Little Lies - Vollkommen vertraut: Roman (Little-Reihe) (German Edition)
eingeflogen werden müssen. Das Haus wird aus allen Nähten platzen.«
Wieso redete er nur so lange um den heißen Brei herum?
»Also, mein Engel, was ich sagen will … es gibt für dich leider nicht mehr genug Platz. Ich kann ja schlecht Shandras Oma um ein Zimmer für dich bitten, wo sie doch ohnehin schon so großzügig ist. Die Reisekosten beanspruchen meine Geldbörse ziemlich. Dir einen Flug und ein Hotelzimmer zu bezahlen ist leider nicht drin. Ich meine, klar, ich fände es sehr schön, wenn du hier wärst. Aber ich habe einfach keine Ahnung, wie ich das finanzieren soll.«
Ich lehnte mich an die Wand und schloss die Augen. Tränen ließen meine Sicht verschwimmen, und ich wischte sie wütend weg. Oh nein, er würde mich nicht zum Weinen bringen. Auf keinen Fall.
»Okay. Alles klar«, brachte ich irgendwie trotz des Kloßes in meinem Hals heraus.
»Du verstehst das doch, oder?«
Er verprasste sein ganzes Geld für eine Hochzeit mit einem Mädchen, mit dem er eine funkelnagelneue Familie gründen würde. Für die Tochter, die er schon hatte, konnte er nicht einmal genug Geld für ein Flugticket zusammenkratzen, damit sie an seinem großen Tag teilhaben konnte. So weh das auch tat – damit konnte ich leben. Leider wusste ich, dass das noch ganz andere, viel weitreichendere Konsequenzen haben würde.
Eine neue Frau, ein neues Haus, eine fette Hochzeit, ein Baby … Nein, mein Dad würde mich, was das College betraf, nicht unterstützen können. Nada, niente. Ich brauchte nicht einmal mehr zu fragen. Noch einmal würde ich es nicht aushalten, von ihm enttäuscht und im Stich gelassen zu werden.
»Lana?«
»Ja, ja, Dad, schon okay. Hab es kapiert.«
»Na, mein Engel, das wusste ich doch. Shandra war ganz besorgt, dass du dich darüber aufregen würdest. Ich habe ihr aber schon gesagt, dass du schließlich nicht so bist wie Caroline und dass du da kein großes Drama draus machst.«
»Ich muss auflegen, ich will nicht meinen ganzen Akku verbrauchen.«
»Richtig, klar! Nun denn, dann viel Spaß, genieß deinen Sommer! Vielleicht kriege ich es hin, dich im Herbst zu besuchen. Auf welches College gehst du denn eigentlich?«
Ich würde aufs ortsansässige Junior College gehen müssen. Die Würfel waren gefallen.
»Ich muss los, Dad«, antwortete ich und legte auf.
Tränen rannen mir übers Gesicht, und ich spürte, wie meine wilde Entschlossenheit, mich von meinen Eltern nie wieder verletzen zu lassen, bröckelte. Wie viel sollte ich denn noch ertragen, ehe es mich endgültig vor Kummer zerfetzte? All den Schmerz zu unterdrücken machte mich völlig fertig. Ich musste irgendjemandem davon erzählen, mich bei jemandem ausweinen, der mich dabei festhielt. Ja, jemand, der sich um mich kümmerte und nicht nur um sich selbst … Ich brauchte Sawyer. Ich spritzte mir Wasser ins Gesicht und trocknete meine Tränen, dann schnappte ich mir meine Tasche, verstaute mein Handy darin und ging zur Tür. Er würde auf mich warten, bestimmt. Und mir zuhören.
Sobald ich den Pfad betrat, der zum Campingplatz führte, kam Sawyer auch schon auf mich zugestürzt. Bei seinem Anblick überkam mich große Erleichterung. Allerdings war sie nur von kurzer Dauer, denn er sah wahnsinnig ernst und besorgt aus.
»Sawyer –«, setzte ich an, aber er rannte an mir vorbei zum Waschhaus.
»Ich habe jetzt keine Zeit, Lana«, rief er mir zu.
Völlig verdutzt stand ich da, wie zur Salzsäule erstarrt. Innerhalb weniger Sekunden kam er wieder aus dem Waschhaus gestürmt, in der Hand einen nassen Lappen und einen wild entschlossenen Ausdruck im Gesicht. Sein Blick glitt über mich hinweg, als wäre ich durchsichtig. Als er an mir vorbeirannte, packte ich ihn am Arm. Langsam machte er mir richtig Angst.
»Was ist los?!«, fragte ich.
»Lana, lass mich los, bitte. Ich kann jetzt nicht plaudern, Ashton braucht mich!«
Als seine Worte langsam in mich einsickerten, nahm ich ruckartig meine Hand von seinem Arm. Von ihm kam weder eine Erklärung noch eine Entschuldigung. Stattdessen flitzte er davon und ließ mich stehen wie bestellt und nicht abgeholt. Mein Gefühlshaushalt lag ohnehin in Trümmern, also folgerte ich aus seinem merkwürdigen Verhalten, dass Ashton wirklich etwas Ernsthaftes zugestoßen sein musste. Panisch stürzte ich hinter Sawyer her.
Ich blieb in dem Moment stehen, als ich sah, wie Sawyer sich zu Ashton hinunterbeugte und ihr sanft das Haar aus der Stirn strich. Ihr war übel. Sawyer wischte ihr vorsichtig den Mund
Weitere Kostenlose Bücher