Little Lies - Vollkommen vertraut: Roman (Little-Reihe) (German Edition)
auf diese Art Neuigkeit erwidern? Ich sank auf die Stufen vor der Hintertür und legte meine Stirn auf die Knie. Mein Dad plapperte weiter vor sich hin, erläuterte mir seine Hochzeits- und Babypläne. Sie würden aus Manhattan weg- und nach New Jersey ziehen, sodass sie sich ein richtiges Haus leisten konnten. Dort würde ich zwar kein eigenes Zimmer haben, aber ich konnte im Kinderzimmer schlafen, wenn ich zu Besuch kam. Er versicherte mir, dass ich jederzeit willkommen sei.
»Lana?« Eine Stimme von rechts oben bot mir eine höchst willkommene Ablenkung.
Ich hob den Kopf und starrte hoch zu Sawyer, der mit besorgtem Gesichtsausdruck vor mir stand. Ich fragte mich, wie viel er wohl von dem Gespräch mitbekommen hatte.
»Daddy, ich muss los. Mein, ähm, Freund ist gerade gekommen, und wir haben einiges vor. Ich ruf dich später zurück, wenn ich entschieden habe, was ich mache.«
»Aber du wirst doch –«
»Weiß ich noch nicht, Daddy. Ich muss jetzt echt auflegen, aber ich melde mich, wenn ich mehr weiß.« Ich drückte auf die rote Taste, ehe er noch mehr sagte.
Jetzt brauchte ich erst mal einen Moment, bevor ich mich erheben konnte.
»Alles klar?«, fragte Sawyer und kniete sich neben mich. Ich wollte eigentlich nicken, schüttelte aber stattdessen den Kopf.
Er schlang einen Arm um mich und zog mich an sich. Diese kleine tröstliche Geste ließ mir Tränen in die Augen steigen. Ich vergrub meinen Kopf in seiner Armbeuge und versuchte, die unkontrollierbaren Schluchzer auf diese Weise so gut wie möglich abzudämpfen. Sawyer versuchte weder, mich aufzubauen, noch mir sonst irgendwie gut zuzureden. Stattdessen umarmte er mich noch fester und küsste mich sanft auf das Haar, die Schläfe und die Stirn, als ich mich in seinen Armen ausweinte.
So etwas hatte ich noch nie getan. Meine Gefühle zu zeigen war völlig neu für mich. Den Schock über das Benehmen meines Vaters schob ich erst einmal ganz weit weg und saugte dafür allen Trost auf, den ich kriegen konnte. Er war zwar flüchtiger Art, aber ich kostete ihn voll aus.
Ein paar Minuten, dann hatte ich meine Tränen im Griff und wischte mir übers Gesicht. Gott sei Dank hatte Dad angerufen, ehe ich mich geschminkt hatte. Es wäre superpeinlich gewesen, wenn ich Sawyers weißes Poloshirt mit meiner Wimperntusche besudelt hätte.
»Willst du drüber reden?«
Nie im Leben würde ich Sawyer erzählen, dass mein Dad eine 23-Jährige geschwängert hatte. Das war ja selbst mir zu viel. Ich wollte kein Mitleid in seinen Augen sehen, wenn er mich anblickte. Da zog ich Begehren oder Wollust wirklich vor. Wenn ich ihm leidtat, würde ich mit der Sache überhaupt nicht mehr klarkommen.
»Nein«, sagte ich, setzte mich auf und schaute nach, wie nass sein T-Shirt durch meine Heulerei geworden war.
»Das wird schon wieder trocken«, sagte er lächelnd. Immer noch konnte ich Besorgnis in seinem Blick erkennen, als er mein Gesicht musterte. Ein Teil von mir wollte, dass er alles von mir wusste. Gleichzeitig ahnte ich aber, dass er ein völlig anderes Bild von mir haben würde, wenn er erst begriffen hätte, was für ein erbärmliches Leben ich eigentlich führte …
»Danke.«
Sawyer lehnte sich nach vorn und küsste leicht meine Mundwinkel, ehe er seine Lippen auf meine drückte. Er versuchte noch nicht einmal, mir einen Zungenkuss zu geben. Stattdessen blieb er sanft und zärtlich.
»Mhhh … An diese wundervollen Lippen habe ich den ganzen Morgen über gedacht«, murmelte er.
Ich schmolz schon wieder dahin. Das war bei ihm leicht, beinahe unvermeidbar. Ich konnte von Sawyer einfach nicht genug kriegen. Er wich viel früher zurück, als mir lieb war, fuhr mit der Hand durch mein Haar und wickelte eine Locke um seinen Finger.
»Vielleicht machst du dich schnell fertig? Ich kann es kaum erwarten, dich den ganzen Tag für mich zu haben!«
Meine Beine waren jetzt wieder voll funktionstüchtig. Dennoch schwankte ich beim Aufstehen leicht.
»Gib mir zehn Minuten!«, sagte ich lächelnd.
Sawyer erhob sich ebenfalls und wollte mir schon nach drinnen folgen, blieb aber stehen.
»Ähm, ich warte mal lieber im Pick-up, wenn das okay ist.«
Ashton war nicht zu Hause. Sie war schon vor einer Stunde mit Beau aufgebrochen, aber ich wusste, das war nicht der Grund dafür, dass er nicht mit hineinkam. Das Haus steckte voller Erinnerungen, denen er sich jetzt noch nicht stellen wollte.
»Okay! Ich brauche nicht lang«, versicherte ich ihm.
I n die Schotterstraße
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