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Little Brother

Little Brother

Titel: Little Brother Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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Bus cool zu bleiben. Wir waren alle leicht angeschickert, und es war wahnsinnig komisch, uns gegenseitig im grellen Licht im Bus anzuschauen. Wir wurden ziemlich laut, und der Fahrer ermahnte uns zwei Mal über die Sprechanlage und sagte dann, wenn wir nicht sofort ruhig seien, würde er die Polizei rufen.
    Das brachte uns gleich wieder zum Gickeln, und so stiegen wir alle auf einmal aus, bevor er die Bullen rufen konnte. Wir waren jetzt in North Beach, und jede Menge Busse, Taxis, die BART in Market Street und ein paar neonleuchtende Clubs und Cafés sorgten dafür, dass sich unsere Gruppe hier zerstreute.
    Ich kam heim, warf die Xbox an und begann, Schlüssel von meinen Handyfotos zu übertragen. Das war eine stumpfsinnige, hypnotisierende Angelegenheit, und weil ich außerdem ein bisschen betrunken war, fiel ich darüber in einen Halbschlaf.
    Grade als ich vollends am Wegdämmern war, poppte ein neues Messenger-Fenster hoch.
    > hey-ho!
    Ich erkannte den Nick nicht - spexgril -, aber ich hatte so eine Ahnung, wer es sein könnte.
    > hi
    tippte ich vorsichtig.
    > ich bins, von heute nacht
    Dann fügte sie einen Block Krypto ein. Ihren öffentlichen Schlüssel hatte ich schon am Schlüsselbund, also ließ ich den Messenger versuchen, den Code mit ihrem Schlüssel zu entziffern.
    > ich bins, von heute nacht
    Sie war es!
    > Schön dich hier zu sehen
    tippte ich, verschlüsselte es mit meinem Schlüssel und schickte es ab.
    > Es war toll, dich zu treffen
    tippte ich weiter.
    > Dich auch. Ich treff nicht so viele kluge Jungs, die auch noch süß sind und ein soziales Gewissen haben.
    Gute Güte, Mann, du lässt einem Mädchen kaum eine Chance.
    Mein Herz hämmerte in meiner Brust.
    >Hallo? Klopfklopf? Jemand daheim? Ich bin nicht hier geboren, Leute, aber ich werde ganz sicher hier sterben. Vergesst nicht, euren Kellnerinnen Trinkgeld zu geben, sie arbeiten so hart. Ich bin die ganze Woche hier.
    Ich musste laut lachen.
    > Ich bin ja hier, ich lach bloß zu laut, um tippen zu können
    > Na zumindest meine Messenger-Comedy zieht noch
    Aha?
    > Es war echt toll, dich zu treffen
    > Ja, das ist es meistens. Wohin führste mich aus?
    > Ausführen?
    > Bei unserem nächsten Abenteuer?
    > Hatte noch nichts geplant
    > Okay, dann sag ich, wohin. Freitag, Dolores Park. Illegales Open-Air-Konzert. Komm da hin, oder du bistn Dodekaeder
    > Was noch mal?
    > Liest du nicht mal Xnet? Steht an jeder Ecke. Schon mal von den Speedwhores gehört?
    Ich verschluckte mich bald. Das war Trudy Doos Band - DIE Trudy Doo, die Frau, die Jolu und mich dafür bezahlte, den indienet-Code zu aktualisieren.
    > Ja, schon von gehört
    > Die planen einen Riesengig und haben wohl noch so fünfzig andere Bands dabei, wollen das auf den Tennisplätzen machen, mit ihren eigenen Boxentrucks dabei, und die ganze Nacht durchrocken
    Ich fühlte mich wie ein Grottenolm. Wie war das denn an mir vorbeigegangen? Auf Valencia gabs diese anarchistische Buchhandlung, an der ich manchmal auf dem Weg zur Schule vorbeikam; und die hatte ein Poster im Fenster mit einer alten Revolutionärin, Emma Goldman, mit der Zeile "Wenn ich nicht tanzen kann, dann will ich nichts mit deiner Revolution zu tun haben." Ich hatte meine gesamte Energie darauf verwendet, mit dem Xnet engagierte Kämpfer zu organisieren, um dem DHS dazwischenzufunken. Aber das hier war ja wohl soo viel cooler. Ein Riesenkonzert - ich hatte keine Ahnung, wie man so was aufzog, aber ich war froh, dass es Leute gab, die das konnten.
    Und wenn ichs mir recht überlegte, dann war ich verdammt stolz drauf, dass sies mit Hilfe des Xnets organisierten.
    Am nächsten Tag war ich ein Zombie. Ange und ich hatten bis vier Uhr früh gechattet - na ja, geflirtet. Zum Glück war Samstag, und ich konnte ausschlafen, aber vor Kater und Übermüdung kriegte ich trotzdem keinen geraden Gedanken zusammen.
    Gegen Mittag mühte ich mich aus dem Bett und raus auf die Straße. Ich wankte rüber zum Türken, um meinen Kaffee zu kaufen - wenn ich allein war, kaufte ich neuerdings meinen Kaffee immer hier, weil ich das Gefühl hatte, der Türke und ich seien Mitglieder eines geheimen Clubs.
    Auf dem Weg dahin kam ich an einer Menge frischer Graffiti vorbei. Ich mochte die Graffiti im Mission-Viertel; es war meist riesige, üppige Wandmalerei oder die sarkastischen Schablonenwerke von Kunststudenten. Und ich mochte es, dass die Tagger in der Mission unter den Augen des DHS immer noch weiter machten. Auch ne Art Xnet, dachte ich - die

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