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Little Brother

Little Brother

Titel: Little Brother Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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es um große Menschenansammlungen geht, aber wenn mans noch nicht selbst erlebt hat, hält man es vermutlich nur für eine rhetorische Figur.
    Ist es aber nicht. Es ist das Lächeln, ansteckend und groß wie Wassermelonen, auf jedem Gesicht. Wie jeder Einzelne zu einem unhörbaren Rhythmus hopst und die Schultern wippen. Der wogende Gang. Witze, Lachen. Der Klang jeder Stimme, angespannt, aufgeregt, wie ein Feuerwerk, das jeden Moment gezündet wird. Und du kannst gar nicht anders, als ein Teil davon zu sein. Ist einfach so.
    Als die Bands loslegten, war ich von den Massen-Vibes schon komplett zugedröhnt. Der Opener war eine Art serbischer Turbo-Folk, und ich konnte nicht rauskriegen, wie man dazu tanzen sollte. Ich kann überhaupt nur zu zweierlei Sorten Musik tanzen: zu Trance (schlurf rum und lass dich von der Musik bewegen) und zu Punk (spring rum und schüttel die Mähne, bis du verletzt oder ausgepowert bist oder beides). Der nächste Act waren Oakland-HipHopper mit einer Thrash-Metal-Kombo als Backup, was besser klingt, als die Beschreibung vermuten lässt. Danach kam etwas Kaugummi-Pop. Und dann übernahmen die Speedwhores die Bühne, und Trudy Doo trat ans Mikro.
    "Mein Name ist Trudy Doo, und ihr seid Idioten, wenn ihr mir traut. Ich bin zweiunddreißig, und für mich ist der Zug abgefahren. Ich bin fertig. Ich bin noch voll in den alten Ideen drin. Ich betrachte meine Freiheit immer noch als was Selbstverständliches und erlaube es anderen Leuten, sie mir wegzunehmen. Ihr seid die erste Generation, die im Gulag Amerika aufwächst, und ihr wisst auf den letzten gottverdammten Cent genau, was eure Freiheit wert ist!"
    Die Menge tobte. Sie huschte ein paar schnelle, nervöse Akkorde auf ihrer Gitarre dahin, und ihre Bassistin, ein mächtig dickes Mädchen mit ner Dyke-Frisur, noch größeren Stiefeln und einem Lächeln, das Bierflaschen öffnen konnte, verlegte schon ein reichlich hartes Brett. Mich hielt es nicht mehr auf den Füßen. Ich hüpfte, und Ange hüpfte mit. Wir schwitzten in der Abendluft, die schon geschwängert war von Schweiß und Pot-Rauch. Von allen Seiten wurden wir von warmen Leibern bedrängt, alles hüpfte mit.
    "Traut keinem über 25!", rief sie.
    Wir brüllten, ein einziges riesiges Tier, aus voller Kehle.
    "Traut keinem über 25!"
    "Traut keinem über 25!"
    "Traut keinem über 25!" "Traut keinem ü ber 25!"
"Traut keinem über 25!" "Traut keinem über 25!"
    Sie schlug auf der Gitarre ein paar harte Akkorde an, und die zweite Gitarristin, eine Elfe mit heftig gepierctem Gesicht, fiel ein, in schwindelerregenden Höhen, über den zwölften Bund raus.
    "Das hier ist unsere verdammte Stadt! Es ist unser verdammtes Land. Und kein Terrorist kann es uns wegnehmen, so lange wir nur frei sind. Sobald wir nicht mehr frei sind, gewinnen die Terroristen! Holt es euch zurück! Holt es euch zurück! Ihr seid jung genug und dumm genug, um noch nicht zu wissen, dass ihr eigentlich keine Chance habt, also seid ihr die einzigen, die uns noch zum Sieg führen können! Holt es euch zurück!"
    "HOLT ES EUCH ZURÜCK!", brüllten wir. Sie drosch hart auf ihre Saiten ein. Wir nahmen die Note grölend auf, und dann wurde es richtig, richtig LAUT.
    Ich tanzte, bis ich vor Müdigkeit keinen Schritt mehr machen konnte, und Ange tanzte neben mir. Rein technisch gesehen rieben wir stundenlang unsere schwitzenden Leiber aneinander, aber glaubt es oder lasst es bleiben, es törnte mich nicht an. Wir tanzten bloß, wir verloren uns in den Beats und dem Soundgeprügel und dem Schreien - HOLT ES EUCH ZURÜCK! HOLT ES EUCH ZURÜCK!
    Als ich nicht mehr tanzen konnte, griff ich nach ihrer Hand, und sie drückte meine, als ob ich sie davon abhalten müsse, von einem Hausdach zu fallen. Sie zog mich aus der Masse raus, wo es luftiger und kühler wurde. Da draußen, im Randbereich von Dolores Park, waren wir der kühlen Luft ausgesetzt, und der Schweiß auf unseren Körpern wurde sofort eiskalt. Wir zitterten, und sie schlang ihre Arme um meine Hüfte. "Wärm mich", forderte sie.
    Ich brauchte keine weiteren Hinweise und umarmte sie auch. Ihr Herzschlag war ein Echo der rasenden Beats auf der Bühne - Breakbeats jetzt ohne Gesang, schnell und aggressiv.
    Sie roch nach Schweiß, ein scharfer, überwältigender Geruch. Ich wusste, ich roch auch nach Schweiß. Meine Nase war in ihrem Haar vergraben, ihr Gesicht an meinem Schlüsselbein. Ihre Hände wanderten in meinen Nacken und zogen an mir.
    "Komm hier runter, ich hab keine

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