur ein einziges Mal an, um den Löschvorgang auf Mashas Handy abzubrechen. Den Funk schaltete ich aus, um den Akku zu schonen und damit man mich nicht darüber orten konnte, und ich stellte es so ein, dass es erst nach zwei Stunden auf Standby ging - das war die längste einstellbare Zeit.
    Ich versuchte die Passwortabfrage beim Starten aus Standby auszuschalten, aber diese Einstellung erforderte selbst wieder ein Passwort. Also musste ich zumindest ein Mal alle zwei Stunden irgendwas tippen, bis ich eine Möglichkeit bekam, das Bild aus dem Handy zu überspielen. Und ich musste ein Ladegerät besorgen.
    Ich hatte keinen Plan. Ich brauchte aber einen. Ich musste mich mal irgendwo hinsetzen, online gehen - einfach mal austüfteln, was ich als

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