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Little Brother

Little Brother

Titel: Little Brother Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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mochte die Idee mit dem Xnet nicht. Sie dachte, wir würden Ärger kriegen und ich würde andere Leute in Schwierigkeiten bringen."
    "Und deshalb seid ihr jetzt keine Freunde mehr?"
    "Wir haben uns bloß sozusagen auseinandergelebt." Wir gingen ein paar Schritte.
    "Ihr wart nicht, du weißt schon, Freund-und-Freundin-Freunde?"
    "Nein!", sagte. Ich. Mein Gesicht glühte. Ich fühlte mich, als würde ich mich wie ein Lügner anhören, obwohl ich ja nun die Wahrheit sagte.
    Ange brachte uns beide abrupt zum Stehen und studierte meinen Gesichtsausdruck.
    "Oder doch?"
    "Nein! Ehrlich nicht! Nur Freunde. Darryl und sie - na ja, auch nicht wirklich, aber Darryl war ziemlich in sie verknallt. Überhaupt kein Gedanke daran,..."
    "Aber wenn Darryl nicht in sie verknallt gewesen wäre, wärst du, oder was?"
    "Nein, Ange. Nein. Bitte glaub mir doch einfach und lass das Thema. Vanessa und ich waren gute Freunde und sind es jetzt nicht mehr, und das macht mir zu schaffen; aber ich war nie hinter ihr her, okay?"
    Sie entspannte sich ein bisschen. "Okay, okay. Tut mir Leid. Ist bloß, dass ich mit ihr nicht klarkomme. Wir sind nie miteinander klargekommen in all den Jahren, die wir uns schon kennen."
    Ach so, dachte ich. Das erklärte, weshalb Jolu Ange schon so lange kannte und ich sie trotzdem noch nie getroffen hatte. Sie hatte ihre Privatfehde mit Van, und deshalb hatte er sie nie mitgebracht.
    Wir umarmten uns ausgiebig und küssten uns, und eine Horde Mädels kam an uns vorbei und machte "huiuiuiui"; also rissen wir uns zusammen und gingen weiter zur Bushaltestelle. Vor uns lief jetzt Van, die an uns vorbeigekommen sein musste, während wir uns küssten. Ich fühlte mich wie ein kompletter Idiot.
    Natürlich war sie auch an der Bushaltestelle und dann im Bus, und wir sprachen kein Wort miteinander, und ich versuchte die ganze Fahrt über ein Gespräch mit Ange zu führen, aber es war sehr verkrampft.
    Wir hatten geplant, irgendwo auf einen Kaffee anzuhalten und dann zu Ange weiterzugehen, um zu "lernen", also um abwechselnd mit ihrer Xbox im Xnet zu lesen. Anges Mom kam an Dienstagen immer spät nach Hause, weil sie da abends Yogakurs hatte und dann mit ihren Freundinnen essen ging, und Anges Schwester war mit ihrem Freund auf der Piste, also würden wir ganz ungestört sein. Und ich hatte schmutzige Phantasien seit dem Moment, als wir uns für diesen Abend verabredet hatten.
    Wir kamen bei ihr an, gingen direkt in ihr Zimmer und machten die Tür hinter uns zu. Ihr Zimmer hatte was von einem Bombenkrater, es wär übersät mit schichtenweise Klamotten, Notizbüchern und PC-Teilen, die sich wie Krähenfüße in die Socken bohren würden. Ihr Schreibtisch war noch schlimmer als der Fußboden, dort stapelten sich die Bücher und Comics; so setzten wir uns schließlich auf ihr Bett, wogegen ich nichts einzuwenden hatte.
    Die Verlegenheit seit dem Treffen mit Van hatte sich einigermaßen gelegt, und wir warfen ihre Xbox an. Sie war in ein Nest von Kabeln eingebettet, von denen einige zu einer WLAN-Antenne führten, die sie am Fenster befestigt hatte, um die Funknetze der Nachbarn anzapfen zu können. Andere Kabel führten zu alten Laptop-Monitoren, die sie zu Einzelbildschirmen umgebaut hatte, auf Standfüßen balancierend und voll freiliegender Elektronik. Die Monitore standen auf beiden Nachttischen, ein geniales Arrangement, um im Bett Filme zu sehen oder zu chatten: Wenn sie die Bildschirme zum Bett hin drehte, konnte sie sich auf die Seite drehen und hatte nach links oder rechts immer ein seitenrichtiges Bild.
    Nebeneinander an den Nachttisch gelehnt auf ihrem Bett sitzend wussten wir beide, weshalb wir wirklich hier waren. Ich zitterte ein wenig, und die Wärme ihres Beins und ihrer Schulter an mir waren nur zu gegenwärtig; aber ich musste mich zumindest mal ins Xnet einloggen, meine Mails lesen und so.
    Eine Mail kam von einem Jungen, der gern lustige Handy-Videos über das Amok laufende DHS verschickte. Das letzte hatte gezeigt, wie sie einen Kinderwagen zerlegten, weil ein Sprengstoffspürhund sich dafür interessiert hatte; sie hatten ihn mitten auf der Straße in der Marina mit Schraubenziehern auseinandergenommen, und man konnte sehen, wie all die reichen Leute da vorbeikamen, sich umdrehten und offensichtlich wunderten, wie bescheuert das war.
    Ich hatte zu dem Video verlinkt, und es war wie bescheuert runtergeladen worden. Er hatte es auf den Spiegelserver des "Internet Archive" in Alexandria, Ägypten hochgeladen,

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