Little Lies - Vollkommen vertraut: Roman (Little-Reihe) (German Edition)
meinem Selbstmitleid und räusperte mich. »Sorry, Mom, was hast du gesagt?«
»Er will ernsthaft, dass du nach New York fliegst, um bei der Hochzeit dabei zu sein. Hat man Worte?! Mein Baby in New York! Ich hab ihm natürlich gesagt, dass er das vergessen kann. Keine Chance! Selbstverständlich willst du nicht an dieser lächerlichen Trauung teilnehmen! Aber er hat darauf bestanden, zuerst mit dir zu sprechen. Also, sei auf seinen Anruf gefasst! Das kleine Flittchen möchte, dass du die Trauzeugin bist. Du lieber Gott, du kennst sie ja noch nicht mal!«
»Okay, Mom, danke für die Info. Ich muss los, ich ruf dich später an. Ashton wartet, wir machen einen kleinen Morgenlauf.«
Mom schluckte meine Lüge, und ich ließ mich zurück in die Kissen plumpsen. Konnte das alles noch verkorkster werden? Unten läutete das Telefon, und ich hörte, wie meine Tante abhob. Logisch, jetzt erzählte Mom ihr noch mal exakt dieselbe Story wie mir eben. Ich war mir sicher, dass meine Tante mich decken würde, wenn meine Mutter die kleine Lüge erwähnen sollte, die ich ihr eben aufgetischt hatte. Sie verstand mich, das hatte sie immer schon. Ich kuschelte mich in meine Bettdecke und schloss die Augen. Vielleicht konnte ich mir wenigstens für kurze Zeit vorstellen, dass das hier mein Zuhause war. Dass es einen warmen und sicheren Ort gab, an dem ich mich verkriechen konnte.
Als ich ein paar Stunden später in die Küche kam, roch es immer noch leicht nach Bacon. Ashton stand im Schlafanzug und mit zerzaustem Haar an der Küchentheke und goss sich Kaffee ein.
»Morgen«, murmelte ich und stellte mich neben sie, um dasselbe zu tun.
»Oh, da ist ja meine frühmorgendliche Laufpartnerin!« Der neckende Ton in ihrer Stimme brachte mich zum Lächeln.
»Uff, ja, sorry. Ich musste sie irgendwie abwürgen und habe eine Ausrede gebraucht …«
Ashton lachte und reichte mir die Tasse.
»Kein Ding. Mom scheint dich laut dem Zettel, den sie uns hiergelassen hat, ja nicht verpfiffen zu haben.« Sie deutete auf den kleinen Brief, der auf der Theke lag. Ich griff danach und las:
Guten Morgen, Mädels!
Hoffe sehr, dass euer Morgensprint erfrischend war. Ehrlich gesagt, war ich ja erst mal überrascht, als Caroline das erwähnte. Ich hätte schwören können, dass ich aus euren Zimmern ein leises Schnarchen gehört habe. Aber keine Angst, das habe ich meiner Schwester nicht gesagt. Sie ist felsenfest davon überzeugt, dass ihr eine herrliche, ausgiebige Joggingrunde genossen habt und nach eurer Rückkehr ein bisschen von den Eiern und dem Bacon esst, die ich gebraten habe.
Küsschen,
Mom
Ich grinste in mich hinein und legte den Brief wieder weg.
»Wie kriegt es deine Mom nur hin, so cool zu sein, während meine sich aufführt wie eine verrückte Psychotante?«, fragte ich und nahm einen großen Schluck schwarzen Kaffee.
Ashton stritt die leicht irren Tendenzen meiner Mom gar nicht erst ab. Sie schenkte mir einen traurigen Blick und zuckte mit den Schultern.
»Warum hat sie denn schon so früh angerufen?«
Ich ließ meine Schultern kreisen und setzte die Tasse ab. Ich wollte nicht wirklich drüber sprechen, aber ich wusste, dass mir die Entscheidung leichter fallen würde, wenn ich die Sache vorher mit jemandem durchgekaut hatte.
»Dad heiratet wieder.«
Ashtons Augen weiteten sich, und sie lehnte sich über den Tresen, stützte sich auf die Ellbogen und musterte mich. Ihr Blick war forschend; sie wollte herausfinden, wie ich diese Neuigkeit aufgenommen hatte.
»Du hast damit gerechnet, stimmt’s?«, fragte sie zögernd.
»Ja, habe ich. Aber nicht so bald, und vielleicht nicht unbedingt ein Mädchen, das nur fünf Jahre älter ist als ich.«
Ashton klappte der Kiefer hinunter. »Onkel Noland ist mit einer 23-Jährigen verlobt?!«
Jetzt, wo sie es laut sagte, klang es tatsächlich völlig aberwitzig. Mein Dad war noch nicht mal ein besonders attraktiver Typ. Klar, ich liebte ihn und so, aber er war alt und kriegte langsam eine Glatze. Von dem kleinen Bierbauch ganz zu schweigen. »Tja, verrückt, hm?«
»Ja, total … Geht es dir einigermaßen gut damit? Wird er dich anrufen?«
Ich war mir nicht sicher, ob es mir je gut gegangen war – selbst dann, als meine Eltern noch beide zu Hause gewohnt hatten. Sie hatten permanent gestritten. Immer. In den meisten meiner Kindheitserinnerungen kam mindestens eine Szene vor, in der meine Mom meinen Dad anbrüllte.
»Ich komme klar. Angeblich ruft er heute an. Seine Verlobte … Sie
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