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Little Brother

Little Brother

Titel: Little Brother Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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könnt?"
    Mehr wohlwollendes Gickeln. Ein bisschen wärmer als vorher, bieriger.
    "Ich mein das so", sagte ich. "Wenn wir auf der falschen Seite wären, dann würde all das hier uns alle - euch alle - in die Scheiße reiten. Vielleicht in den Knast."
    Die Gickler wurden nervöser.
    "Und deshalb mach ich jetzt das hier", sagte ich und nahm einen Hammer zur Hand, den ich aus Dads Werkzeugkiste mitgebracht hatte. Ich stellte den Laptop neben mir auf den Felsen und holte mit dem Hammer aus, Jolu mit der Lampe immer an der Bewegung dran. Crash - ich hatte immer davon geträumt, einen Laptop mit einem Hammer zu töten, und jetzt tat ich es. Es fühlte sich pornomäßig gut an. Und schlecht zugleich.
    Smash! Das Monitorpanel fiel raus, zersplitterte in Millionen Teile und gab die Tastatur frei. Ich schlug weiter darauf ein, bis die Tastatur runterfiel und Hauptplatine und Festplatte sichtbar wurden. Crash! Ich zielte genau auf die Festplatte und hieb mit aller Kraft auf sie ein. Es dauerte drei Schläge, bis das Gehäuse zerbarst und das zerbrechliche Innenleben freigab. Ich hämmerte weiter, bis nur noch feuerzeuggroße Einzelteile übrig waren, dann packte ich alles in einen Müllsack. Meine Zuschauer jubelten frenetisch - laut genug, dass ich ernsthaft begann, mir Sorgen zu machen, dass uns jemand von oberhalb über die Brandung hinweg hören und die Gesetzeshüter rufen könnte.
    "Das wäre das!", rief ich. "Also, wenn mich jetzt jemand begleiten möchte - ich trage das jetzt runter zum Meer und spül es zehn Minuten im Salzwasser."
    Zuerst fand der Vorschlag keinen Zuspruch, aber dann kam Ange nach vorn, nahm meinen Arm in ihre warme Hand und flüsterte mir "das war wundervoll" ins Ohr; dann gingen wir zusammen runter zum Strand.
    Es war völlig dunkel unten am Wasser und nicht ungefährlich, selbst mit unseren Schlüsselanhänger-Lampen. Rutschige, scharfkantige Felsen überall, auf denen auch schon ohne drei Kilo pürierter Elektronik in ner Plastiktüte schwer balancieren war. Ein Mal rutschte ich aus und war drauf gefasst, mir was aufzuschlagen, aber sie angelte mich mit erstaunlich festem Griff und hielt mich aufrecht. Ich wurde ganz nah an sie rangezogen, nah genug, um ihr Parfum wahrzunehmen, einen Duft nach neuen Autos. Ich liebe diesen Duft.
    "Danke", brachte ich raus und schaute ihr in die großen Augen, die von ihrer männlichen, schwarz gefassten Brille noch vergrößert wurden. Ich konnte im Dunkeln nicht erkennen, welche Farbe ihre Augen hatten, aber ich tippte auf was Dunkles, soweit man aus ihrem dunklen Haar und olivbraunen Teint darauf schließen konnte. Sie wirkte südländisch, vielleicht mit griechischen, spanischen oder italienischen Wurzeln.
    Ich bückte mich und ließ den Beutel im Meer mit Salzwasser volllaufen. Dabei brachte ichs fertig, auszurutschen und meinen Schuh zu fluten; ich fluchte und sie lachte. Seit wir zum Ufer aufgebrochen waren, hatten wir kaum ein Wort gewechselt. Es war etwas Magisches um unser Stillschweigen.
    Bis zu diesem Tag hatte ich insgesamt drei Frauen geküsst, den Heldenempfang in der Schule nicht mitgerechnet. Das ist keine beeindruckende Zahl, aber so ganz winzig ja auch nicht. Ich habe ein passables Frauenradar, und ich glaube, ich hätte sie küssen können. Sie war nicht h31ß im traditionellen Sinn, aber ein Mädchen und eine Nacht und ein Strand, das hat schon was; außerdem war sie smart, leidenschaftlich und engagiert.
    Aber ich küsste sie nicht und nahm sie auch nicht bei der Hand. Stattdessen erlebten wir einen Moment, den ich nur als spirituell bezeichnen kann. Die Brandung, die Nacht, das Meer und die Felsen, dazu unser Atmen. Der Moment dehnte sich aus. Ich seufzte. Was für eine Aktion! In dieser Nacht würde ich noch eine Menge zu tippen haben, um all die Schlüssel in meinen Schlüsselbund zu übertragen, zu signieren und die signierten Schlüssel zu veröffentlichen. Um das Web of Trust zu starten.
    Sie seufzte auch.
    "Gehn wir", sagte ich.
    Ja."
    So gingen wir zurück. Diese Nacht war eine gute Nacht.
    [x]
    Jolu wartete hinterher noch, bis der Freund seines Bruders kam, um die Kühlboxen abzuholen. Ich ging mit allen anderen die Straße hoch bis zur nächsten Bushaltestelle und stieg ein. Natürlich benutzte niemand von uns eine reguläre Fahrkarte mehr; mittlerweile klonte jeder Xnetter gewohnheitsmäßig drei-, viermal am Tag den Fahrausweis von jemand anderem, um sich für jede Fahrt eine neue Identität zuzulegen.
    Es war nahezu unmöglich, im

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