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Little Brother

Little Brother

Titel: Little Brother Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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Penner und Engel.
    Das Buch hat keine eigentliche Handlung - Kerouac soll es, zugedröhnt bis zur Kante, innerhalb von drei Wochen auf eine lange Rolle Papier geschrieben haben -, es beschreibt bloß eine Reihe erstaunlicher Dinge, ein Ereignis nach dem anderen. Er freundet sich mit selbstzerstörerischen Leuten wie Dean Moriarty an, die ihn in merkwürdige Pläne verwickeln, aus denen nie irgendwas wird, und doch wird was draus, wenn ihr wisst, was ich meine.
    Diese Worte hatten einen ganz eigenen Rhythmus, sie waren üppig, ich konnte sie laut in meinem Kopf hören. Sie weckten in mir das Verlangen, mich auf der Ladefläche eines Pickups schlafen zu legen und in einer staubigen Kleinstadt im Central Valley auf halber Strecke nach L.A. wieder aufzuwachen, in einem dieser Orte mit einer Tankstelle und einem Diner, und dann einfach nur auf die Felder hinauszulaufen und Leute zu treffen, Dinge zu sehen und Dinge zu tun.
    Es war eine lange Busfahrt, und ich musste ein bisschen eingenickt sein - mit Ange bis werweißwann zu chatten war schlecht für meinen Schlafrhythmus, denn Mom erwartete mich nach wie vor zum Frühstück. Ich wachte auf, wechselte den Bus, und kurz daraufwar ich bei Anges Schule.
    Sie kam mir hüpfend entgegen in ihrer Uniform - ich hatte sie noch nie darin gesehen, sie sah auf eine merkwürdige Art süß aus und erinnerte mich an Van in ihrer Uniform. Sie umarmte mich lange und gab mir einen harten Kuss auf die Wange.
    "Hallo, du!", sagte sie.
    "Hi!"
    "Was liestn da?"
    Daraufhatte ich gewartet. Ich hatte die Stelle mit einem Finger markiert. "Hör mal:
    ,Sie tanzten die Straßen hinab wie Dingledodies ( 6 ), und ich schlurfte hinterher, wie ich es mein Leben lang mit Leuten getan habe, die mich interessieren, weil die einzigen Leute, die für mich zählen, die Verrückten sind - die verrückt sind nach Leben, verrückt nach Reden, verrückt nach Erlösung, begierig nach allem zugleich; die niemals gähnen oder Gemeinplätze plappern, sondern brennen, brennen, brennen wie sagenhafte gelbe römische Kerzen, explodieren wie Spinnen über all die Sterne hinaus, und in der Mitte siehst du das blaue Zentrum der Flamme verpuffen und alles sagt "Oohhh!"'"
    Sie nahm das Buch und las die Passage noch einmal. "Wow, Dingledodies! Ich liebe so was! Ist das alles so?"
    Ich erzählte ihr von dem, was ich schon gelesen hatte, während wir langsam den Bürgersteig runter zur Bushaltestelle schlenderten. Als wir um die Ecke gebogen waren, schlang sie ihren Arm um meine Hüfte, und ich legte meinen über ihre Schulter. Die Straße runterzugehen mit einem Mädchen im Arm - meiner Freundin? Klar, wieso nicht? - und über dieses coole Buch zu reden, das war einfach himmlisch. Es ließ mich meine Sorgen für einen Moment vergessen.
    "Marcus?"
    Ich drehte mich um. Es war Van. Im Unterbewusstsein hatte ich damit gerechnet. Ich wusste es, weil mein Bewusstsein nicht im Mindesten überrascht war. Es war keine große Schule, und sie hatten alle zur selben Zeit Schluss. Ich hatte seit Wochen nicht mit Van geredet, und diese Wochen fühlten sich wie Monate an. Früher hatten wir jeden Tag miteinander geredet.
    "Hi, Van", sagte ich. Ich unterdrückte den Reflex, meinen Arm von Anges Schulter zu nehmen. Van schien überrascht zu sein, aber nicht so sehr wütend als vielmehr bleich und erschüttert. Sie beobachtete uns beide scharf.
    "Angela?"
    "Hi, Vanessa", sagte Ange.
    "Was machst du denn hier?"
    "Ich bin hier rausgekommen, um Ange abzuholen", sagte ich in bemüht neutralem Tonfall. Plötzlich fühlte ich mich unwohl dabei, mit einem anderen Mädchen gesehen zu werden.
    "Oh. Na dann, war nett, dich gesehen zu haben."
    "Ja, war nett, dich gesehen zu haben, Vanessa", sagte Ange, zog mich herum und weiter Richtung Bushaltestelle.
    "Du kennst sie?"
    "Ja, schon ewig."
    "Wart ihr zusammen?"
    "Was? Nein! Überhaupt nicht! Wir waren bloß Freunde."
    "Ihr wart Freunde?"
    Ich hatte das Gefühl, als würde Van direkt hinter uns herlaufen und zuhören, obwohl sie bei dem Tempo, das wir eingeschlagen hatten, hätte joggen müssen, um an uns dranzubleiben. Ich widerstand der Versuchung, über die Schulter zu blicken, so lange wie nur möglich, aber schließlich tat ich es doch. Hinter uns waren massenhaft Mädchen aus der Schule, aber keine Van.
    "Sie war mit mir und Jose-Luis und Darryl unterwegs, als wir verhaftet wurden. Wir haben zusammen ARGs gemacht. Wir vier waren so was wie beste Freunde."
    "Und dann?"
    Ich dämpfte die Stimme. "Sie

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