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Little Miss Undercover - Ein Familienroman

Little Miss Undercover - Ein Familienroman

Titel: Little Miss Undercover - Ein Familienroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Lutz
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einmal zu einem Wimpernzucken provozieren.
    Der Sheriff ließ die Sirene ertönen und forderte mich erneut auf anzuhalten. Stattdessen beschleunigte ich. In der Stadt wäre ich sicher, dort hatte das San Francisco Police Department das Sagen. Und ich könnte Sheriff Larson festnehmen lassen, aufgrund welcher Vergehen, müsste ich allerdings erst noch herausfinden.
    In den Straßen von Marin kannte ich mich nicht aus, die Dämmerung hatte bereits eingesetzt. Außerdem hatte mir Larson etwas voraus, genauso wie mein Vater und mein Onkel: Verfolgungsjagden waren sein täglich Brot. Ganz abgesehen davon, dass ihm die Gegend bestens vertraut war. Die letzten Sonnenstrahlen tauchten hinter dem Horizont ab. Larson hielt nur noch wenige Meter Abstand. Um der Straßenbeleuchtungzu entgehen, nahm ich eine der Bergstraßen. Larson fuhr neben mir her und brüllte, ich solle endlich anhalten. Ich tat es nicht. Mein Herz pochte so heftig, dass ich nichts anderes mehr wahrnahm. Bisher glaubte ich immer zu wissen, was Angst ist, doch was ich jetzt empfand – die Angst, es heute Abend nicht mehr nach Hause zu schaffen –, war einfach unfassbar.
    Die Seitenstraße, die ich als Nächste ansteuerte, erwies sich als Sackgasse. Larson versperrte mir den Rückweg mit seinem Auto. Dann sprang er raus und zog seine Pistole.
    »Beide Hände aufs Steuer«, rief er, wie bei einem gewöhnlichen Verbrecher. Bevor ich überhaupt reagieren konnte, hatte Larson die Fahrertür geöffnet und mich aus dem Auto gezerrt.
    Dann spürte ich, wie mir – die Arme auf dem Rücken – Handschellen angelegt wurden. Eine warme Pranke packte mich im Nacken, um mich zum Streifenwagen zu führen. Larson öffnete die Beifahrertür, drückte meinen Kopf nach unten und schubste mich auf den Vordersitz. Danach schlug er die Tür zu und stieg auf der anderen Seite ein.
    »Das können Sie nicht machen«, sagte ich.
    »Was?«, fragte er mit dieser irritierenden Gelassenheit.
    »Sie wissen schon.« Dabei wusste ich es selbst nicht.
    »Wir machen jetzt einen kleinen Ausflug, Isabel.« Er fuhr auf die Hauptstraße zurück.
    »Wollen Sie mich umbringen?«, fragte ich, um mir selbst etwas die Anspannung zu nehmen.
    »Nein.«
    »Das sagen Sie jetzt. Damit ich mich nicht zur Wehr setze.«
    »Solange Sie Handschellen tragen, besteht keine Gefahr.«
    Da hatte er recht. Mir waren buchstäblich die Hände gebunden. Gefilzt hatte er mich allerdings nicht, und so trug ich immer noch mein Handy bei mir. Es gelang mir, es aus der Potasche zu ziehen und die erste Kurzwahlnummer zu drücken: Albert Spellman. Da ich das Handy weder ans Ohr haltennoch hören konnte, ob jemand ranging, wartete ich einfach dreißig Sekunden und sagte dann so laut wie nur möglich: »Hi Dad, ich bin’s. Falls ich vermisst werde oder mir sonst was passiert, ist das die Schuld von Sheriff Greg Larson, ich wiederhole: L-A-R-S-O-N . Ich sitze gerade in seinem Streifenwagen ...«
    »Mit wem reden Sie?«, fragte Larson. Seinem Blick nach war er noch nie einer Irren wie mir begegnet.
    »Mit meinem Dad«, sagte ich süffisant. »Über die Kurzwahl meines Handys.«
    Larson fuhr rechts ran und entriss mir das Telefon. Dann drückte er es mir ans Ohr. Ich hörte Dad schreien: »Izzy? Izzy, wo steckst du?«
    »Hallo Dad. Ich bin in Sheriff Larsons Streifenwagen.«
    »Bist du außer Gefahr?« Ich konnte Panik in seiner Stimme hören.
    »Vorhin hätte ich nein gesagt, aber jetzt würde ich’s bejahen. Für alle Fälle gebe ich dir aber die Nummer seiner Dienstmarke: 7-8-6-2-2 ...«
    Larson beugte sich vor, damit ich die letzte Ziffer sah.
    »7.«
    »Was ist los, Isabel?«
    »Nichts. Mir geht’s gut. Mach dir keine Sorgen, Dad.«
    Danach sprach Larson mit meinem Vater. »Mr. Spellman, Ihre Tochter ist in Sicherheit. Martin Snow hat einfach nur die Polizei gerufen, weil sie sich weigerte, sein Grundstück zu verlassen. Nein, heute wird keine Anklage mehr erhoben. Danke, Ihnen auch.«
    Er drückte die Austaste, dann fuhren wir weiter über den Highway 101 Richtung Süden. Larson schwieg. Jetzt, wo ich nicht mehr um mein Leben fürchten musste, hatte ich ihn zuerst sprechen lassen wollen. Nach einer Viertelstunde gab ich auf:
    »Ich weiß, dass Sie auf dem Zeltplatz waren, als Andrew verschwand.«
    »Sie haben eine ganze Menge rausgefunden. Eigentlich haben Sie fast alle Puzzleteile beisammen, Sie wissen bloß nicht, wo was hingehört, stimmt’s?«
    »Verraten Sie mir endlich, was los war?«
    »Andrew war zutiefst

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