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Little Brother

Little Brother

Titel: Little Brother Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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Trittleiter dabei", sagte sie, und ich versuchte zu lächeln, aber Lächeln ist schwierig, wenn man gleichzeitig küsst.
    Ich erwähnte bereits, dass ich in meinem Leben bislang drei Mädchen geküsst hatte. Zwei von ihnen hatten vorher noch niemanden geküsst. Eine hatte feste Freunde, seit sie zwölf war, und die hatte so ihre Eigenarten.
    Keine von ihnen küsste wie Ange. Sie machte ihren gesamten Mund weich wie das Innere einer reifen Frucht, und sie rammte mir ihre Zunge nicht einfach in den Mund, sondern ließ sie reingleiten, und gleichzeitig saugte sie meine Lippen in ihren Mund, und es war, als ob mein Mund und ihrer ineinander verschmolzen. Ich hörte mich selbst stöhnen und packte sie und umarmte sie fester.
    Langsam, ganz langsam ließen wir uns ins Gras sinken. Und dann lagen wir auf der Seite und umarmten einander, küssten und küssten und küssten. Die ganze Welt verschwand hinter diesem einen Kuss.
    Meine Hände fanden ihren Po, ihre Hüften. Den Saum ihres T-Shirts. Ihren warmen Bauch, den weichen Nabel. Sie bewegten sich langsam höher. Sie stöhnte ebenfalls.
    "Nicht hier", sagte sie. "Lass uns da rüber gehen." Sie zeigte über die Straße hinweg auf die große weiße Kirche, die Mission Dolores Park und der Mission den Namen gab. Händchenhaltend eilten wir rüber zur Kirche. Vor dem Eingang standen einige Pfeiler. Sie presste mich mit dem Rücken gegen einen davon und zog mein Gesicht wieder zu sich herunter. Meine Hände wanderten schnell und mutig zurück zu ihrem T-Shirt und dort immer höher.
    "Er geht hinten auf", flüsterte sie in meinen Mund. Mit meiner Latte hätte ich mittlerweile Glas schneiden können. Meine Hände wanderten weiter zu ihrem breiten, kräftigen Rücken, und mit zitternden Fingern fand ich das Häkchen. Ich fummelte eine Weile und dachte dabei an all die Witze darüber, wie schlecht Jungs darin sind, BHs zu öffnen. Ich war schlecht darin. Dann plötzlich ging das Häkchen auf. Sie keuchte in meinen Mund. Ich zog meine Hände wieder nach vorn, spürte die Feuchtigkeit unter ihren Achseln (was ich sexy fand und merkwürdigerweise kein Stück abstoßend) und streichelte die Seiten ihrer Brüste.
    In diesem Moment begannen die Sirenen zu heulen.
    Sie waren lauter als alles, was ich jemals gehört hatte. Ein Lärm, der im ganzen Körper zu spüren war, als ob dich plötzlich jemand von den Füßen reißt. Ein Lärm so laut, wie ihn deine Ohren nur verarbeiten können, und noch lauter.
    "ENTFERNEN SIE SICH SOFORT VON HIER!" donnerte die Stimme Gottes in meinem Schädel.
    "DIES IST EINE ILLEGALE VERSAMMLUNG. ENTFERNEN SIE SICH SOFORT!" Die Band hatte aufgehört zu spielen, und die Geräusche der Menge auf der anderen Straßenseite änderten sich. Sie wurde ängstlich. Und wütend.
    Ich hörte ein Klicken, als die PA-Anlage aus Autoboxen und Autobatterien auf den Tennisplätzen eingeschaltet wurde.
    "HOLT ES EUCH ZURÜCK!"
    Es war ein lauter, trotziger Schrei, ein Schrei wie in die Brandung oder von einer Klippe herab.
    "HOLT ES EUCH ZURÜCK!"
    Die Masse grummelte, ein Klang, der mir die Nackenhaare sträubte.
    "HOLT ES EUCH ZURÜCK!", skandierten sie. "HOLT ES EUCH ZURÜCK HOLT ES EUCH ZURÜCK HOLT ES EUCH ZURÜCK!"
    Die Polizei rückte in Reihen an, hinter Plastikschilden, unter Darth-Vader-Helmen, die die Gesichter bedeckten. Jeder hatte einen schwarzen Gummiknüppel und eine Infrarot-Nachtsichtbrille. Sie sahen aus wie Soldaten in einem futuristischen Kriegsfilm. Alle zusammen machten einen Schritt vorwärts, und jeder hieb seinen Knüppel gegen seinen Schild - ein Krachen, als ob die Erde splitterte. Noch ein Schritt, noch ein Krachen. Sie hatten den gesamten Park umstellt und zogen den Belagerungsring jetzt zu.
    "ENTFERNEN SIE SICH SOFORT VON HIER", sagte die Stimme Gottes noch einmal. Plötzlich waren Helikopter über uns. Aber ohne Suchscheinwerfer. Infrarotbrillen, klar. Die würden da oben auch Nachtsichtgeräte haben. Ich zog Ange zurück zur Kirchentür, aus dem Sichtfeld der Bullen und der Helis.
    "HOLT ES EUCH ZURÜCK!", donnerte die PA. Das war Trudy Doos Rebellenschrei, und ich konnte hören, wie sie auf der Gitarre ein paar Akkorde rausprügelte, dann der Schlagzeuger dazu, dann der riesige, tiefe Bass.
    "HOLT ES EUCH ZURÜCK!", antwortete die Menge, und dann schwappte die Woge aus dem Park heraus und den Gefechtsreihen der Polizei entgegen.
    Ich war noch nie im Krieg, aber jetzt glaube ich zu wissen, wie das ist. Wie es sich anfühlen muss, wenn

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