Little Lies - Vollkommen vertraut: Roman (Little-Reihe) (German Edition)
mehrere meiner Colas gekippt hatte … Na ja, vielleicht hatte ich die Cola auch irgendwann weggelassen und nur den Rum getrunken. Nein, Moment. Ich war auf Wodka umgestiegen. Stimmt. Der Rum war ja alle gewesen. Mein Magen hob sich noch einmal, aber es kam nichts mehr raus. Ich richtete mich wieder auf, lehnte mich an die kalte Backsteinmauer und ließ mich von der frischen Luft abkühlen.
»Trink das hier, du Trottel.«
Ich öffnete langsam die Augen und schaute direkt in Beaus ungehaltene Miene, der mir eine gekühlte Plastikflasche in die Hand drückte. Ich senkte den Blick und sah, dass es Wasser war. Der Nachgeschmack des wieder nach oben gewürgten Alkohols war widerlich. Eigentlich hätte ich ihm wohl danken sollen, dass er mir zu Hilfe kam, aber das brachte ich irgendwie nicht über mich.
Ich öffnete die Flasche, nahm einen tiefen Schluck und fühlte mich sofort besser.
»Trink noch ein bisschen mehr, und dann komm. Ich bring dich heim.«
Seine bestimmende Art ging mir langsam echt auf den Keks. Er war ganz bestimmt nicht plötzlich der gute Bruder – beziehungsweise der gute Cousin, für den ihn ja immer noch jeder hielt. Nur weil er jetzt mit Ash zusammen war, war er noch längst kein Heiliger.
»Lass mich in Ruhe, Beau«, nuschelte ich und trank noch ein bisschen Wasser.
»Ich habe Ashton versprochen, dass ich dir heute Abend keinen Verstand einprügeln werde. Sorg nicht dafür, dass ich dieses Versprechen brechen muss.«
Ich verdrehte die Augen, stieß mich von der Hauswand ab und ging an Beau vorbei zu meinem Pick-up. Ich war gar nicht mehr betrunken. Schließlich hatte ich jeden Tropfen Alkohol, den ich in mir gehabt hatte, ins Gebüsch der Jenkins’ gekotzt.
»Mach das nicht, Sawyer. Du hast zu viel intus und wärst gerade fast umgekippt. Lass mich dich nach Hause bringen, okay?«
Ich blieb stehen, drehte mich um und starrte ihn an. »Warum? Ich mache Ash doch eh nur wütend. Und ich kann nicht aufhören, sie anzusehen. Sie zu wollen. Warum zur Hölle willst du mir so verdammt gerne helfen, hm?«
Beau stieß einen Seufzer aus und erwiderte meinen Blick. »Weil du mein Bruder bist.«
Genau das war der Knackpunkt. Als er mir die Freundin ausgespannt hatte, war Brüderlichkeit ganz sicher kein Argument für ihn gewesen. Verdammt! Streng genommen hatte er mich da zwar noch für seinen Cousin gehalten, aber andererseits waren wir uns immer schon so nahegestanden wie Brüder …
»Ich dachte, das hätten wir abgehakt, Sawyer. Du hast mir deinen Segen gegeben … Und Ashton auch, und dann bist du davonmarschiert. Was ist dein Problem?«
Was mein Problem war?! Er hatte mein Mädchen. Er würde das College besuchen, auf das ich hatte gehen wollen. Er hatte verdammt noch mal alles, was ich im Leben gewollt hatte.
»Nix«, murmelte ich, wandte mich ab und steuerte wieder auf meinen Pick-up zu.
»Sawyer, zur Not wende ich rohe Gewalt an, um dich in meinen Pick-up zu bugsieren!« Beau klang nicht verärgert, sondern einfach nur ehrlich besorgt. Nein, heute Nacht fühlte ich mich zu einem Zweikampf mit ihm nicht in der Lage. Ich war mir mehr als sicher, dass ich den Kürzeren ziehen und mir einige Schrammen holen würde.
»Okay. Fahr mich heim.«
Nachdem Beau mich abgesetzt hatte, duschte ich lange und heiß und kroch schließlich in mein Bett. Gott sei Dank kamen meine Eltern nicht auf die Idee, nach mir zu sehen. So bekamen sie nicht mit, dass ihr Sohn hackedicht nach Hause gekommen war. Meine Mutter würde es niemals verkraften, mich so zu sehen. Schließlich war ich ein guter Junge und hatte meinen Eltern nie auch nur den geringsten Anlass gegeben, mir nicht voll und ganz zu vertrauen. Wohin das geführt hatte, konnte man ja jetzt sehen.
Sobald ich das Laken über mich gezogen hatte, starrte ich an die Decke und spielte vor meinem inneren Auge noch mal den Ausraster ab, den Ash vorhin gehabt hatte. Sie war stinksauer gewesen. Aber warum? Weil ich in aller Öffentlichkeit mit Lana herumgemacht hatte? Wir hatten uns doch nur geküsst … Zugegeben, es war ein extrem heißer Kuss gewesen. Und die Haut dieses Mädchens fühlte sich ziemlich unglaublich an. Ihr Haar roch wie irgendeine Blume, und ehe wir auf so dämliche Weise unterbrochen worden waren, hatte ich nur noch daran denken können, wie gern ich die Haut in ihrem Nacken schmecken wollte … Ihren rasenden Puls unter meinen Lippen zu spüren war absolut berauschend gewesen … Berauschender als alles, was ich je zuvor erlebt
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