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Little Brother

Little Brother

Titel: Little Brother Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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kannst. (Auch wenn du es nicht mit meiner Erlaubnis tust.)
    > Antworte, wenn du dies bekommst, wenn du auf der Flucht bist und allein. Oder antworte, wenn du im Gewahrsam bist, bei unseren Freunden auf Gitmo, und nach einem Mittel suchst, die Schmerzen zu beenden. Wenn sie dich haben, dann wirst du tun, was sie dir sagen. Das weiß ich. Das Risiko gehe ich ein.
    > Für dich, M1k3y.
    "Boooooah", schnaufte Liam, "Aaaaaalter!" Ich hätte ihm eine reinhauen mögen. Ich drehte mich um, um zumindest etwas Hässliches, Bissiges zu sagen, aber er starrte mich an mit Augen groß wie Suppenteller und sah aus, als wolle er gleich auf die Knie fallen, um mich anzubeten.
    "Darf ich nur sagen", fragte Nate, "darf ich nur sagen, dass es die größte Ehre in meinem Leben ist, dir zu helfen? Darf ich einfach nur das sagen?"
    Jetzt wurde ich rot. Ich konnte es nicht ändern. Diese beiden waren völlig auf ihren Star fixiert, obwohl ich ja überhaupt kein Star war, zumindest nicht in meiner eigenen Wahrnehmung.
    "Könnt ihr Jungs..." Ich schluckte. "Könnte ich ein bisschen Privatsphäre haben?" Sie schlichen aus dem Zimmer wie geprügelte Hunde, und ich fühlte mich wie ein Idiot. Ich tippte schnell.
    > Ich bin davongekommen, Zeb. Und ich bin auf der Flucht. Ich brauche alle Hilfe, die ich kriegen kann. Ich will, dass das ein Ende hat.
    Ich erinnerte mich daran, Mashas Handy aus der Tasche zu fischen und zu befingern, damit es nicht auf Standby ging.
    Sie ließen mich die Dusche benutzen, gaben mir einen frischen Satz Klamotten, einen neuen Rucksack mit ihrer halben Erdbebenration drin - Energieriegel, Medikamenten, Heiß- und Kühlpacks und einem alten Schlafsack. Sie packten sogar noch eine überzählige Xbox Universal mit aufgespieltem ParanoidXbox ein. Bei der Signalpistole musste ich die Reißleine ziehen.
    Ich prüfte immer wieder meine Mails, um zu schauen, ob Zeb geantwortet hatte. Ich beantwortete die Fan-Post. Ich beantwortete die Mails von der Presse. Ich löschte die Hass-Mails. Halb erwartete ich, was von Masha zu lesen, aber wahrscheinlich war sie jetzt schon halbwegs in L.A., mit kaputten Fingern und nicht in der Lage, irgendwas zu tippen. Ich kitzelte wieder ihr Telefon.
    Die Jungs überredeten mich, mich für einen Moment aufs Ohr zu legen, und einen kurzen, peinlichen Moment lang wurde ich völlig paranoid und dachte, was, wenn diese Jungs mich ausliefern wollten, während ich schliefe? Natürlich war das idiotisch - sie hätten mich genauso einfach verpfeifen können, während ich wach war.
    Ich konnte einfach nicht damit umgehen, dass sie so viel von mir hielten. Rein vom Kopf her hatte ich gewusst, dass es Leute gab, die bereit waren, M1k3y zu folgen. Ein paar von denen hatte ich heute früh getroffen, als sie
    - Beißen Beißen Beißen - übers Civic Center hergefallen waren. Aber diese beiden waren persönlicher. Sie waren einfach nur nette, bisschen trottelige Kerle, die damals in den Tagen vor dem Xnet durchaus meine Freunde hätten sein können, einfach zwei Kumpel, mit denen man Teenager-Abenteuer hätte bestehen können. Und sie hatten sich freiwillig zu einer Armee gemeldet, zu meiner Armee. Ich war ihnen gegenüber verantwortlich. Auf sich selbst gestellt, würden sie früher oder später geschnappt werden. Sie waren zu vertrauensselig.
    "Jungs, hört mir mal einen Moment zu. Ich muss mit euch über was Ernstes reden." Fast standen sie in Habacht-Stellung. Wäre es nicht so finster gewesen, hätte ichs komisch gefunden.
    "Okay, es geht um Folgendes. Jetzt, da ihr mir geholfen habt, ist es wirklich gefährlich. Wenn ihr geschnappt werdet, werde ich geschnappt. Sie werden alles aus euch rauskriegen, was ihr wisst..." - ich hob die Hand, um ihre Proteste abzuwehren. "Nein, ehrlich. Ihr habt es noch nicht durchgemacht. Jeder redet. Jeder zerbricht. Wenn ihr also jemals geschnappt werdet, dann erzählt ihnen sofort alles, was ihr wisst, so schnell ihr könnt. Sie bekommen es irgendwann doch raus. So arbeiten die nun mal.
    Aber ihr werdet nicht geschnappt werden, und zwar deshalb: Ihr seid jetzt keine Jammer mehr. Ihr seid vom aktiven Dienst befreit. Ihr seid jetzt...", ich fischte in meinem Gedächtnis nach Schlagworten aus Spionagethrillern, "ihr seid jetzt eine Schläferzelle. Zieht euch zurück, verhaltet euch wieder wie normale Kids. Irgendwie, ich weiß noch nicht, wie, werde ich diese Sache knacken, voll und ganz, ich werde sie zu einem Ende bringen. Oder sie knackt mich und erledigt mich endgültig.

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