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Little Brother

Little Brother

Titel: Little Brother Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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war doch kein 16-Jähriger. Wir sind jung und vielleicht nicht ganz dicht, aber Abschaum sind wir nicht."
    "Das will ich auf nem T-Shirt", sagte ich.
    "Das wär ein gutes", entgegnete sie. Wir lächelten uns an.
    "Wo bekomm ich jetzt meine Schlüssel?", fragte sie und zog ihr Handy raus.
    "Wir machen das da drüben, in der stillen Ecke bei den Höhlen. Ich bring dich rein und bereite den Rechner vor, dann machst du deine Sache und bringst die Maschine zu deinen Freunden, damit die Fotos von deinem öffentlichen Schlüssel machen und ihn zuhause signieren können."
    Ich erhob die Stimme. "Ach, eins noch! Mist, wie konnte ich das vergessen? Ihr müsst die Fotos löschen, sobald ihr die Schlüssel eingetippt habt! Das letzte, was wir brauchen können, ist ein Flickr-Stream mit Fotos von uns allen bei unserer konspirativen Sitzung."
    Als Antwort kam ein bisschen nervöses, gutmütiges Kichern, dann machte Jolu das Licht aus, und in der plötzlichen Dunkelheit konnte ich nichts mehr sehen. Nach und nach passten sich meine Augen an, und ich machte mich auf den Weg zur Höhle. Jemand ging hinter mir. Ange. Ich drehte mich um und lächelte sie an, sie lächelte zurück, und ihre Zähne leuchteten in der Dunkelheit.
    "Danke für grade eben", sagte ich. "Du warst toll."
    "Hast du das ernst gemeint, was du von der Tüte überm Kopf und all dem Zeug erzählt hast?"
    "Hab ich", antwortete ich. "Das ist echt passiert. Ich hab es noch niemandem erzählt, aber es ist passiert."
    Ich dachte einen Moment drüber nach.
    "Weißt du, nach all der Zeit, seit das passiert ist, ohne dass ich irgendwas erzählt habe, hat es sich irgendwann nur noch wie ein böser Traum angefühlt. Aber es war echt."
    Ich hielt an und kletterte dann zur Höhle hoch.
    "Ich bin froh, dass ichs endlich ein paar Leuten erzählt habe. So langsam dachte ich schon, ich wäre durchgedreht."
    Ich stellte den Laptop auf einen trockenen Felsbrocken und fuhr ihn vor ihren Augen von der DVD hoch.
    "Ich werde ihn für jeden von euch neu starten. Das hier ist eine normale ParanoidLinux-DVD, aber ich schätze, das musst du mir einfach so glauben."
    "Zum Teufel", sagte sie. "Geht es hier um Vertrauen oder was?"
    "Ja", sagte ich. "Vertrauen."
    Ich ging ein paar Schritte weg, während sie den Schlüsselgenerator laufen ließ, hörte ihr zu, wie sie tippte und klickte, um Zufallsdaten zu generieren, hörte dem Rauschen der Brandung zu, hörte den Partygeräuschen zu, die von dort her kamen, wo das Bier war.
    Sie kam aus der Höhle raus, den Laptop in den Händen. Darauf waren in großen, leuchtend weißen Lettern ihr öffentlicher Schlüssel, ihr Fingerprint und ihre E-Mail-Adresse zu sehen. Sie hielt den Monitor hoch neben ihr Gesicht und wartete, während ich mein Handy rauskramte.
    "Cheese", sagte sie. Ich machte ein Bild von ihr und steckte die Kamera wieder ein. Sie ging weiter zu den Zechern und ließ jeden ein Foto von ihr mit dem Monitor machen. Es hatte was Feierliches. Und es war lustig. Sie hatte wirklich eine Menge Charisma - man wollte sie nicht bloß anlachen, man wollte mit ihr lachen. Und verdammt noch mal, es war lustig. Wir erklärten gerade einen geheimen Krieg gegen die Geheimpolizei. Wer dachten wir denn, wer wir waren?
    So ging es vielleicht eine Stunde lang weiter, jeder machte Fotos und erzeugte Schlüssel. Ich lernte jeden hier kennen. Ich kannte schon viele - einige hatte ich ja selbst eingeladen -, und die anderen waren Freunde meiner Kumpels oder von Kumpeln meiner Kumpels. Wir sollten alle ein Team sein. Am Ende dieser Nacht waren wirs. Es waren alles gute Leute.
    Als alle fertig waren, ging Jolu, um einen Schlüssel zu erzeugen, und drehte sich dann mit einem unbeholfenen Lächeln von mir weg. Mein Ärger über ihn war inzwischen verraucht. Er tat, was er tun musste. Und ich wusste, dass er, was immer er jetzt auch sagte, immer für mich da sein würde. Und wir waren zusammen im DHS-Knast gewesen. Van auch. Das würde uns für immer zusammenschweißen, komme was da wolle.
    Ich erzeugte meinen Schlüssel und drehte dann die Runde durch die Gang, um jeden ein Foto machen zu lassen. Dann kletterte ich wieder auf den erhöhten Fleck von vorhin und bat alle um Aufmerksamkeit.
    "Also, ne Menge von euch haben mitbekommen, dass die ganze Nummer einen Riesenhaken hat: Was wäre, wenn ihr diesem Laptop nicht trauen könnt? Wenn er heimlich all unsere Anweisungen aufzeichnet? Wenn er uns ausspioniert? Was wäre, wenn ihr Jose Luis und mir nicht trauen

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