Little Miss Undercover - Ein Familienroman
[Ergänzung zu Frage 5]
Dr. Castillo: Durchaus.
P. Clark: Leben Sie schon lange in der Bay Area, Doktor? [Variante von Frage 6 – Wo kommen Sie her?]
Dr. Castillo: Geboren bin ich in Guatemala. Als ich neun war, sind meine Eltern mit mir hierher gezogen. Bitte öffnen Sie den Mund.
[Dreißig Sekunden Zahnreinigung]
Dr. Castillo: Bitte ausspülen.
[Spuckgeräusche]
P. Clark: Dann sind Sie bestimmt zweisprachig aufgewachsen? [Petra-Frage 1]
Dr. Castillo: Ja. Wie oft verwenden Sie Zahnseide?
P. Clark: Oft.
Dr. Castillo: Heißt das, jeden Tag?
P. Clark: Nein. Aber es kommt mir so vor. Neigen Sie zu Depressionen? [Petra-Frage 2]
Dr. Castillo: Nein. Wie kommen Sie darauf?
P. Clark: Es heißt, dass Zahnärzte oft emotional gestört sind.
Dr. Castillo: Mir geht’s gut, danke. Aber ich weiß Ihre Anteilnahme zu schätzen.
P. Clark: Gern geschehen.
[Zahnreinigungsgeräusche]
Dr. Castillo: Bitte ausspülen.
[Spuckgeräusche]
P. Clark: Hatten Sie je ein Problem mit Drogen oder Alkohol? [Frage 7]
Dr. Castillo: Sind Sie Journalistin oder was?
P. Clark: Nein. Ich bin Haarstylistin. Hier ist meine Karte. Und – Drogen, Alkohol?
Dr. Castillo: Danke, gerade habe ich keinen Bedarf, Ms. Clark. Wir wären übrigens deutlich schneller fertig, wenn ich Sie nicht immer bitten müsste, den Mund zu öffnen.
[Reinigungsgeräusche]
Dr. Castillo: Bitte ausspülen.
[Spuckgeräusche]
P. Clark: Und was sind Ihre Hobbys, Doktor? [Frage 4]
[Stöhnen]
Dr. Castillo: Ich spiele Tennis.
P. Clark: Und abgesehen von Tennis?
Dr. Castillo: Ich bin Zahnarzt. Was brauche ich da noch ein Hobby?
P. Clark: Sie fügen anderen also gern Schmerzen zu? [Petra-Frage 3]
Dr. Castillo: Ihre Fragen werden mir langsam unangenehm.
P. Clark: Verzeihen Sie, Doktor. Ich bin einfach neugierig. Sind Sie katholisch? [Variante von Frage 9 – Religiosität]
Dr. Castillo: Ja.
P. Clark: Befürworten Sie die Unabhängigkeit der Frau? [Petra-Frage 4]
Dr. Castillo: Bitte öffnen Sie Ihren Mund. Weiter. Jaaa, so ist gut.
P. Clark: Klang das nicht gerade ein klitzekleines bisschen versaut?
[Stöhnen]
Dr. Castillo: Soll ich Ihnen die Zähne nun reinigen oder nicht?
P. Clark: Sonst wäre ich doch nicht hier, oder?
Dr. Castillo: Ehrlich gesagt weiß ich nicht, warum Sie hier sind.
[Lange Pause]
Dr. Castillo: Würden Sie den Mund bitte offenlassen?
[Unverständliches Grunzen; Zahnreinigungsgeräusche]
Dr. Castillo: Bitte ausspülen. Und bitte halten Sie den Mund.
[Spuckgeräusche]
P. Clark: Würden Sie sich selbst als aggressiv bezeichnen oder als konservativ?
Dr. Castillo: Wie bitte?
P. Clark: Rein steuerlich gesehen. Ist Ihre Ablage eher aggressiv oder konservativ? [Frage 8]
Dr. Castillo [deutlich verärgerter Ton]: Ich wüsste nicht, was Sie das angeht.
P. Clark: Ich hatte zwanzig Minuten lang Ihre Finger im Mund. Da darf ich wohl fragen, mit wem ich es zu tun habe.
Dr. Castillo: Ich bin konservativ. Wir haben es bald geschafft, Ms. Clark. Den Mund jetzt bitte ganz weit auf.
[Zahnreinigungsgeräusche]
Dr. Castillo: Ausspülen.
[Spuckgeräusche]
P. Clark: Treffen Sie sich auch privat mit Ihren Patientinnen?
[Frage 1]
Dr. Castillo: Nein. Ganz bestimmt nicht. Nie. [Lange Pause] Und zwingen Sie mich nicht, das zwei Mal zu sagen.
[Unverständliches Grunzen – die Patientin hat ihren Mund geöffnet und wird ihn so bald nicht wieder schließen; Zahnreinigungsgeräusche]
Dr. Castillo: Ausspülen.
P. Clark: Sie wirken etwas angespannt, Doktor.
Dr. Castillo: Heute Morgen war viel Betrieb.
P. Clark: Manche Leute können am besten mit Pornos entspannen. [Implizite Variante von Frage 10 (gestrichen) – Mögen Sie Pornos?]
Dr. Castillo: Danke, dass Sie hier waren, Ms. Clark. Bitte melden Sie sich am Empfang bei Mrs. Sanchez ab.
[Eine Tür wird geöffnet und gleich wieder geschlossen]
P. Clark: Hier spricht Petra Clark. Gerade habe ich die Praxis des Dentisten Dr. Daniel Castillo verlassen.
[Ende der Aufnahme]
»Die Pornofrage hatten wir doch gestrichen?!«
»Ja, aber dann passte es so gut – ich musste sie einfach stellen.«
»Es passte gar nicht.«
»Der spielt nicht in deiner Liga«, sagte Petra und schob sich eine weitere Brezel in den Mund.
»Ich weiß«, antwortete ich, ohne gekränkt zu sein; solche Überlegungen hatten mich noch nie abgeschreckt. Über die Jahre wurde ich so oft abgewiesen, dass ich inzwischen gegen das Wörtchen »nein« immun bin. In meinen Ohren klingt es einfach nicht so brutal wie in den Ohren
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